Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
Nein, Affären ohne gefühlsmäßige Bindung hatte es bei ihr nicht gegeben. Wenn man es genau nahm, hatte sie ganze drei Mal ihr Herz verschenkt: Das erste Mal war es noch in der Highschool passiert, das zweite Mal auf dem College, und danach hatte es noch einen dritten Mann gegeben. Währendihre Schwester sich dauernd verliebt und zweimal sogar geheiratet hatte, war Kelly vorsichtiger gewesen. Sie hatte nie vor lauter Gefühlen den Verstand vergessen.
Bis jetzt.
Bis zu dem verdammten Matt McCafferty.
Er hatte Kelly eingeholt, bevor sie verschwinden konnte. „Ich möchte mich nur noch mal erkundigen, wie es denn aussieht. Für morgen haben wir unser verspätetes Thanksgiving geplant. Du bist eingeladen. Um sechs Uhr.“
„Bis fünf Uhr habe ich Dienst. Aber trotzdem komme ich gern zu euch.“
„Wunderbar. Und dann …“ Matt verlagerte das Gewicht auf sein anderes Bein. „Am Samstagabend feiern wir Hochzeit. Thorne und Nicole wollen vor den Altar treten. Ich hatte überlegt, dass du mich vielleicht begleiten möchtest.“
„Ach, das hattest du überlegt?“, äußerte sie mit einem herausfordernden Lächeln.
„Es sei denn, du hast schon etwas anderes vor.“
Kelly lachte. Was war nur das Geheimnis dieses Mannes? Erst war ihr die Kehle wie zugeschnürt, und sie fühlte sich unbehaglich wie sonst nie in seiner Gegenwart. Dann wieder flirtete sie mit ihm, wie sie es noch nie in ihrem Leben getan hatte. „Ich werde alles absagen“, scherzte sie und wollte sich auf den Weg machen. Blitzschnell ergriff er ihren Arm, wirbelte sie herum und küsste sie, bis sie atemlos nach Luft schnapp te.
„Ich bitte darum“, flüsterte er, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Rachels Zimmer. Kelly räusperte sich und bemerkte zwei Krankenschwestern, die hastig den Blick abwandten und so taten, als hätten sie nichts bemerkt. Dann erblickte sie Dr. Nicole Stevenson, die den Flur entlangeilte.
„Arroganter Widerling, nicht wahr?“, meinte Nicole, während Kelly versuchte, ihre professionelle Haltung zurückzugewinnen.
„Das kann man wohl sagen.“
„Genau wie seine Brüder.“ Nicole lächelte. „Ich weiß, dass ich manchmal etwas streng wirke, besonders wenn es um meine Patienten geht. Ich hoffe, Sie verstehen, dass es nicht persönlich gemeint ist.“
„Ja, natürlich.“
„Und ich hoffe, dass Sie zu unserer Hochzeit kommen. Mir ist klar, dass wir den Termin ziemlich kurzfristig angesetzt haben. Aber Thorne und ich wollten warten, bis Rachel entlassen wird. Die Hochzeit soll am Samstagabend stattfinden.“
„Ich werde dabei sein“, versprach Kelly und weigerte sich, irgendwelche Hintergedanken zuzulassen.
Sie fuhr zurück ins Department und verkroch sich in ihrem Büro. Dann schloss sie die Tür und drehte die Jalousien herunter, sodass sie sich in Ruhe durch die Aktenberge wühlen konnte, die andere Fälle betrafen. Aber wie immer endete es damit, dass sie bei Rachel McCaffertys Akte landete.
Wieder las sie die Namen, die sie inzwischen auswendig aufsagen konnte – Freunde und Familie, Mitbewohnerinnen im Wohnheim auf dem College, Mitstudenten und Kollegen. Offenbar gab es keine Feinde. Abgesehen von ihren Halbbrüdern zählten noch eine Tante mütterlicherseits namens Bonnie Lancer und deren Tochter zu Rachels Familie.
Rachel war mit ihren Freunden vor allem über E-Mail in Kontakt geblieben, aber manchmal auch über das Telefon. Kelly hatte mit jedem gesprochen, der die Frau in den letzten drei Monaten vor den Anschlägen angerufen oder ihr eine E-Mail geschickt hatte – ergebnislos. Auch der braune Ford, der Wagen, von dem angenommen wurde, dass er Rachel von der Straße abgedrängt hatte, hatte sich als Sackgasse erwiesen. Und Kelly konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche Rolle Rachels Buch in der Geschichte spielen sollte. Was hatte sie nur geschrieben, dass jemand aus lauter Wut versuchte, sie umzubringen?
Kelly wollte gerade nach Hause fahren, als Stella anrief. „Detective Dillinger … Kelly, hier ist jemand, der … oh, nein, das dürfen Sie nicht …“ Die Tür zu ihrem Büro wurde aufgerissen, und Matt stürmte herein.
„Hör auf, dich so aufzuführen“, beschwerte sich Kelly und achtete nicht auf ihren rasenden Puls. Mit hilflos erhobenen Händen stand Stella in der Tür. Bevor die Sekretärin ihre Entschuldigungen vorbringen konnte, meinte Kelly: „Schon gut.“ Achselzuckend eilte Stella zurück an ihren Schreibtisch.
„Das ist ein Polizeibüro. Du
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