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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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sie.
    Evelyn wurde übel, als sie daran dachte, was an Bord des Schiffes passiert war. Darüber hatte sie Patrick noch kein Wort erzählt. Sie wusste nicht, ob sie je darüber reden konnte. Während sie nachdachte, versank Patricks Stimme in weiter Ferne in ihrem Unterbewusstsein. Plötzlich wurde sie hellhörig. »Was?«
    »Zwei der Männer sind im Laufe der Zeit eines natürlichen Todes gestorben«, wiederholte Patrick. »Die anderen - einer nach dem anderen - fielen innerhalb der letzten zwei Monate mysteriösen Unfällen zum Opfer.«
    »Wie Prange, Kieslinger, Hockinson und Holobeck?«
    »Lynnie, mittlerweile glaube ich auch, dass es sich dabei um Morde handelte, die als Unfälle getarnt wurden. Aber warum erst Jahre später? Was soll durch ihren Tod vertuscht werden?«
    »Diese Schweine haben Kinder missbraucht«, unterbrach Evelyn ihn.
    Sie hörte, wie er tief durchatmete. »Ich dachte mir so etwas Ähnliches. Prange und Kieslinger hatten schließlich nicht zufällig Anzeigen wegen Kinderpornografie. Aber wer ist das Mädchen im Spaghettiträgerkleid?«
    »Sie war eines der Kinder«, sagte Evelyn. »Ihr Name ist Lisa. Ihr Bruder Manuel starb bei dieser Schiffsreise.«
    »Wow.« Patrick machte eine Pause. »Langsam ergibt alles einen Sinn. Die alten Säcke auf der Liste wurden übrigens alle erpresst. Die Zahlungen gingen jeweils auf dasselbe anonyme Konto bei der Hamburger Volksbank. Möglicherweise war Manuels Tod das Druckmittel.«
    »Aber wer sollte Menschen töten, die bereitwillig zahlen?«, unterbrach sie ihn.
    »Der Mörder und der Erpresser müssen nicht dieselbe Person sein«, gab Patrick zu bedenken.
    Evelyn stutzte. »Wie hast du das eigentlich in so kurzer Zeit herausfinden können?«
    »Ich möchte dir nichts vormachen, ich habe Kontakt mit der Wiener Kripo aufgenommen. Die prüfen die Daten, danach werden sie Kontakt zum deutschen Bundeskriminalamt aufnehmen.«
    »Ich sagte dir doch, du sollst die Liste nicht der Polizei geben.«
    »Lynnie!«, unterbrach er sie. »Ich weiß, du willst Holobecks Ruf nicht beschmutzen, aber bei der Sache geht es schon lange nicht mehr um ihn allein. Hier handelt es sich um ein Dutzend einflussreicher Männer, die seit zehn Jahren erpresst wurden und innerhalb der letzten zwei Monate den Löffel abgegeben haben … alle, bis auf einen.«
    »Einen?«
    »Abgesehen von der Person, deren Name bis zur Unkenntlichkeit durchgestrichen wurde, ist nur noch ein einziger Mann von der Passagierliste am Leben.«
    Sie wurde stutzig. »Und die Beamten haben dir das einfach so erzählt?«
    »Sagen wir: Bernecker von KK-Süd war mir noch einen Gefallen schuldig.« •
    Evelyn wollte nicht zu viel über diese Kontakte wissen. »Wer ist der letzte Überlebende?«, fragte sie wie beiläufig. Gleichzeitig kramte sie die Liste aus der Tasche und begann, die Namen zu überfliegen.
     
    Heinz Prange Rene Manzon Mark Pelling Kurt Hanson Richard Ruschko Martin Ritter Rudolf Kieslinger Thomas Eberhardt Georg Pallock Edward Hockinson Peter Holobeck Alfons Bolten XXXXXX
     
    »Wer?«, wiederholte Evelyn. Vielleicht war seine Adresse auf dem Zettel noch aktuell.
    »Wenn ich dir das verrate, fährst du vielleicht hin. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Patrick, ich bitte dich«, wehrte sie ab, merkte aber selbst, dass es nicht sehr überzeugend klang.
    »Lynnie, lüg mich nicht an! Es ist besser, wenn du es nicht weißt. Die Sache ist mittlerweile zu heiß geworden. Außerdem wird sich das deutsche Bundeskriminalamt darum kümmern.«
    »Wann denn? Bis dahin ist er vielleicht schon tot, und er ist unser einziger Zeuge.«
    »Darauf lasse ich es ankommen. Mir ist lieber, er ist tot und nicht du.«
    Es hatte keinen Zweck, länger mit Patrick darüber zu diskutieren. Er war von Anfang an gegen ihre Reise nach Deutschland gewesen. »Okay«, lenkte sie ein. »Danke für alles. Ich versuche, ein wenig zu schlafen.«
    »Mach das, damit du fit bist, wenn du in Flensburg aufs Revier musst. Ruf mich nachher an und sag mir, wie es gelaufen ist. Ich leg mich jetzt auch aufs Ohr, es war eine turbulente Nacht. Tschüss und Kuss.« Er legte auf.
    »Tschüss und Kuss«, hauchte sie und steckte das Handy ein.
    Trotz ihrer Kopfschmerzen hatte sie nicht vor zu schlafen. Sie hatte auch nicht vor, nach Flensburg zu fahren, um dort auszusagen. Noch nicht.
    Es machte nichts, wenn Patrick ihr nicht verraten wollte, welcher der Kinderschänder noch am Leben war. Sie verfolgte ohnehin ein anderes Ziel. Sie erinnerte sich an

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