Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
liegen an den beiden Treppenhäusern, die hinauf zu den Physik-, Chemie- und Biologieräumen führen. Dummerweise haben wir dort keine Überwachungskameras installiert. Aber darüber sollten die verantwortlichen Herrschaften jetzt mal nachdenken. Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass wir Kameras brauchen. Damals hatten wir nämlich Probleme mit Vandalismus.“
„Wann war das genau?“
„Vor sechs, sieben Jahren. Zum Glück hat sich das Ganze von alleine gelegt. Aber wenn ich jetzt an diesen Mord denke, dann wird mir ganz anders. Das ist schließlich noch einmal ein größeres Kaliber.“
„Ihr Büro liegt im Keller?“, fragte Dorm.
Der Hausmeister nickte.
„Haben Sie dort ein Fenster? Können Sie zum Treppenhaus blicken, das hier nebenan liegt?“
„Nein. Mein Fenster führt zum Schulhof hinaus.“
„Dort war keine merkwürdige Person zu sehen?“
„Wie oft wollen Sie mich das eigentlich noch fragen? Nein, dort war niemand zu sehen, der irgendwie komisch gewirkt hätte.“
„Und wie lange brauchen Sie von Ihrem Büro bis hierher?“
„Eine Minute. Höchstens zwei. Es liegt schräg unter uns.“
„Okay.“ Thomas faltete die Hände. „Fürs Erste hätten wir keine Fragen mehr. Es kann aber sein, dass wir später auf Sie zurückkommen. Halten Sie sich also bitte zu unserer Verfügung.“
„Mache ich. Möchten Sie vielleicht meine Privatadresse und Telefonnummer? Dann können Sie mich jederzeit erreichen.“
„Das wäre sicherlich nicht verkehrt. Vielen Dank.“
Nachdem Korst diese Angaben gemacht hatte, schritt er zurück zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und fragte die Ermittler: „Denken Sie, dass die Schülerinnen und Schüler in Gefahr sind?“
„Wir gehen zwar nicht davon aus, aber komplett ausschließen können wir es nicht. Daher wäre es durchaus angebracht, wenn Sie Ihre Augen offenhielten.“
Korst schlug mit der rechten Faust in seine linke Handfläche.
„Darauf können Sie sich verlassen.“
11
Sie wusste nicht, warum sie es machte. Gut möglich, dass es töricht war, die Nummer zu wählen. Doch eine innere Stimme drängte Nora dazu, Hans anzurufen. Zwar konnte sie es sich nicht wirklich erklären, aber er hatte eine bestimmte Wirkung auf sie erzielt. Und Nora wollte unbedingt an das Gute im Menschen glauben. Wenn sie immer nur vom Negativen ausging, wie sollte sie dann jemals wieder eine neue Bekanntschaft schließen? Wie sollte sie sich wieder auf einen Menschen einlassen? Das war unmöglich. Im Endeffekt war es dieser Gedanke, der sie dazu veranlasste, das Handy aus der Tasche zu nehmen und den ersten Schritt zu wagen.
Ein Versuch ist es allemal wert. Ich habe nichts zu verlieren.
Nachdem sie die Nummer gewählt hatte, hielt sie sich das Handy ans Ohr und wartete. Sie befand sich in ihrem Hotelzimmer und sah hinaus auf die Ostsee. Das Zimmer lag im fünften Stockwerk des Hotels. Es befand sich keine hundert Meter vom Strand entfernt.
„Hier spricht Hans Laser“, ertönte eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hallo, hier ist Nora. Von gestern. Ich hoffe, dass Sie sich noch an mich erinnern.“
„Selbstredend erinnere ich mich an Sie.“
„Störe ich gerade?“
„Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich über Ihren Anruf.“
„Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht einmal genau, wieso ich Sie anrufe. Ich habe mir gedacht … nun ja …“
„Möchten Sie doch über die Last reden, die Sie bedrückt? Sie können gerne bei mir vorbeikommen. Allerdings könnte ich verstehen, wenn Ihnen das unangenehm wäre. Von mir aus kann ich auch zu Ihnen ins Hotel kommen. Dann könnten wir uns in der Bar unterhalten. Dort wären wir nicht alleine und Sie könnten jederzeit auf Ihr Zimmer fliehen, wenn ich Ihnen lästig werde.“
„Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Dennoch wäre es mir lieber, wenn Sie herkommen würden. Ein Strandspaziergang wäre sicherlich auch eine gute Idee, oder?“
„Auf jeden Fall. Dann müssen Sie mir nur noch sagen, in welchem Hotel Sie wohnen. Und schon komme ich vorbei.“
„Ich bin im Möwennest. Kennen Sie das?“
„Na klar.“
„Gut. Können Sie in einer halben Stunde hier sein? Ich warte in der Lobby.“
„Abgemacht. Ich mache mich sofort auf den Weg. Bis gleich.“
„Ja, bis gleich.“ Nora beendete das Gespräch und legte ihr Handy neben sich auf einen Tisch. Sie konnte nicht leugnen, dass ihr Herz ein wenig schneller schlug als gewöhnlich. Immerhin war es schon einige Zeit her, dass
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