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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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stellte es als Selbstmord dar.« Während sie redete, versuchte sie, die Kette am Heizungsrohr entlangzuschieben, doch dieses verschwand nach einigen Metern in der Mauer.
    »Aber wie konnte er sich unauffällig Informationen über die Kinder verschaffen?«, fragte er.
    »Als ehemaliger Jugendrichter hatte er leichten Zugang zu den Daten … ich bekomme diese Scheißkette nicht auf1.«
    »Vergessen Sie die Kette. Wählen Sie mit Ihrem Handy den Polizeinotruf. Die Nummer ist 110! Sie werden automatisch weiterverbunden!«
    Evelyn tat, was Pulaski ihr aufgetragen hatte. Das Telefon baute soeben die Verbindung auf, als sie hinter sich eine Stimme hörte.
    »Bemühen Sie sich nicht länger, Frau Meyers.« Evelyn fuhr herum.
    Alfons Bolten stand mit Latexhandschuhen hinter ihr und streckte ihr eine Hand entgegen. »Ihr Telefon bitte!«
    In der anderen Hand hielt er eine Pistole, die auf Evelyns Kopf gerichtet war.
    Mit zittrigen Fingern reichte sie Bolten das Mobiltelefon.
    »Herzlichen Dank.« Er unterbrach die Verbindung, als es plötzlich läutete. Erstaunt betrachtete er das Handy. »Erwarten Sie einen Anruf?«
    Sie antwortete nicht.
    »Mal sehen, wer sich kurz vor Ihrem Tod noch für Sie interessiert.« Mit einem erwartungsvollen Blick führte er das Telefon zum Ohr. »Hallo?«
    Während er lauschte, hielt er Evelyn und Pulaski mit der Waffe in Schach.
    »Ich fürchte, Frau Meyers ist im Moment unpässlich«, sagte er schließlich und unterbrach die Verbindung. Er schmunzelte selbstgefällig. »Schlechtes Timing. Es waren Ihre Kollegen aus Flensburg.«
    Mit einem Knopfdruck schaltete er das Handy aus. Als wäre das noch nicht genug, ging er einen Schritt zurück, legte das Telefon in den geöffneten Türspalt auf die Angel und warf die Brandschutztür schwungvoll zu. Das eingeklemmte Handy knirschte, die Abdeckung splitterte, und einzelne Teile flogen durch die Gegend.
    »Sieht aus, als hätten Sie das schon öfter gemacht«, knurrte Pulaski.
    »Ich improvisiere gern«, antwortete Bolten. »Das habe ich gemerkt, als Sie über die Feuerleiter geflüchtet sind.«
    Bolten lächelte. »Sie waren etwas außer Puste.«
    »Für eine Kugel ins Bein hat es gereicht.«
    »Ein lausiger Schütze sind Sie auch noch.« Bolten wechselte die Waffe in die andere Hand. »Apropos improvisieren.« Er wandte sich wieder zu Evelyn. »Sie haben erstaunlich lange benötigt, um Ihren Kollegen zu finden.« Er kam näher und tastete sie nach einer Waffe ab. »Finger weg, Sie perverses Schwein!«
    Er schlug ihr mit dem Pistolenknauf ins Gesicht. Ihre Lippe platzte auf, sie stolperte zurück und fiel über Pulaskis Beine zu Boden. Schmerz schoss ihr ins Gehirn. Im nächsten Moment spürte sie den bitteren Geschmack von Blut im Mund. Mit zitternden Fingern tastete sie nach ihrer Lippe. Blut tropfte auf ihren Pullover. Sie konnte es nicht fassen, dass der Mistkerl sie geschlagen hatte.
    »Ich habe Ihr Gespräch von vorhin mitverfolgt. Es ist erstaunlich, wie viel Sie herausgefunden haben. Allerdings kommt der ehrenwerte Herr Hockinson in Ihrer Theorie nicht gerade gut davon. In Wahrheit wusste er nichts von der Erpressung.«
    »Was Sie nicht sagen!«, fuhr Evelyn ihn an.
    »Nach Manuels Tod fraß ihn sein Gewissen auf. Er war ein dreckiger Geschäftsmann, aber kein Mörder. Er wollte die Kreuzfahrten abbrechen und sämtliche Unterlagen vernichten, doch die herzensgute Greta konnte die Original-Passagierliste der letzten Fahrt rechtzeitig retten, bevor sie mit den anderen Papieren im Kamin verbrannte. Sie haben die Liste gefunden, nicht wahr?« Sein charmanter Ton änderte sich. »Wo ist sie?«
    Evelyn antwortete nicht.
    »Wahrscheinlich in Ihrem Wagen«, vermutete Bolten.
    Plötzlich dämmerte es Evelyn. »Das Konto bei der Hamburger Volksbank gehört Greta. Es war ihre Idee! Sie steckt hinter der Erpressung.«
    »Von dem Konto wissen Sie auch?« Bolten verzog anerkennend das Gesicht.
    »Evelyn, sagen Sie nichts mehr!«, warnte Pulaski hinter ihr.
    Bolten lächelte milde. »Was für ein reizender Ratschlag. Ich werde Ihrer kleinen Freundin sowieso eine Kugel in den Kopf jagen. Und zwar aus Ihrer Dienstwaffe, mit Ihren Fingerabdrücken drauf. Die Schmauchspuren von gestern an Ihrer Hand dürften wohl ausreichen.«
    »Mit diesem verrückten Plan kommen Sie niemals durch«, drohte Pulaski.
    »Müssen wir überhaupt damit durchkommen?«, fragte Bolten seelenruhig. »Wir haben genug Geld, um uns abzusetzen.«
    Evelyn hörte nicht länger hin. Der

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