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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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Kunststoffknöpfen herum, hob die Teppichabdeckung heraus und starrte ungläubig auf das, was sie sah. Eng gestapelte Packungen von frisch gefallenem Schnee in Plastikfolie. Schätzungsweise genug, um ganz Süd-Dublin bis Weihnachten oder noch über Silvester hinaus in Partystimmung zu versetzen.
    Zielstrebig ging sie wieder nach vorn und tastete diesmal die Decke, die Verkleidung und das Polster von Presleys Kindersitz ab, den sie von der Rückbank losgemacht hatte. Dabei fand sie etwas, das sie bislang nur aus Geheimdienstberichten kannte. Es war so groß wie eine Kindermurmel, aber keine Mutter würde es dort liegen lassen, wo ein Kleinkind es in den Mund stecken konnte. Es war ein Peilsender.

38
    Mit einem Anruf, den sie auf der Treppe zum Revier erledigte, verabredete Jo sich mit Blaise Stanley zum Mittagessen und bat ihn gleich noch, ein paar Bürokratiehürden über den Haufen zu werfen, damit sie Sexton einen unorthodoxen Besuch in der Donnybrook-Station abstatten konnte. Taras Auto war zum kriminaltechnischen Labor abgeschleppt worden, wo es hingehörte, und der Peilsender steckte in einer versiegelten Beweismitteltüte, die sie Dan zusammen mit den entsprechenden Informationen vorgelegt hatte. Schon eine knappe Stunde später betrat sie den Vernehmungsraum, in dem Sexton saß.
    »Gott sei Dank, dass du hier bist«, sagte Sexton. Sein ganzer Körper wurde schlaff vor Erleichterung, als er seinen Stuhl von dem Tisch in dem fensterlosen Raum zurückschob.
    »Vernehmung um zehn Uhr unterbrochen, um es dem Verdächtigen zu ermöglichen, mit Detective Inspector Jo Birmingham, Revier Store Street, zu sprechen«, sagte der Kollege, der das Verhör führte. Seine Leierstimme verriet Jo, wie wenig glücklich er darüber war, dass da jemand seine Beziehungen hatte spielen lassen. Das würde ihr an seiner Stelle genauso gehen, aber ihre Loyalität zu Sexton stand nicht zur Verhandlung.
    Ärgerlich mit der Zunge schnalzend klemmte der Beamte seinen Schreibblock unter den Arm und knallte die Tür hinter sich zu.
    Jo stütze sich mit beiden Händen auf die Tischkante und dämpfte ihre Stimme, während sie sich nach der Kamera umsah. »Was hast du mit dem Sexvideo aus meinem Schreibtisch angestellt?«
    Sexton machte ein betroffenes Gesicht. »Das habe ich nicht. Ich wusste nicht einmal, dass es weggekommen ist.«
    »Du wusstest, wo es war, und es ist gestern Nachmittag zusammen mit dir verschwunden.«
    »Jo, ich schwöre bei Gott …«
    »Wo warst du eigentlich? Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, dich anzurufen. Was zum Teufel hast du gemacht?«
    »Ich habe gearbeitet. Ob du es glaubst oder nicht, ich war bei der Bank, so wie du es mir aufgetragen hast. Danach bin ich aufgrund dessen, was mir der Filialleiter gesagt hat, zu einem Bankautomaten in Sandymount gefahren, um zu sehen, ob ich herausfinden kann, warum die Cox’ jeden Montagnachmittag eine beträchtliche Geldsumme von dort abgehoben haben.«
    »Und warum hast du mich nicht angerufen, um mich davon in Kenntnis zu setzen?«
    »Das wollte ich ja, ehrlich, Jo, aber mein Handy war … Na ja, es ist nass geworden. Ich weiß, das klingt nach einer meiner schwachen Ausreden, aber ich würde niemals … Ich meine, ich habe nicht … Ich habe gearbeitet, wirklich. Das schwöre ich bei – bei Mauras Gedenken.«
    Jo hockte sich auf die Tischkante und verschränkte die Arme. Er sagte die Wahrheit. »Gut, und was hast du ermittelt?«
    Sexton berichtete von seiner Begegnung mit Murray Lawlor – nicht ohne ihr nebenbei ins Gedächtnis zu rufen, wer Murray war – und erklärte, dass Tara beim Anblick einer Gruppe von Fußballstars im Triton-Hotel völlig verängstigt reagiert habe. Dass er daraufhin mit ihr nach oben gegangen sei, wo Tara ihm erzählte, was die Fußballer ihr einige Tage zuvor in Marrakesch angetan hatten.
    »Weißt du, wer sie sind?«, erkundigte Jo sich versuchsweise.
    »Natürlich«, antwortete Sexton prompt. »Wenn Tara sich nicht an mich gehängt hätte, hätte ich sie um Autogramme gebeten. Sie sind alle bei Melwood Athletic.«
    Jo ballte triumphierend die Faust und ließ ihn dann genau beschreiben, was vorgefallen war, als er sich mit Murray gestern Abend in der Bar getroffen hatte. »Warte«, unterbrach sie ihn gleich wieder, »hast du gerade gesagt, Murray war mit dem Motorrad da?«
    »Ja. Ich fand das komisch, weil er, wie gesagt, am Nachmittag mit diesem dicken neuen Audi-Jeep vorgefahren war. Aber er hat betont, dass er immer das Motorrad

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