Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor

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Nike-Turnschuhe wie diese hier …« Sie hielt ein zweites Foto in die Höhe. »… eine Jeansjacke mit einem Etikett der Marke Tommy Hilfiger im Kragen sowie eine Baseballkappe der New York Yankees, weiß mit schwar zen Buchstaben.«
    Sie machte eine kurze Pause. »Wir befragen im Moment alle Personen, die sich an dem Abend an der betreffenden Tankstelle aufgehalten haben. Zusätzlich möchten wir jeden, der in der halben Stunde vor dem Kidnapping dort war und irgendeine Art von auffälligem Verhalten beobachtet hat, dringend ersuchen, sich bei der Polizei zu melden. Ist jemand kurz nach 21 Uhr an der Tankstelle vorbeigefahren und hat ein Fahrzeug überstürzt herausfahren sehen? Bitte melden Sie sich. Außerdem ist uns besonders daran gelegen, die Mitarbeiter an Mautbrücken, Hafenterminals, Bahnhöfen und Flughäfen auf den Fall aufmerksam zu machen. Bitte sehen Sie sich das Bild dieses kleinen Jungen genau an. Wir müssen ihn nach Hause bringen. Haben Sie ihn am Sonntagabend oder seitdem gesehen?«
    Sie kam zum Schluss. »Das sind alle Informationen, die wir Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt geben können. Sie erreichen uns unter der zentralen Rufnummer 1 80 00 66 61 11. Ihre Angaben dort werden vertraulich behandelt. Vielen Dank.«
    Mehrere Journalisten fingen an durcheinanderzurufen, doch Boyle sorgte mit einer Geste für Ruhe. »Handzeichen bitte, dann versuchen wir, alle dranzunehmen.«
    Die meisten Hände schossen nach oben, aber ein paar Reporter schlichen sich auch schon hinaus – um ihre Berichte durchzugeben, wie Jo annahm.
    »Maria«, sagte Boyle und zeigte auf eine Frau von Ende dreißig mit Bobfrisur und einer Wachsjacke.
    »Verfolgen Sie bei Ihren Ermittlungen irgendwelche bestimmten Ansätze?«
    Das war eine derart lasche Frage, dass Jo der Verdacht kam, Maria könnte einen Deal mit Boyle geschlossen haben, um später bevorzugt in den Genuss von Neuigkeiten zu kommen. Sie bemerkte die Ungeduld in den Gesichtern der anderen Reporter. Sie wollten den Nachnamen des Kindes erfahren, woran es erkrankt war, warum sein Verschwinden erst jetzt bekannt gegeben wurde – und damit würde es erst losgehen.
    »Ja, mehrere«, antwortete Jo. »Deshalb möchte ich noch einmal an alle Personen, die irgendwie an dieser Straftat beteiligt sind, appellieren, jetzt zu uns zu kommen, bevor wir zu ihnen kommen.«
    Maguire sprang von seinem Stuhl auf. Boyle wollte ihn abwimmeln, was er aber nicht mit sich machen ließ.
    »Also, tut mir leid, so geht das nicht!«, rief er. »Wenn Sie wollen, dass wir die Öffentlichkeit informieren, müssen Sie uns schon ein paar echte Fakten an die Hand geben.«
    Boyle zeigte auf einen Reporter auf der anderen Saalseite, doch Maguire gab nicht auf. »Ich habe in einer halben Stunde Redaktionsschluss. Erstens, wer hat das Auto gefahren, aus dem der Junge gekidnappt wurde? Was war es für eine Marke, welches Modell, Kennzeichen? Zweitens, bedeutet diese Entführung, in Anbetracht der Flucht von Barry Roberts vor ein paar Stunden, dass wir den Kampf für Recht und Gesetz in dieser Stadt jetzt endgültig verloren haben?«
    Er wollte eine Bestätigung dafür, dass der Wagen Tara gehörte und es ihr Kind war, das vermisst wurde, vermutete Jo. Aber dass er den Fall Roberts mit Taras Fall in einem Atemzug nannte, ließ die Alarmglocken bei ihr läuten, wenn auch in anderer Hinsicht als von ihm beabsichtigt. Konnten die Drogen, die sie in Taras Auto gefunden hatte, etwas mit Barry Roberts zu tun haben?
    »Zurzeit kann ich Ihnen nur sagen, dass es sich bei dem Pkw um einen dunklen Mini handelt …«
    Eine korpulente Frau wedelte aufgebracht mit dem Arm. »Wo sind die Eltern des Kindes? Ohne O-Töne von ihnen können wir das nicht als ergreifende Reportage bringen, an der die Leser Anteil nehmen.«
    Jo setzte gerade zu einer Antwort an, als sie von der plötzlich aufgehenden Saaltür und dem Erscheinen Merrigans unterbrochen wurde, der geradewegs auf das Podium zueilte und Boyle etwas ins Ohr zischte.
    »Was ist da los, verdammt?«, flüsterte sie Foxy zu.
    Boyle stand auf. »Gute Nachrichten«, verkündete er. »Einer der Kriminalbeamten des Reviers, Detective Sergeant Fred Oakley, hat den kleinen Jungen gefunden. Ich danke Ihnen allen für Ihre Geduld. Es ist selten, dass wir etwas so schnell zu einem glücklichen Abschluss bringen können, aber dafür umso erfreulicher, wie Sie uns sicher zustimmen werden.«

46
    Zehn Minuten später waren sie zurück auf dem Revier. Weil Jo beobachtete, dass