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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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die Presseschar draußen auf der Treppe vor dem Gebäude minütlich größer wurde, und den Grund nicht verstand – da es ja nun keine Kindesentführung mehr gab –, nahm sie zwei Officer aus dem Einsatzraum beiseite und erkundigte sich, was passiert war. Foxy, Lovett und D’Arcy kamen mit, alle ganz Ohr.
    »Ihr Aufruf wurde live in einer der Vorabend-Nachrichtensendungen gebracht, und Presleys Großmutter hat ihn offenbar gehört. Sie hat sofort angerufen und gesagt, dass der Junge die ganze Zeit bei ihr gewesen sei«, erklärte einer der Polizisten, ein großer, dünner Mann.
    »Sie hat hier angerufen?«, sagte Jo. »Warum wurde der Anruf dann zu Oakley durchgestellt und nicht in die Einsatzzentrale?«
    Lovett warf ihr einen abschätzigen Blick zu, der ihr die Antwort gab – wegen der blinden Solidarität unter Männern, wenn es gegen eine höhergestellte Frau ging.
    »Wurde er ja«, antwortete der dünne Garda. »Aber Oakley war hier, er hat sich an seinen Schreibtisch gesetzt, kaum dass Sie weg waren!«
    »Oakley hat keinen Schreibtisch in diesem Einsatzraum«, erwiderte Jo. »Er gehört nicht zum Team, verdammt noch mal.«
    Dan kam herein, er sah gestresst und beunruhigt aus.
    »Die Hauptsache ist doch, dass Presley gefunden wurde«, sagte Foxy und legte Jo eine Hand auf die Schulter.
    Doch sie war außer sich. »Das kann nicht sein. Presleys Großmutter lügt.«
    »Das ist jetzt ein bisschen hart«, sagte Foxy.
    Sie wühlte in ihren Taschen. »Irgendwo habe ich ihre Nummer, Tara hat sie mir gegeben. Ich rufe sie sofort an.«
    »Ist das etwa das erste Mal, dass du Kontakt zu ihr aufnimmst?«, fragte Dan stirnrunzelnd.
    »Es ist das erste Mal, dass ich dazu komme«, blaffte Jo. »Aber jetzt mache ich es zu meiner Priorität.«
    »Spar dir die Mühe«, sagte Dan. »Oakley ist gerade bei ihr.«
    »Tja, dann kann er mir gleich mal Platz machen«, schoss Jo zurück.
    Dan seufzte, sein Blick war dunkel und bedrückt. »Was hast du vor, Jo? Eine Szene machen, obwohl das wahrscheinlich die einzige gute Nachricht des Tages ist? Das würde die Presse garantiert mitkriegen und ausschlachten.«
    Jo setzte sich erschöpft. »Was ich nicht verstehe, ist, warum immer noch so viele Reporter hier herumhängen, obwohl Presley doch gefunden wurde?«
    »Vielleicht weil sie spitzgekriegt haben, wer er ist«, antwortete Dan.
    Jo bekam einen neuen Wutanfall. »Und wer hat ihnen das gesteckt?«, fragte sie scharf und sah sich um, ob Merrigan noch in der Nähe war.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Dan fest. »Aber hoffen wir, dass sie den Fall nicht zu genau unter die Lupe nehmen, sonst kommen wir alle in Teufels Küche.«
    »Möchte wissen, was für ein Spiel Oakley treibt«, sagte Jo. »Mir hat er gesagt, er hätte nachgeprüft, dass Presley nicht bei seiner Oma ist.«
    »So stellt er es nicht dar«, bemerkte Dan.
    »Ach ja, und wie dann?«, fragte Jo aufgebracht.
    »Übliche polizeiliche Nachforschungen seien nicht durchgeführt worden. Du hättest es ihm untersagt.«
    »Und das glaubst du ihm?«
    Foxy mischte sich ein. »Lasst es gut sein«, sagte er. »Das können wir später klären.«
    Jo stand auf, ging in ihr Büro und machte die Tür hinter sich zu.
    Wenig später veranlasste Beifall unten auf der Straße sie dazu, ans Fenster zu treten und hinauszuspähen. Oakley kam gerade an, über beide Ohren grinsend, einen kleinen Jungen auf den Schultern und eine gut aussehende Frau mittleren Alters neben sich, die angesichts all der herumschwirrenden Fotografen erschrocken wirkte.
    Mit verschränkten Armen verfolgte Jo den Auftritt.
    Merrigan war auch dabei, zauste Presley durch die Locken, klopfte Oakley auf die Schultern und lächelte in die Kameras.
    Presley schien es einigermaßen gut zu gehen, bemerkte sie, und spürte eine Welle der Erleichterung, die erste, seit sie den Fall übernommen hatte. Er war sauber und gut angezogen, wenn auch blass und etwas ängstlich inmitten all der aufgeregten Leute, die sich auf einmal um ihn drängten. In seiner kleinen Hand hielt er eine Art Reiswaffel, an der er hin und wieder knabberte und sich dahinter versteckte. Jo wusste nicht, was zu glauben ihr schwerer fiel – dass Oakley den Jungen so leicht gefunden hatte oder dass er sich die Mühe gemacht hatte, an seine Zähne zu denken und ihm die am wenigsten zuckerhaltige Nascherei zu geben, die er auftreiben konnte.
    Ihr Blick wanderte zurück zu Presleys Großmutter. Irgendetwas an ihr passte nicht so recht ins Bild, was war es nur? Sie

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