Rachels Geheimnis: Verräterisch klopfendes Herz (German Edition)
informieren? Irgendein Arzt oder eine Krankenschwester musste doch da sein. Sie wusste, dass Slade außer Verbrennungen und einer Rauchvergiftung auch Verletzungen am Rücken erlitten hatte.
Janine ging ein paarmal in dem kleinen Warteraum auf und ab, bevor sie sich wieder auf das Fensterbrett setzte. Nur fünf Minuten nach dem Rettungswagen war sie in der Klinik eingetroffen. Aber das Klinikpersonal verweigerte jede Auskunft.
Janine nippte an dem grauenhaften Gebräu in ihrem Becher, ohne es wirklich zu schmecken. Seit Stunden war sie auf den Beinen. Die Erschöpfung steckte ihr in den Knochen. Aber sie wusste genau, dass sie keine Sekunde schlafen würde, selbst wenn sie nach Hause fuhr. Nicht solange Slade in der Klinik war. Nicht ohne zu wissen, in welchem Zustand er sich befand.
Janine erinnerte sich daran, wie er am ersten Abend nach ihrem Wiedersehen die Axt geschwungen und Feuerholz für sie gehackt hatte. Wie sie zusammen im Schlitten durch den Schnee gefahren und den Weihnachtsbaum geschlagen hatten. Wie er Rachels Baby auf den Arm genommen und mit den Zwillingen gespielt hatte …
Und natürlich erinnerte sie sich an Ereignisse, die noch gar nicht lange zurücklagen: an seinen Blick, als er sie im Heu ausgezogen hatte. Als sie sich in dem Gebäude geliebt hatten, wo er beinahe erschlagen und verbrannt worden wäre.
Ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Am liebsten hätte Janine dem Impuls nachgegeben und wäre in Tränen ausgebrochen. Aber sie zwang sich, es nicht zu tun. Sie durfte nicht. Vielleicht brauchte er sie.
Träum weiter, Janine, raunte ihre innere Stimme. Wann hat er dich jemals gebraucht?
Jetzt, widersprach sie entschlossen, jetzt braucht er mich!
Slade würde durchkommen.
Er musste einfach.
Sie wusste nicht, wie lange sie gewartet hatte, als endlich die automatischen Türen aufglitten und Nicole erschien.
Janine sprang auf. Nicoles Haar war zerzaust, und ihre Miene wirkte angespannt. „Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten“, entschuldigte sie sich.
„Slade?“
„Er wird überleben.“ Ihre braunen Augen schimmerten mitfühlend. Dann straffte sie die Schultern. „Die oberflächlichen Verletzungen wie Schnitte und Prellungen werden rasch verheilen. An den Händen und im Gesicht hat er Verbrennungen zweiten Grades erlitten. Aber auch das macht uns weiter keine Sorgen.“
„Was dann?“, drängte Janine.
„Es ist sein Rücken. Ein Wirbel ist gebrochen. Außerdem könnte es sein, dass sein Rückenmark verletzt ist.“
Janine drohten die Knie zu versagen. Aber sie zwang sich, die Worte über die Lippen zu bringen. „Wie schwer verletzt?“
„Wir haben keine Ahnung. Das Rückenmark ist mit Sicherheit gequetscht, abgeklemmt. Aber wahrscheinlich nicht durchtrennt.“ Nicole begann, Janine die Sachlage mit medizinischen Ausdrücken zu erklären. Vermutlich hätte Janine sie sogar verstanden, wenn nicht die Angst jedes klare Denken verhindert hätte. Sie verspürte den Drang, laut schreiend zu leugnen, dass so etwas wie Querschnittslähmung in Zusammenhang mit Slade überhaupt möglich war. Aber sie schwieg. Denn sie wollte nur noch eins: Slade sehen. Ihn berühren. Ihm gestehen, dass sie ihn liebte.
„Ist er bei Bewusstsein?“
„Noch nicht.“
„Wann darf ich zu ihm?“, fragte Janine.
„Es kann noch eine Weile dauern.“ Nicole legte die Hand auf Janines Arm. „Warum fahren Sie nicht für eine Weile nach Hause? Ruhen Sie sich aus. Hier können Sie sowieso nichts tun. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie anrufe, sobald irgendwelche Veränderungen eintreten.“
„Ich möchte hierbleiben“, beharrte Janine. Sie schaute Nicole flüchtig an und bemerkte, dass im Blick der Ärztin Verständnis aufblitzte. „Bitte sagen Sie mir Bescheid, wenn sich irgendetwas verändert.“
„Ja.“ Nicole nickte und lächelte ermutigend. „So schnell wie möglich.“
Damit verschwand sie wieder, und Janine blieb erneut nichts übrig, als weiter zu warten. Sie schaute auf die Uhr und bemerkte, wie die kostbaren Sekunden verrannen. In diesem Moment wurde ihr bewusst, wie viele Jahre sie damit verschwendet hatte, vor der Wahrheit davonzulaufen. Und die Wahrheit hieß, dass sie Slade McCafferty liebte. Sie hatte ihn immer geliebt. Und daran würde sich niemals etwas ändern.
„Rachel, Sie müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Irgendjemand will Ihnen eine verdammt deutliche Warnung schicken.“ Kurt Strikers Stimme klang harsch. Seine grünen Augen leuchteten kalt, als
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