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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Stelle an der Decke. Ab drei Uhr morgens fielen mir dann trotz Espresso die Augen zu, und irgendwann konnten mich selbst der Gedanke an meine verschwundenen Sachen und die Frage nach der Verbindung zwischen Brand und den Dieben nicht mehr wach halten.
    Jetzt hatte Adam Sandoval mich abgelöst. Als ich ihn im Hotelzimmer zurückließ, arbeitete er sich gerade von Kaffee beflügelt und voll grimmiger Energie durch einen Karton mit Erinnerungsstücken an seinen Bruder.
    Müde und schlecht gelaunt betrat ich den Seminarraum, in dem ich mein Debüt als Dozentin geben sollte. Zwölf Teilnehmer hockten um den Tisch und starrten mich an, als ich die Gliederung meines Vortrags verteilte. Es war eine bunte Mischung: Frauen und Männer, Batik und Nadelstreifen, vorsichtige Reserviertheit und gewandte Worte. Alle waren sie auf der Suche nach Erleuchtung oder zumindest nach Handwerkszeug für ihre Arbeit. Sie lauschten aufmerksam, hakten immer wieder nach und schrieben mit, als ich über den Aufbau meiner Geschichten sprach. Überrascht stellte ich fest, dass ich Spaß an der Sache hatte.
    Tatsächlich genoss ich die Zeit in vollen Zügen. Am Ende der zwei Stunden war ich heiser, fühlte mich aber inspiriert. Daran hätte ich mich gewöhnen können.
    Als ich meine Sachen einsammelte, stachen mir zwei Seminarbesucher ins Auge, die an der Tür stehen geblieben
waren. Ein Paar in den Vierzigern. Der Mann reichte mir die Hand.
    »Tim North. Exzellentes Seminar.«
    Er hatte einen britischen Akzent und einen zackigen Händedruck, war durchtrainiert, besaß kühle Augen und ein Hundegesicht. Aus seiner Haltung schloss ich, dass er früher beim Militär gewesen war.
    Ich hängte mir meinen Rucksack über die Schulter. »Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Während des Seminars habe ich aber nichts von Ihnen gehört.«
    »Ich war damit beschäftigt, alles in mich aufzunehmen«, erwiderte North.
    Er erinnerte an eine Sprungfeder, die jederzeit losschnellen kann. Im Gegensatz zu seinem auffälligen Akzent schienen mir seine Gesichtszüge schwer definierbar.
    »Meine Frau, Jakarta River«, sagte er mit Blick auf seine Begleiterin.
    Ihr Lächeln enthüllte strahlend weiße Zähne. »Sie haben unsere Erwartungen mehr als erfüllt.«
    Ihre Stimme hatte einen typisch amerikanischen Klang. Sie war schwarz und kleidete sich eleganter, als es normalerweise in Santa Barbara üblich war. Ihr Körper war der einer Ballerina: stählerne Muskeln unter scheinbarer Zerbrechlichkeit. Sie wirkte schnittig wie ein Maserati.
    »Wir sind Fans von Ihnen.« Damit holte sie ein Exemplar meines Romans Lithium Sunset aus ihrer Tasche.
    »Das freut mich.«
    Ich schlenderte mit den beiden nach draußen, obwohl ich keine Ahnung hatte, was sie von mir wollten. Wahrscheinlich sollte ich ein von ihnen verfasstes Drehbuch lesen oder ihnen den Namen meines Agenten verraten. In einem Innenhof
warteten Kaffee und Erfrischungen. Die Sonne brannte auf die Fliesen, und die Topfpflanzen pulsierten geradezu vor Hitze. Ich nahm mir einen Pfirsich.
    »Wir haben einen Vorschlag für Sie«, sagte North und nickte seiner Frau zu. »Jax?«
    Sie hatte sich einen Apfel genommen und inspizierte ihn auf angeschlagene Stellen. Der Stein an ihrem Verlobungsring stand den Trauben auf dem Tisch an Größe kaum nach und passte zu ihren Ohrsteckern und dem Solitärdiamanten an ihrem Hals. Das Gleißen der Edelsteine blendete mich geradezu.
    »Wir möchten Sie engagieren«, erklärte sie.
    Ich hatte gerade in den Pfirsich beißen wollen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. »Als was denn?«
    »Als Ghostwriterin für unsere Memoiren.«
    Damit hatte ich nicht gerechnet, und das war ihr klar. Sie bedachte mich mit dem kühlen, durchdringenden Blick einer Katze. Ich fühlte mich wie das Kaninchen vor der Schlange.
    »Wir zahlen deutlich mehr als Ihr jetziger Verlag«, ergänzte North.
    »Da bin ich aber wirklich geschmeichelt«, erwiderte ich. »Nur habe ich keine Erfahrung als Ghostwriterin.«
    »Aber als Journalistin«, sagte Rivera. »Sie wissen, wie man Menschen interviewt und sie sensibel porträtiert.«
    »Und von Männern verstehen Sie auch was«, fuhr North fort. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie meine Gedanken zu Papier bringen.«
    »Ein bisschen wissen wir natürlich auch über Sie persönlich«, warf Rivera ein. »Uns gefällt, was Sie tun.«
    »Und das wäre?«

    »Zum Beispiel, dass Sie sich letztes Jahr mit dieser religiösen Terrororganisation angelegt haben. Denen haben

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