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Rachmann, Tom

Rachmann, Tom

Titel: Rachmann, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Unperfekten
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so nervös?«
    Rory spult seine Nummer ab.
»Das Internet ist doch unglaublich, was?« Er räuspert sich. »Wusstet ihr
eigentlich, dass es eine Erfindung des US-Militärs ist? Doch, stimmt. Hab ich
gelesen. Die wollten einfach sicherstellen, dass bei einem eventuellen
Atomkrieg alle Welt weiter Pornos gucken kann.« Er setzt eine Pause für den
Lacher.
    Kein Mensch lacht.
    »Klar«, bohrt er weiter, »wenn
man mal drüber nachdenkt, also die Welt steht am Rand der Vernichtung, so armageddonmäßig
und lauter so Zeug, da is 'n bisschen Wichsen schon in Ordnung.«
    Vereinzeltes zweideutiges Gepruste.
    Hardy schließt die Augen und lässt von Annikas Bein
ab.
    »Und weil hier ja lauter
Vatikan-Volk sitzt«, wagt Rory sich weiter, »da hab ich mir gedacht, ich rede
mal über Religion. Ich bin auch Katholik. In der Bibel gibt's ja dieses
Kapitel, wo Gott die ganzen Leute in Sodom und Gomorrha umbringt. Und das
kapier ich nicht. Ich meine, wofür die in Sodom alle ihre Strafe gekriegt
haben, das wissen wir ja. Aber was haben eigentlich die Gomorrhaner je
irgendwem getan?«
    Wieder herrscht Stille im Saal.
    »Das«, flüstert Menzies,
»nennt man in Comedy-Kreisen >absaufen<.«
    »Keine sehr hilfreiche Bemerkung«, antwortet Annika.
    »Ich glaube, mir wird
schlecht«, sagt Hardy. »Ich muss hier raus. Fällt das sehr auf? Ich will ihm ja
nicht wehtun.«
    »Vielleicht wird's noch besser.«
    Rory wechselt das Thema. »Dann
erzähle ich Ihnen mal was von meiner Freundin. Also, dieses Mädel - haben Sie
mal von der biologischen Uhr gehört? Auf ihrer ist es nicht fünf vor zwölf,
sondern fast halb eins. Die hat dermaßen Torschlusspanik, das können Sie sich
gar nicht vorstellen.«
    »Vielleicht«, drängelt Annika,
»ist das die Gelegenheit, aufs Klo zu gehen.«
    Hardy stürzt davon.
    Als sie am Spiegel
vorbeikommt, hält sie wieder die Hand zwischen sich und ihr Spiegelbild, dann
geht sie in eine Kabine und sitzt, das Kinn auf die Hände gestützt, einfach da.
Rorys Stimme tönt bis hierher. Sie hält sich die Ohren zu. Zehn Minuten später
klopft Annika an die Tür. »Kannst wiederkommen, ist jetzt sicher.«
    »Ich habe zu viel getrunken -
das ist die Sprachregelung, falls er was gemerkt hat.«
    »Gebongt.«
    »Du klingst irgendwie eigenartig«, sagt Hardy. »Hast
du sein Zeug etwa nicht gehört?«
    »Nein. Wieso?«
    »War total übergriffig. Alle
möglichen privaten Kisten über dich. Ich bin gerade richtig stinksauer.«
    »Ich will's gar nicht wissen.«
    »Ich bin drauf und dran, ihm
eine zu scheuern.«
    »Und was soll ich machen?«,
fragt Hardy.
    »Kann ich dir auch nicht
sagen.« Annikas Gesichtsausdruck sagt dagegen alles.
    Rory steht an der Theke auf
der Suche nach dem Barkeeper.
    »Na?« Hardy versucht,
begeistert zu klingen. »Was meinst du, wie ist es gelaufen? Hat's dir Spaß
gemacht?«
    »Brillant. Absolut brillant.«
Er hat eindeutig nicht mitgekriegt, dass sie weg war.
    »Komm, wir schnappen uns den
Tisch da in der Ecke«, sagt sie.
    »Setzen wir uns nicht wieder
zu den anderen?«
    »Die sind gerade mitten im Gespräch.
Gib ihnen ein paar Minuten.«
    Eine U2-Coverband spielt ihr
erstes Set. Als sie Pause macht, kommen Annika und Menzies zu Hardy und Rory an
den Tisch, sie haben die Mäntel schon an. »Wir müssen los, leider.«
    Hardy steht auf und umarmt
Annika.
    »Alles okay mit dir?«, fragt
Annika.
    Hardy gibt keine Antwort.
     
    Den Rest der Woche hat sie
immer neue Ausreden, nicht mit Annika Kaffee trinken zu gehen.
    »Kathleen hat mir
Sklavenarbeit über irgendeine satte Gewinnmitnahme draufgedrückt«, behauptet
sie am Telefon.
    »Thema?«
    »Soll heißen >Europäer sind
faul<.«
    »Ich glaub dir kein Wort.«
    »Doch, im Ernst. Wer ist denn
so geistesgestört, die kreative Buchhaltung bei der eigenen
Arbeitsproduktivität einzuführen?«
    »Du wahrscheinlich. Ich
brauche jetzt Kaffee. Und du musst mit. Das ist ein Befehl.«
    »Ich kann nicht. Tut mir
leid.« Und Hardy setzt nach: »Ich weiß übrigens, dass du ihn nicht magst.«
    »Was hat denn das damit zu
tun? Und es stimmt auch nicht, dass ich ihn nicht mag. Es ist nur ... Er raubt
dir deinen ganzen Witz.«
    »Ich bin schon noch witzig.
Ich bin bloß nicht hahaha-witzig. Mehr schräg-witzig.«
    »Ist nichts Neues.«
    »Ich möchte nicht über meine Situation mit Rory reden.
Die ist prima. Ich bin glücklich damit.«
    »Du wirkst aber kein bisschen glücklicher als vorher.«
    »Tja, da liegst du falsch.«
    »Warum bist du denn jetzt sauer?«
    »Bin

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