Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
seit langer Zeit nicht mehr gereinigt. „Sie hatten also keinen Kontakt mehr zu Ihrem Bruder? Gar keinen?“
„Korrekt, Mann! Ich weiß nichts über ihn. War das jetzt alles, was Sie wissen möchten? Ich habe noch zu tun.“
„Was müssen Sie denn machen?“
„Dies und das.“
„Ah, natürlich.“ Thomas sah zu Dorm. Da sein Kollege nur die Schultern hob, sagte er: „Das wäre dann tatsächlich alles. Vielen Dank, dass Sie uns Ihre kostbare Zeit geopfert haben.“
„Sparen Sie sich Ihre Ironie, Herr Kommissar. Machen Sie nicht denselben Fehler wie mein Bruder. Sonst wird Sie vielleicht auch noch jemand …“ Er brach diesen Satz ab.
„Was wollten Sie sagen?“, hakte Tommy nach.
„Nicht wichtig.“
„Das sehe ich anders. Passen Sie lieber auf, was Sie von sich geben. Sonst könnte ich noch glauben, dass Sie mir gerade drohen wollten.“
„Wie kommen Sie denn darauf?“
Tommy warf dem Mann einen giftigen Blick zu. Dann drehte er sich um und schritt mit Dorm zurück in den Flur.
„Einen schönen Tag noch!“, rief Johannes ihnen nach.
Die Ermittler erwiderten jedoch nichts.
Als sie kurz darauf wieder ins Auto stiegen und die Türen hinter sich schlossen, klingelte Tommys Handy. Vielbusch informierte ihn darüber, dass Judith Breims Auto vor wenigen Minuten von einer Streife gefunden wurde. Der Golf stand auf einem verlassenen Weg beim Göttinger Wald . Auf dem Beifahrersitz lag das Handy der Streifenbeamtin. Es war in seine Einzelteile zerlegt worden. Die SpuSi untersuchte den Wagen nun von oben bis unten.
Tommy bedankte sich für den Hinweis und beendete das Gespräch wieder. Nachdem er Dorm über den Fund in Kenntnis gesetzt hatte, startete er den Wagen und fuhr zurück zur Direktion. Dort wollte er sich ausführlich mit den bisherigen Fakten beschäftigen.
13
Am Abend stand Thomas in seinem Büro und las den Obduktionsbericht von Torben Kranich durch. Der junge Streifenbeamte war ungefähr zur selben Zeit ermordet worden wie seine Kollegin Judith Breim. Daher vermutete Tommy, dass die beiden zusammengewesen waren, als der Mörder sie tötete. Die Frage war nur, ob der Täter sie ermordete, weil sie ihn bei einem Verbrechen überrascht hatten, oder ob es dafür einen anderen Grund gab. Doch darauf gaben weder die Spuren noch die Obduktionsergebnisse eine Antwort. Kranich war kerngesund gewesen. Seine medizinischen Werte grenzten fast an Wunder. Dennoch hatte er sich dem Täter nicht widersetzt. Es gab zumindest keine Anzeichen, die auf einen Kampf hingedeutet hätten. Normalerweise setzten sich unter den Fingernägeln des Opfers einige Hautpartikel des Angreifers fest. Doch das war weder bei Judith Breim noch bei Torben Kranich der Fall. Der Mörder schien beide überrumpelt zu haben.
Das wäre allerdings sehr schwer gewesen, wenn die beiden ihn auf frischer Tat bei einem Verbrechen ertappt hätten. Denn dann wären sie gewarnt gewesen und hätten äußerste Vorsicht walten lassen. Es müsste schon etwas sehr Ungewöhnliches eintreten, um zwei Beamte in einer solchen Situation noch überrumpeln zu können. Eigentlich käme nur ein Komplize in Betracht, der die beiden aus dem Hinterhalt überraschte.
Nach einiger Zeit legte Tommy den Obduktionsbericht beiseite und dachte an die Gespräche, die er mit Judiths und Torbens Kollegen vor ein paar Stunden geführt hatte. Keiner von ihnen konnte ihm einen hilfreichen Tipp geben. Judith und Torben hätten in letzter Zeit keine seltsamen Andeutungen gemacht. Sie wären wie immer gewesen. Fröhlich und zufrieden. Unverändert.
Auch an den Arbeitsplätzen der beiden konnte Tommy nichts Auffälliges finden. Weder die Computer noch die Schubladen bargen aufschlussreiche Dokumente.
Dorm und Vielbusch hatten sich in der Zwischenzeit den Unterkünften der beiden Ermordeten gewidmet. Torben Kranich hatte als Single in einer kleinen Wohnung in Geismar gewohnt. Dort konnten die Ermittler nichts Hilfreiches entdecken. Ebenso wenig wurden sie bei Judith Breims privatem Besitz fündig.
Wieso wurden die beiden nicht am selben Ort gefunden? Sie wurden doch fast gleichzeitig getötet. Unter Umständen musste der Mörder sie vom Tatort wegschaffen, weil dort etwas auf seine kriminellen Machenschaften hindeutet. Das würde den Transport der Leichen erklären. Dennoch verstehe ich nicht, dass sie an zwei verschiedenen Orten gefunden wurden. Wie passt der Friedhof mit der Schule zusammen?
Tommy blickte zum Fenster hinaus. Einige Passanten machten sich auf den
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