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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Cross
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seines Verlusts ertragen mussten. Und für diesen Schmerz war sie verantwortlich.
    Während sie auf die Leiche blickte, spürte sie die Last ihrer Taten. Sie wusste aber auch, dass sie die Bürde von Berts Tod hätte schultern können, wenn es ihr gelungen wäre, Ackerman zu töten. So aber war Bert umsonst gestorben.
    Sie schloss die Augen, damit sie nicht weinte, und lehnte den Kopf an die Wand. Doch ganz gleich, was sie tat, ihren Gedanken konnte sie nicht entkommen. Bilder von lächelnden Gesichtern blitzten vor ihr auf - die Gesichter ihrer Familienangehörigen, zu denen sich nun auch Berts Gesicht gesellte. Ein weiteres Opfer, das gerächt werden wollte.
    Ein Rumpeln wie ein Donnerschlag erschütterte das Gebäude. Jennifer hätte es für ein Gewitter gehalten, hätte nicht unmittelbar darauf der Feueralarm losgeheult. Es musste eine Explosion gewesen sein, und für eine Explosion konnte es nur eine Ursache geben.
    Ackerman.
    Der Killer war dabei, noch mehr Tod und Schmerz zu bringen. Noch mehr Angehörige würden um drei Uhr morgens einen Anruf erhalten, der ihr Leben verdüsterte. Noch mehr Gräber, noch mehr Trauer, noch mehr Tränen.
    Jennifers Blick kehrte zu Berts Leichnam zurück. Sie spürte, wie die altvertraute Wut in ihr aufloderte. Ihre Nasenflügel blähten sich, und sie knirschte mit den Zähnen. Wie ein Tier im Käfig zerrte sie am Gitter in der Wand und versuchte es loszureißen. Sie stemmte die Füße an die Mauer, um mehr Kraft ausüben zu können, schüttelte und zog, bis die Handgelenke blutig waren.
    Doch es hatte keinen Sinn.
    Sie musste eine andere Möglichkeit finden.
    Sie musste entkommen.
    Sie hatte ihre Rache über das Leben aller anderen Menschen gestellt. Sie hatte das Monster aus dem Käfig gelassen. Nun musste sie ihren Fehler wiedergutmachen.
    Und das ging nur, indem sie Ackerman tötete.

20
    David und Ferris standen vor den Waffen und der Munition, die auf dem Pausentisch ausgebreitet lagen. Jeder nahm ein Repetiergewehr und eine 9-mm-Glock, dazu so viele Patronen, wie er tragen konnte.
    Sie waren die letzte Verteidigungslinie. Johnsons Team hatte seine Verluste gemeldet. Johnson war tot, mehrere andere hatten schwere Verletzungen erlitten. Doch alles in allem hätte es schlimmer kommen können, sagte sich David, viel schlimmer. Er hätte sie alle verlieren können. Trotzdem waren seine Leute zum größten Teil außer Gefecht gesetzt worden. Nun blieben nur noch Ferris und er selbst, um Ackerman zur Strecke zu bringen.
    »Ich hab ihn, Sir«, sagte Banks, der noch immer vor der Reihe von Überwachungsmonitoren saß.
    David eilte zu ihm. »Wo?«
    »Er hat gerade den Keller des alten Flügels betreten. Da unten haben wir keine Kameras.«
    David wertete die neue Information aus und überlegte, wie er am besten weitermachen sollte. Er wusste, dass Ackerman nur den alten Keller zu durchqueren brauchte. Dann konnte er das Gebäude durch die Seitentür verlassen, die von den Bauarbeitern benutzt wurde. Doch der alte Flügel war ein Labyrinth voller Gerümpel und Schutt, den der Umbau hinterlassen hatte. Etliche Korridore waren ganz verschlossen. Die wenigen Gänge, die noch von einem Ende des Flügels zum anderen führten, nahmen gewaltige Umwege. Wenn er, David, mit Ferris nach draußen und durch den Seiteneingang wieder ins Gebäude ging, konnten sie den Weg durch das Kellergeschoss verkürzen und Ackerman abfangen, ehe ihm die Flucht gelänge.
    Als David aufblickte, bemerkte er, dass die anderen drei Männer im Raum ihn Rat suchend anschauten. Er blickte in ihre erwartungsvollen Gesichter und fragte sich, ob das alles passiert wäre, hätte ein fähigerer Mann die Sicherheitsabteilung geleitet. Vielleicht hatte Jennifer sich deshalb so sehr bemüht, ihm den Job zu verschaffen. Vielleicht hatte sie ihn von Anfang an benutzt.
    Hier jedenfalls bot sich ihm die Möglichkeit, wiedergutzumachen, dass er im Irak seine Kameraden im Stich gelassen hatte. Es war seine Chance, ein Held zu sein. Doch er wollte weglaufen. Weglaufen, sich verstecken und die anderen ihrem Schicksal überlassen, genau wie bei seinen Kameraden damals.
    Im Raum schien es kälter zu werden. Der Geruch von Kohle, mariniertem Fleisch, Pfeffer und Zwiebeln erfüllte die Luft, als Davids Gedanken auf die Straßen von Samarra zurückkehrten, der Stätte seines letzten Kampfes im Irak. Dann stieg ihm der beißende Gestank brennender Leichen und verschossener Munition in die Nase. Ein heftiges Schwindelgefühl erfasste ihn.

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