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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Hester-Prynne-Korsage prangte wie im Roman ein scharlachrotes A, und der Pocahontas-Stringbody aus Wildlederstreifen wurde durch Fransen verschönt.

    »Neunzig Dollar für Zahnseide?«, hörte ich Nikki murmeln. »Nicht für meinen Hintern.«
    Als Taylor bei Jackie Kennedy – einem G-String aus Perlen, dazu ein Pillbox-Hut – angelangt war, drehte sich mir bereits der Kopf. Doch es folgte noch die Heldenserie: der New Yorker Feuerwehrmann, der Army Ranger, der Sanitäter, der Astronaut, die Pfadfinderin.
    »Mit einer Sonderkollektion von besonders attraktiven Abzeichen für noch mehr Sexappeal«, sagte sie.
    »Das verstößt mit Sicherheit gegen irgendwelche Schutzrechte«, murmelte Lavonne beim Anblick des grünen Käppis und der Push-up-Schärpe.
    »Ich bereite die Klage vor«, erbot sich Harley.
    Und schon waren wir bei den Sportlern gelandet: der Kegelbruder, der Bogenschütze, der Angler – mit grünen Hüftstiefeln und einem durchsichtigen Plastik-BH für Mädchen, die gern mit Ruten spielten. Atemlos und mit von der Aufregung geröteten Wangen präsentierte Taylor uns dann den Höhepunkt. In der neuen Saison umfasste die Dazzling-Delicates-Reihe erstmalig eine Rodeoserie. Nachdem wir eine erstaunliche Vielfalt von Stier- und Mustangreiter-Outfits bewundert hatten, konnte ich mich nicht mehr beherrschen.
    »Taylor, woher ist diese Countess Zara? Aus Tulsa? Muskogee? Bartlesville?«
    Sie warf Sporen und Flankenriemen beiseite. »Die Gräfin lebt in Luxemburg, aber sie kennt den Markt in Oklahoma in- und auswendig.«
    Bildete ich mir das ein, oder wurde sie wirklich immer wieder unscharf? Einmal sah ich sie doppelt, dann wieder normal. Vielleicht handelte es sich um eine subatomare Fluktuation, und sie war drauf und dran, in einem parallelen
Universum zu verschwinden. Nein, es lag an mir. Plötzlich fühlte ich mich hundeelend.
    »Möchte jemand unsere Modelle anprobieren? Wenn ihr heute Abend für mehr als zweihundert Dollar einkauft, gibt es ein Dessous als Geschenk für unsere Braut.«
    Ich spürte Harleys Hand auf meinem Arm. »Du bist ja ganz grün im Gesicht.«
    »Vielleicht sind es die Jalapeño Popper.« Ich stellte mein Glas ab.
    »Nur zu, meine Damen«, sagte Taylor. »Die Sachen sollen doch auch sitzen.«
    Amber deutete auf verschiedene Modelle. Dann waren es plötzlich zwei Ambers. Die Slips tanzten wie Vögelchen durch die Luft. Ich starrte mein Weinglas an. Obwohl ich gar nicht so viel getrunken hatte, war mir schwindlig.
    »Du brauchst frische Luft«, sagte Harley.
    »Stimmt.« Ich schloss die Augen. Ein schwerer Fehler. Mein Kopf drehte sich wie eine Zentrifuge.
    Als ich die Augen wieder öffnete, hatte ich eine Halluzination. Zumindest dachte ich das. Amber stand im Cowboy-Outfit mit Hut und Überhosen mitten im Zimmer und präsentierte ihre barocken Formen. In der Hand hielt sie ein kleines Brandeisen.
    »Erbarmen«, ächzte ich. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern.

22. Kapitel
    Mein Mund war völlig ausgedörrt, und mein Magen schien sich verknotet zu haben. Ich öffnete ein Auge. Das Licht brannte wie Sand auf meiner Hornhaut.
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich war.
    Ich fluchte vor mich hin, aber selbst davon wurde mir übel. Nach einer Minute gelang es mir, den Kopf vom Kissen zu heben und unter den Lidern hervorzuspähen. Die hintere Wand des Zimmers war schräg, und dem Bett gegenüber ragte eine mit Hieroglyphen bemalte Säulenreihe auf.
    Vorsichtig drehte ich mich um. Die Vorhänge waren zugezogen, aber ich entdeckte golden bemalte Möbel und noch mehr Objekte im ägyptischen Stil. Der Teppichboden hatte ein gewagtes Muster mit Ringen in Gold, Rot und Blau, von dem mir der Schädel dröhnte. Gequält wandte ich den Blick ab.
    Oben auf dem Fernseher stand eine Tafel mit den verfügbaren Kanälen. Also befand ich mich in einem Hotel. Aber wo? Und wie war ich hergekommen? Ich rappelte mich auf, torkelte zum Fenster und zog die Vorhänge beiseite.
    Ich blickte auf einen gnadenlosen Himmel und kakifarbene Erde. Am Horizont erhoben sich braune Berge. Ich war in der Wüste. Ich hasse die Wüste.
    Am Fuß der schrägen Fassade verlief ein Boulevard mit Hotels. Ich glotzte auf die Sphinx, den Eiffelturm, noch mehr Hotels.

    »Oh nein!«
    Ich war in Las Vegas.
    Der in der Mittagshitze glühende Strip starrte mir ins Gesicht. Mir wurde heiß und kalt. Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich stürzte ins Bad und erbrach mich.
    Danach spritzte ich mir Wasser ins Gesicht. Ich war

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