Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
darunter auch Solarien, allerdings nicht das berühmte in der Østergade, soweit ich weiß.«
Wagner nahm einen Schluck Milch, die seinem Magen wesentlich besser bekam als der Espresso.
»Geistert hier Al Capone durch die Stadt?«
Weinreich nickte.
»Aber die Rocker haben wir unter Kontrolle. Wenn wir sie nicht auf die eine Weise drankriegen, dann können wir sie immer noch wegen Steuerhinterziehung belangen. Denn es ist uns nicht gelungen, ihren Verbrauch an Luxusgütern, vor allem teuren Autos und so weiter, mit der Tatsache in Einklang zu bringen, dass die meisten von ihnen von der Stütze leben.«
»Und jetzt versucht ihr dasselbe bei den Einwandererbanden?«
Weinreich hob seine Kaffeetasse. Dieser war nicht von einem seelenlosen Roboter hergestellt worden, sondern von einer der Kantinendamen in einer gigantischen Filtermaschine. Wagner wusste aus Erfahrung, dass in diesem Falle selbstgemacht nicht für Qualität stand.
»Das ist unsere Absicht, und es wird uns auch gelingen. Auch die fahren nämlich in dicken Autos herum, tragen Markenklamotten und haben auch sonst ziemlich kostspielige Gewohnheiten, während die meisten von ihnen staatliche Hilfe kassieren. Das passt doch einfach nicht zusammen. Allerdings …«
»Allerdings, was?«
Weinreichs Hand machte eine Bewegung in der Luft wie ein Flugzeug in Turbulenzen.
»Die Finanzen der Einwanderer sind noch schwerer zu durchleuchten als die der Rocker. Das liegt an deren komplexen Familienstrukturen. Gelder, die aus dem Ausland und ins Ausland transferiert werden. Kredite, die nicht zurückverfolgt werden können, weil es keine Transaktionen gibt. Aber wie gesagt: Omar Said haben wir schon im Visier. Ich dachte, du könntest das vielleicht für deine Ermittlungen verwenden.«
Wagner bedankte sich und stand auf. Das waren wichtige und nützliche Informationen. Es war immer von Vorteil, gut informiert zu sein.
»Eine Sache noch«, sagte Weinreich und winkte ihn zurück. Wagner setzte sich wieder hin, während sein Gegenüber die Stimme senkte. »Seine Mutter ist sehr krank. Sie wartet darauf, eine Strahlenbehandlung zu bekommen, aber wie wir alle wissen, herrschen in diesem unseren Land ja Behandlungsengpässe.«
Wagner sah seinen Kollegen nachdenklich an. Ethische Bedenken meldeten sich bei ihm zu Wort. Er wollte gar nicht wissen, woher Weinreich diese Information hatte. Er hatte offenbar seine Quellen, die er aber am besten für sich behielt.
»So!«, sagte Weinreich erleichtert, als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern genommen worden. »Jetzt ist es raus. Du kannst damit machen, was du willst, vielleicht willst du es auch gar nicht verwenden. Man kann zur Beschleunigung der Vorgänge beitragen, wenn du verstehst, was ich meine. Oder man setzt sie unter Druck und schickt sie zurück in ihre Heimat.«
»Man hat in Dänemark doch ein Anrecht auf Behandlung?«, warf Wagner irritiert ein. »Haben nicht alle ein Recht darauf? Im Rahmen dieser Behandlungsgarantie?«
»Na ja, Recht und Recht!«
Weinreich wischte ein paar Krümel vom Tisch. »Man muss seine Rechte auch kennen, und das tun bei weitem nicht alle.«
Die Versuchung war groß, spürte er, als er kurze Zeit später in seinem Büro saß. Sie benötigten dringend einen Durchbruch imAdda-Boel-Fall. Sie mussten Peter Boutrup finden und ihn verhören. Er war schließlich nach wie vor der Hauptverdächtige, mit großem H. Allerdings gab es mittlerweile so viele Seitenstränge, die von den eigentlichen Ermittlungen ablenkten. Ein schnelles Geständnis und ein paar Namen von Omar Said könnten da Wunder bewirken. Aber es war deshalb ethisch nicht vertretbar, ihn mit dem Versprechen, dass seine Mutter eine schnelle Behandlung zugesagt bekäme, unter Druck zu setzen? Oder?
Er drehte und wendete den Gedanken, bis er vollkommen durcheinander war. Da entschloss er sich, für Ablenkung zu sorgen und zu Erik Haunstrup in die Kriminaltechnische Abteilung zu gehen. Vielleicht gab es dort Neuigkeiten.
»Ich kann jetzt zumindest mit Sicherheit sagen, dass sich am Tag vor der Explosion zwei Personen in der Wohnung aufgehalten haben«, sagte Haunstrup. »Wir haben eine DNA-Probe vom Speichel am Wasserglas genommen und festgestellt, dass sie nicht mit der DNA von Peter Boutrup übereinstimmt.«
»Lass mich raten. Die DNA ist nicht in der Datenbank!«
Haunstrup schüttelte den Kopf.
»Nix. Null. Wir haben es hier also mit einer Person zu tun, die in dieser Hinsicht noch nicht auffällig geworden
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