Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
wurden.“
„Haben Sie das selbst gemacht?“
„Nein, darum hat sich der Hausmeister gekümmert.“
„Wo ist der Mann jetzt?“
„Das weiß ich nicht. Bestimmt hält er sich im Foyer auf. Oder er ist unten in seinem Büro.“
„Fällt Ihnen sonst noch irgendetwas ein, das wir wissen sollten? Etwas, das Ihnen wichtig erscheint? Ein Hinweis? Ein Detail?“
„Im Moment nicht. Es tut mir leid, aber ich kann kaum noch klar denken. Sollte mir später noch etwas einfallen, dann werde ich es Ihnen sofort mitteilen.“
„Das wäre sehr nett von Ihnen. Vielen Dank.“ Thomas trat an der Rektorin vorbei.
Dabei sagte sie noch: „Herr Kommissar? Entschuldigen Sie bitte, falls ich eben ein wenig grob war. Das ist lediglich der Situation geschuldet. Ich hoffe, dass Sie es nicht persönlich nehmen.“
„Nein, es ist verständlich, dass Sie in Anbetracht der Umstände ein wenig durcheinander sind.“
„Ein wenig durcheinander? Das ist stark untertrieben. Ich bin überfordert. So ist das. Und ich hasse es, das zugeben zu müssen.“
„Wir werden Ihnen bestmöglich zur Seite stehen. Das kriegen wir schon hin.“
„Sie haben leicht reden. Ich halte es für meine Pflicht, den Eltern und Schülern mitzuteilen, was hier passiert ist. Aber das dürfte nicht einfach werden.“
„Wenn es möglich ist, dann warten Sie mit einer Stellungnahme, bis wir unsere Untersuchungen abgeschlossen haben.“
„Und wie lange wird das noch dauern?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht eine Stunde, vielleicht aber auch noch zwei oder drei.“
„Drei Stunden? Das ist viel zu lange. Wie stellen Sie sich das vor? Ich kann die aufgebrachte Menge doch nicht drei Stunden lang hinhalten. Mit jeder Minute werden die Leute unruhiger.“
„Wir werden so schnell arbeiten wie möglich. Aber Sie müssen mindestens noch eine Stunde warten, ehe Sie sich zu dem Vorfall äußern. Notfalls beruhigen Sie die Menschen mit einigen Floskeln. Unsere Kollegen können Ihnen dabei helfen. Die sind darauf trainiert.“
„Beeilen Sie sich bitte. Ich bin davon überzeugt, dass hinter den Glastüren bereits allerhand Gerüchte kursieren. Und die Presse wird davon schnell Wind bekommen.“
„Wir geben unser Bestes“, garantierte Thomas ihr. Dann verabschiedete er sich von der Rektorin und schritt mit Dorm zurück ins Klassenzimmer. Dabei hörte er Anneliese noch jammern: „Warum muss das ausgerechnet hier passieren? Hätte es nicht die Jacobi-Schule treffen können? Diese arroganten Schnösel hätten das verdient.“
10
Während die Rektorin sich ihre Haare raufte, gingen Tommy und Dorm zu Magdalena. Die Schülerin hob ihren Kopf und musterte die Kommissare. „Sind Sie von der Polizei?“
„Ja, ich bin Kommissar Korn, das ist mein Kollege Dorm. Wir untersuchen den Fall. Du bist Magdalena Fischer?“
„Ja, aber Sie können mich Lena nennen. Der Name ist mir lieber.“
„Wie du möchtest, Lena.“ Thomas lächelte sie aufmunternd an. Dann blickte er zu den übrigen Anwesenden. Es handelte sich um zwei Frauen und drei Männer. Auf Nachfrage erfuhr Tommy, dass es Lenas Mutter Frederike, die Lehrerin Neubauer und drei weitere Lehrer waren.
Nach wenigen Sekunden zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich Magdalena gegenüber. „Das war ein ziemlich schlimmer Anblick, nicht wahr? Ich kann mir kaum vorstellen, wie du dich jetzt fühlst. Leider ist es aber meine Pflicht, dir einige Fragen zu stellen. Wir müssen so schnell wie möglich an wichtige Informationen gelangen. Glaubst du, dass du das hinkriegst?“
„Ich denke schon. Aber machen Sie bitte schnell.“
Thomas sah, dass Magdalena sich sehr unwohl fühlte. Zwar versuchte sie eine gewisse Stärke zu zeigen, doch ihre Augen waren vollkommen glasig. Die gesamte Körperhaltung wirkte abwehrend und verschlossen.
Dennoch musste Tommy sie hier und jetzt befragen. Wenn er das erst später machte, dann bestand die Möglichkeit, dass sie bis dahin wertvolle Details verdrängte. Je weniger Zeit verstrich, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, wichtige Hinweise von ihr zu erlangen.
„Ich habe gehört, dass du die Leiche gegen Viertel vor acht gefunden hast, Lena. Stimmt das?“
„Ja, es war 7 Uhr 42.“
„Woher weißt du das so genau?“
„Weil ich kurz zuvor auf die Uhr geschaut habe. Eigentlich sollte ich jetzt nämlich eine Mathearbeit schreiben. Ich war so nervös, dass ich auf die Toilette musste. Deshalb habe ich kontrolliert, wie viel Zeit mir dafür noch
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