Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
äußeren Rahmen klemmte der Chip.“
„Wie sind Sie auf diesen Platz gekommen?“
Der Student hob die Schultern. „Zufall. Aber jetzt konzentrieren Sie sich endlich auf den Chip. Um diesen geht es schließlich. Zunächst dachte ich, dass Judith auf ihm lediglich einige Daten gesichert hätte. Aber dann bin ich plötzlich auf diesen Ordner gestoßen. Und Sie glauben nicht, was sich darin befindet.“ Er zeigte auf ein Symbol. Dann klickte er mit der Maus zweimal darauf und ergänzte: „Das sind zwanzig Fotos. Die Qualität ist leider nicht besonders gut. Judith muss sie mit ihrer billigen Handykamera geschossen und dann auf den Chip geladen haben. Aber die wesentlichen Aspekte können Sie trotzdem erkennen.“ Er öffnete das erste Foto.
Tommy rutschte vor und betrachtete es. Er sah eine alte Scheune. Sie nahm fast den gesamten Bildausschnitt ein. Vor dem großen Tor standen zwei Männer. Sie konnten nicht älter als dreißig sein. Der kleinere der beiden trug eine ausgefranste Jeans. Sein blaues T-Shirt war zwei Nummern zu groß. Auf dem Kopf trug er eine Mütze. Der größere Mann trug einen Anzug mit Krawatte. Er hatte lange blonde Haare und einen Ohrstecker. Der Gegensatz zwischen diesen Männern hätte nicht größer sein können. Auf dem Foto standen sie einander gegenüber und schienen sich zu unterhalten.
„Öffnen Sie das nächste Bild“, verlangte Tommy von Lars. Der Student kam der Aufforderung nach.
„Judith hat diese Typen offensichtlich beobachtet und heimlich fotografiert. Die beiden müssen für sie sehr wichtig gewesen sein. Weshalb hätte sie die Bilder sonst separat speichern sollen?“
Auch auf dem zweiten Foto waren die Männer zu sehen. Der kleinere hatte nun seine Hände gefaltet. Der größere stand unverändert vor der Scheune.
„Stammen alle Aufnahmen von demselben Tag?“, wollte Tommy wissen.
„Nein, jeweils fünf Bilder sind an einem Tag aufgenommen worden. Die vier Tage liegen knapp zwei Monate auseinander. Alle Fotos zeigen diese beiden Typen. Immer bei der Scheune. Und das letzte Bild erklärt, was dort genau abläuft.“
Lars rief das Bild auf. Der kleinere Mann reichte seinem Gegenüber einen Beutel mit weißem Pulver. Dafür erhielt er einige Geldscheine, die zu einem Bündel zusammengerollt waren.
„Drogen“, stieß Tommy aus.
„So würde ich das auch sehen. Judith scheint an einer heiklen Sache dran gewesen zu sein.“
„Aber ich habe das überprüft. Sie hatte keinen konkreten Fall.“
„Dann war sie wohl auf eigene Faust losgezogen. Ich sagte Ihnen doch schon bei unserem ersten Treffen, dass sie eine dickköpfige Draufgängerin war.“
„Von wann stammen die ersten Bilder?“
„Vom 12. April. Die letzten hat Judith vor zwei Wochen aufgenommen.“
„Das ist eine ziemlich lange Zeitspanne bis heute. Wenn die Kerle, die auf den Fotos zu sehen sind, hinter dem Mord stecken würden, wieso hätten sie dann so lange warten sollen, um Judith zu töten?“
„Vielleicht fanden sie erst vor ein paar Tagen heraus, dass Judith sie beobachtet und aufgenommen hat.“
„Aber weshalb ist Ihre Freundin nicht zu ihrem Vorgesetzten gegangen? Warum hat sie über zwei Monate diese Bilder angefertigt, ohne ein Wort zu sagen?“
„Sie war sich vermutlich nicht sicher, worauf die Treffen dieser Kerle hinauslaufen würden. Erst auf dem letzten Foto ist das Geschäft zu sehen. Judith wollte bestimmt einen handfesten Beweis haben, ehe sie sich an ihren Chef wandte.“
„Trotzdem liegen zwischen dem letzten Bild und ihrer Ermordung einige Tage. Was hat sie in dieser Zeit gemacht? Die Bilder gespeichert und dann abgewartet?“
„Könnte doch sein. Denn so wie ich sie einschätze, wollte sie diesen Fall selbst lösen. Sie wollte die Lorbeeren einheimsen, um sich zu beweisen.“
„Sie könnte auf ein nächstes Zusammentreffen der Typen gelauert haben, um die beiden eigenmächtig festzunehmen?“
Lars nickte.
„Das hätte sie aber schon vor zwei Wochen machen können. Nein, das passt nicht zusammen. Irgendetwas ist da im Busch. Unter Umständen haben die Fotos nicht einmal etwas mit der Ermordung zu tun. Immerhin wurden inzwischen mehrere Beamte getötet.“
„Als Ablenkung.“
„Das glaube ich nicht. Der Aufwand und das Risiko wären zu hoch. Zumal auf dem Foto nur ein Päckchen zu sehen ist. Es geht nicht um ein großes Geschäft.“
„Das können Sie nicht wissen. Ein Bild zeigt schließlich nur einen kleinen Moment. Wer weiß schon, was in der Scheune
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