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Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Titel: Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Nicht umgekehrt.“
    „Haben Sie ihn geliebt?“, wollte Hans so plötzlich wissen, dass Nora zunächst zögerte.
    „Ich … ja, damals habe ich ihn sehr geliebt.“
    „Und dann haben Sie ihn erschossen. Ich kann mir denken, wie schwierig das für Sie ist. Glauben Sie, dass Sie jemals mit Ihren Schuldgefühlen abschließen können?“
    Nora blieb stehen und grub mit ihrem rechten Fuß eine Kuhle in den Sand. „Ich hoffe es. Ich hoffe es sogar sehr.“
    Aber ich befürchte, dass mir einige Dämonen nie mehr von der Seite weichen werden.

12
    „Sind wir hier richtig?“, fragte Tommy, als er seinen Wagen am Straßenrand parkte. Sein Blick haftete auf einem heruntergekommenen Backsteinhaus, das außerhalb des Stadtgebietes lag.
    Dorm saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und nickte. „Ja, das ist die Adresse, die ich von der Zentrale bekommen habe. Nicht viel los hier draußen, was?“
    „Das ist noch untertrieben.“ Thomas sah sich um. Weit und breit entdeckte er nur Felder und Waldgebiete. Die nächsten Häuser lagen knapp drei Kilometer entfernt. „Pure Einöde trifft es besser. Mir war gar nicht klar, dass hier noch Menschen leben.“
    „Du solltest öfters mal über den Tellerrand schauen.“
    „Das sagt der Richtige.“
    „Ich bin ein weit gereister Mann. Im Gegensatz zu dir kann mich nichts mehr überraschen. Ich habe schon alles gesehen.“
    „Wo warst du denn schon überall? Auf Mallorca und Ibiza?“
    „Witzbold. Vor zwei Jahren war ich in Indonesien. Davor in Australien. Selbst in Argentinien bin ich schon gewesen. Da kannst du nicht mithalten.“
    „Wovon bezahlst du die ganzen Reisen?“
    „Ich spare. Außerdem bin ich nicht verheiratet und habe keine Kinder.“
    „Das trifft auch auf mich zu. Dennoch kann ich es mir nicht leisten, die Welt zu erkunden. Dabei würde ich gerne mal nach Norwegen fahren. Der Geirangerfjord muss unglaublich schön sein.“
    „Aber du gehst jede Woche ins Blue Note und gibt’s dort ordentlich Geld aus. Und das nennst du dann sparen?“
    „Du hast doch keine Ahnung.“ Mit einer Handbewegung gab Tommy seinem Kollegen zu verstehen, dass ihr Gespräch beendet war.
    Die beiden verließen den Wagen und schlugen die Türen hinter sich zu. Da die Sonne mittlerweile ihren Zenit erreicht hatte, setzten sie sich ihre Sonnenbrillen auf. Danach sah Tommy auf das Haus und fragte: „Ob der Mann freiwillig so abgeschieden lebt?“
    „Manche Menschen lieben die Einsamkeit. Die Hektik in der Stadt macht sie nervös. Das kann ich sogar zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Obwohl Göttingen noch ein relativ ruhiges Pflaster ist.“ Dorm trat vor die Haustür und klingelte.
    Tommy sah sich noch einmal um. Das Haus war relativ klein. Es wirkte alt und marode. Mehrere Backsteine schienen jeden Moment aus der Wand zu brechen. Das Dach wies kleinere Löcher auf. Umgeben wurde das Gebäude von einer weiten Grasfläche, die anscheinend seit Monaten nicht mehr gemäht worden war.
    „Trist und schäbig“, murmelte Tommy vor sich hin.
    Als die Tür geöffnet wurde, erschien ein ungepflegter Mann auf der Schwelle. Er trug eine alte Trainingshose, dazu ein schmutziges T-Shirt. Sein Gesicht war eingefallen. Die Haare schien er seit Wochen nicht mehr gewaschen zu haben.
    „Was gibt es?“, lallte er vor sich hin. Aufgrund der Sonne kniff er die Augen zusammen. „Alter, es ist ja schon wieder Tag. So ein Mist. Ich peile echt gar nichts mehr.“
    „Sind Sie Johannes Kranich?“
    „Jo, der bin ich.“ Der Mann strich sich über seinen Dreitagebart. „Was geht? Wer seid ihr?“
    „Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Korn. Das ist Kommissar Dorm.“
    „Coole Sache. Reimt sich sogar. Echt geil. Zwei Cops.“
    „Dürfen wir reinkommen? Wir müssen Ihnen leider eine schlimme Nachricht überbringen.“
    „Schlimme Nachricht?“
    „Es geht um Ihren Bruder.“
    „Torben? Ist er gestorben? Ha! Schon wieder ein Reim!“
    Thomas musste sich zusammennehmen, als er erwiderte: „Ihr Bruder wurde heute Morgen ermordet aufgefunden. Laut Auskunft unserer Zentrale sind Sie der einzige noch lebende Verwandte.“
    „Er wurde ermordet? Heftiger Scheiß.“ Johannes wirkte nicht gerade schockiert. „Na, dann kommen Sie mal herein. Erzählen Sie mir die ganze Geschichte. Könnte interessant werden. Ich habe heute sowieso nichts Besseres vor.“
    Die Kommissare folgten Johannes durch einen stinkenden Flur ins Wohnzimmer.
    „Wollen Sie etwas trinken? Ich habe allerdings nur Bier hier.

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