Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
würden sie vielleicht nicht auf mich aufmerksam werden.
»Hier muss es irgendwo sein«, schrie einer der Männer. Ich konnte schwach erkennen, wie er die Hand hob und der Tross stehenblieb. Mein Herz schlug so stark, dass ich den Pulsschlag in meinen Schläfen spürte.
Wenn ich doch nur in den Schutz des Abhangs gelangen könnte , dachte ich und schätzte die Entfernung ab. Es waren höchstens fünf Meter, doch der Weg dorthin führte über steiniges Geröll und es war kaum möglich, ihn lautlos zu bewältigen. Also blieb ich mucksmäuschenstill und rührte mich nicht.
Ich beobachtete, wie zwei der Männer die Felsspalte inspizierten, in der sich noch immer Malcolm befand. Ich betete, dass er noch recht weit vom Ausgang entfernt war und man ihn nicht hören konnte.
Plötzlich blähte ein starker Windstoß meinen Rock auf und ich verlor für einen kurzen Augenblick das Gleichgewicht. Ich musste einen Ausfallschritt machen, um einen Sturz zu verhindern. Einige Steine sprangen bei der Bewegung geräuschvoll davon und mein Herz setzte für einen Schlag aus.
»Was war das?«, hörte ich einen der Männer sagen.
»Dort unten ist jemand«, schrie ein Zweiter und lief dichter an den Abhang um etwas zu erkennen. Sie hatten mich entdeckt. Unschlüssig, wie ich mich jetzt verhalten sollte, sah ich hektisch zu allen Seiten. Zur Höhle laufen brachte nichts, denn nun, da sie von meiner Existenz wussten, würden sie mich jagen.
Ich erkannte wie einer von ihnen sich daran machte zu mir herunterzusteigen und erstarrte. In meiner Verzweiflung hob ich einen faustgroßen Stein vom Boden auf und schleuderte ihn gezielt in seine Richtung. Auch wenn ich eine Frau war, treffsicher war ich, was der laute Schmerzensschrei bewies, der kurz darauf erklang. Der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel geradewegs auf den steinigen Untergrund, wo er reglos liegenblieb.
Noch während ich mich über diesen kleinen Erfolg freute und mir ausmalte, wie ich jeden einzelnen dieser Halunken mit einem einzigen Wurf zu Fall bringen würde, hörte ich wie jemand eine Sehne spannte. Kurz darauf vernahm ich ein sirrendes Geräusch, so als ob sich etwas sehr schnell durch die Luft bewegte und dann spürte ich einen unbeschreiblichen Schmerz.
Ich starrte auf den Pfeil, der direkt über meiner rechten Brust und unter meinem Schlüsselbein steckte. Sofort wurden meine Knie weich, doch irgendwie schaffte ich es, mich auf den Beinen zu halten. Der Schmerz war so stark, dass ich mich um ein Haar übergeben hätte. Keuchend und hektisch nach Atem ringend, versuchte ich mich zu beruhigen.
Ich wusste nicht viel über derartige Verletzungen, aber ich konnte mich erinnern, was einer von Calebs Männern einmal gesagt hatte. Man sollte auf keinen Fall versuchen, den Pfeil herauszuziehen. Dies sollte erst dann gemacht werden, wenn ein Heiler anwesend war, der die Blutung stoppen konnte. Wenn möglich sollte man den Pfeil abbrechen, aber das schien mir unmöglich. Würde ich das versuchen, verlöre ich sofort das Bewusstsein, soviel war mir klar.
Ich war schon jetzt sehr wackelig auf den Beinen und selbst erstaunt, dass ich noch nicht ohnmächtig geworden war. Ich blinzelte die Tränen weg und sah auf.
Zu meinem Entsetzen beobachtete ich, wie einige der Männer den Abhang herunterstiegen. Wenn ich hier stehenbleiben würde, wäre es um mich geschehen, das war sicher.
Ich drehte mich nach links, um das Flussbett entlangzulaufen und schrie bei der Bewegung laut auf. Doch mein Wille zu überleben war stärker als der Schmerz. Kurzentschlossen änderte ich meine Richtung und lief genau auf den Fluss zu. Vielleicht war er ja nicht sehr tief und ich konnte hindurchlaufen. Auf der anderen Seite war dichter Wald zu erkennen, der mir sicher mehr Schutz bieten würde. Dort hätte ich zumindest eine kleine Chance zu überleben.
Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und nahm das eiskalte Wasser gar nicht wahr, das mir nach zwei Schritten schon bis zu den Knien reichte. Wieder erklang ein Pfeifen und dann traf mich ein zweiter Pfeil, hinten, in den rechten Oberschenkel. Ich schrie auf, verlor das Gleichgewicht und fiel vornüber ins Wasser. Während ich langsam das Bewusstsein verlor und Dunkelheit mich einhüllte, war mir als hörte ich das Geräusch von aufeinandertreffendem Metall.
Caleb
Caleb hatte Jaxus alles abverlangt und der Hengst flog förmlich den Weg entlang. Ein ganzes Stück hinter den beiden ritt Seamus, gefolgt von acht weiteren
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