Rachespiel
Orgien Koks durch die ver krümmten Nasenscheidewände reinpfiffen, von Überdosen tot um. Auch bürgerliche, wohlerzogene Schönheiten wie Tara, die gelegentlich Kokain schnupften, um ihre Party stimmung zu verlängern, übertrieben es regelmäßig. Wenn sie starb, wäre das Problem gelöst. Andernfalls könnte es auf ihn zurückfallen und seinen Untergang bedeuten. Jemandes Kopf würde rollen müssen, und wenn es nach ihm ginge, wäre es der von Murray Lawlor, weil der Kerl sich in letzter Zeit zu sehr aufspielte … Er stellte den Sender besser ein und drehte die Lautstärke auf, als er die Küstenstraße entlangfuhr. Heute war er das reinste Nervenbün del. Es war noch nicht allzu lange her, dass er einen Reporter hatte schmieren müssen, weil der von seiner Zeitung beauftragt worden war, irgendwelchen Dreck über ihn auszugraben. Anscheinend pfiffen es die Spatzen von den Dächern, was er so alles in seiner Freizeit trieb. Seine Frau, Rosita, hatte doch tatsächlich angefangen, Tara nachzuspionieren, nachdem sie irgendetwas von einer Affäre hatte flüstern hören. Deshalb war sie an dem Abend, an dem alles in die Hose gegangen war, an dieser Tankstelle aufgekreuzt. Wenn sie die Scheidung verlangte, würden die Banken anfangen, Forderungen zu stellen, denen er nicht nachkommen konnte.
Als er schließlich den Quaispeicher in North Wall erreichte, war Fitz schweißgebadet. Sein Arzt hatte vor ein paar Jahren einen Stresstest mit ihm gemacht und dafür ein Pulsmessgerät und Schweißdetektoren an seinen Handflächen eingesetzt. An diesem Morgen hätte der Doc die Messwerte mit zehn multiplizieren können.
Im Lagerhaus sank Fitz in seinen Chefsessel und rief seinen Anwalt an, weil er sich darüber im Klaren war, dass er ein paar drastische Maßnahmen ergreifen musste.
Als Big Johnny zehn Minuten später erschien, näherte sich Fitz’ hitzige Auseinandersetzung mit George Hannah gerade ihrem Ende. Der Rechtsverdreher verlangte, dass das Sexvideo aus Marokko per Kurier in seine Kanzlei geschickt wurde, zur sicheren Aufbewahrung. Nachdem Fitz ihn hatte wissen lassen, dass es sich nicht in seinem Besitz befand, sondern aus Imogen Cox’ Haus gestohlen worden war, teilte Hannah ihm mit, er müsse fünf Millionen auftreiben, um diesen Scheißkerl von einem Drogendealer, Barry »King Krud« Roberts, davon abzuhalten, sie alle umzubringen. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte Fitz gerade erfahren, dass er am Vorabend Geld bei einem Hunderennen in Shelbourne Park verloren hatte. Viel Geld. Geld, das ihm nicht gehörte.
»Der kleine Junge braucht einen Doktor«, verkündete Big Johnny, kaum dass Fitz den Hörer aufgeknallt hatte.
»Ruf doch gleich den Krankenwagen!« Fitz reckte sich, schlug Big Johnny das Handy aus der Hand und tippte sich an die Stirn. »Hast du jetzt noch dein letztes bisschen Verstand verloren?«
Big Johnny glotzte auf die um seine Füße verstreuten Einzelteile seines Telefons.
»Du hättest zu ihr hochgehen sollen, bevor dieser Romeo den Notarzt rufen konnte. Wofür bezahle ich dich eigentlich? Nicht fürs Nachdenken, so viel steht fest.«
Big Johnny breitete hilflos die Arme aus. »Aber Murray hat gesagt, er ist ein Bulle. Wenn ich da reingegangen wär …«
Fitz glättete die Haare über seinem Schädel. »Wenn er mit einer Nutte auf ein Hotelzimmer gegangen ist, ist er käuflich, Mann. Ich wusste es, dass sie was genommen hatte.«
»Ich schwör’s bei Gott, Fitz, ich hab ihr nix gegeben.«
»Dann muss es Murray gewesen sein. Ich habe ihn gestern Abend beobachtet. Er wird langsam zu aufgeblasen. Das sind meine Mädchen. Ich bestimme, wer sie belohnt und womit. Wird Zeit, dass man ihn daran erinnert, wo sein Platz in der Nahrungskette ist.«
Big Johnny sagte nichts.
»Was ist mit dem Jungen?«, fragte Fitz.
»Yolanda sagt, er kriegt nicht richtig Luft. Sie ist gestern Nacht zu einer Apotheke gegangen, aber man wollte ihr dort ohne Rezept nichts geben. Sie meinten, er bräuchte so einen Nebuli-Dingsda, Steroide und ein Asthmaspray. Sie sollte ihn sofort ins Krankenhaus bringen, bevor er auch noch Sauerstoff bekommen muss.«
Fitz’ Augenbrauen schossen nach oben. »Sag, dass sie so was Dämliches nicht gemacht hat!«
»Nein, aber sie wird immer nervöser. Sie hat Angst, dass er ihr wegkippt.«
Fitz sog schnaubend die Luft durch die Nasenlöcher ein. »Er hat keinen Nutzen mehr für uns, jetzt, wo seine dusselige Zicke von einer Mutter im Koma liegt. Sorg dafür, dass sie nicht
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