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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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mit dem Löffel ißt!!!«
    Sven fand endlich eine Eselsbrücke. »Auf der rechten Seite vom Fahrrad hast du doch die Handbremse, Sascha. Und auf dieser Seite muß auch immer der Straßenrand sein. Kapierst du das?«
    Sascha behauptete, das kapiert zu haben. Fortan hielt er sich wenigstens annähernd rechts und veranlaßte nur noch jeden dritten Passanten zu abrupten Seitensprüngen. Auf die verkehrsreiche Durchgangsstraße durfte er nicht.
    Als er bei einem vergeblichen Ausweichmanöver gegen einen Laternenpfahl gesaust und Dorle Obermüller vor die Füße geschlittert war, stopfte sie ihm schnell ein Bonbon in den Mund und versuchte ihn abzulenken, bevor das ohrenbetäubende Wehgeschrei losgehen würde. »Du hast ja ein wunderschönes Fahrrad! Das ist doch bestimmt ganz neu?«
    »Ist es auch«, schniefte Sascha. »Aber dem Sven seins is noch schöner.«
    »Stimmt doch gar nicht. Deins glänzt ja viel mehr!«
    »Aber Svens hat rechts ‘ne Bremse und links ‘ne Bremse. Der kann überall fahren!«
    Morgens um zehn begossen wir Frau Heinzes Führerschein. Freudestrahlend war sie mit dem grauen Ausweis und einer Flasche Sekt unterm Arm via Terrasse in unser Haus gestürmt und schnurstracks zum Telefon gelaufen. »Frau Obermüller muß mitfeiern! Wen können wir denn noch einladen? Vielleicht Babydoll?«
    Sie ließ sich überzeugen, daß Isabell um diese Zeit erstens noch schlafen und zweitens mühelos ganz allein eine Flasche Sekt austrinken würde. Frau Heinze sah das ein. »Außerdem tratscht sie viel zuviel!«
    Das stimmte nun ganz und gar nicht; vielmehr bot sie für uns andere ein unerschöpfliches Gesprächsthema. Der Zulauf gutaussehender ›Neffen‹ hatte zwar aufgehört, dafür tauchte jetzt häufig ein kleiner, dicker Mann mit Glatze auf, der Isabell Blumen und Geschenke mitbrachte und meistens gegen zehn Uhr abends wieder verschwand.
    »Keen Wunda, det der Babydoll so verwöhnt. Sie ist sexy, und er is sechzig!« hatte Obermüller sachkundig festgestellt.
    Während wir an unseren Sektgläsern nippten, beratschlagten wir, wie Frau Heinze ihrem Mann am schonendsten die bestandene Fahrprüfung beibringen könnte.
    »Mir wird schon irgend etwas einfallen. Nur die Geschichte mit der Putzfrau darf Schätzchen nicht erfahren. Ich werde ihm einfach sagen, daß ich mir jahrelang etwas vom Haushaltsgeld zurückgelegt habe.«
    »Ob er das glaubt?«
    »Das muß er einfach glauben! Er wird mich sogar wegen meiner Sparsamkeit bewundern, und dann werde ich ihm erklären, daß er jetzt auch mal ein bißchen sparen und mir einen kleinen Gebrauchtwagen kaufen soll. Was nützt mir denn ein Führerschein, wenn ich kein Auto habe?«
    Sie bekam ein Auto. Es war ein zitronengelber Mini, der zwar wenig Raum, aber immerhin vier Räder hatte und bei nicht allzu großen Ansprüchen an die Bequemlichkeit sogar Platz für einen Mitfahrer bot. »Alle suchen einen Wagen, der nicht qualmt. Ich hab’ einen gesucht, der nicht säuft!« hatte sie erklärt. »Das Benzin muß ich nämlich von meinem Taschengeld bezahlen.«
    Bald war das gelbe Autochen stadtbekannt. Es keuchte hinter dem Schulbus her, wenn Hendrik mal wieder zu spät aufgestanden war; es parkte vor dem Supermarkt, wenn Frau Heinze unsere schweren Einkaufstaschen abholte, die wir nur zu gern an der Kasse hatten stehenlassen; es tuckerte zum Bäckerladen, wenn wir nachmittags plötzlich Appetit auf Sahnetorte bekamen, und was Frau Heinze bisher telefonisch erledigt hatte, machte sie jetzt persönlich. Einmal wurde ich Zeuge, wie sie ins Elektrogeschäft stürmte und wortgewaltig einen kleinen Defekt an ihrem neuen Kühlschrank reklamierte.
    Beschwichtigend unterbrach sie der Verkäufer: »Aber Sie hätten doch nur anzurufen brauchen, wenn es etwas zu beanstanden gibt.«
    »Was heißt beanstanden?« wetterte sie, »das hätte ich wirklich am Telefon machen können! Ich bin ja gekommen, um Krach zu schlagen!«
    Wenn sie nicht im Wagen saß, stand sie davor und pflegte ihn. Jeden dritten Tag wurde er gewaschen und poliert. Als sie wieder einmal mit einer gewöhnlichen Gießkanne das Autodach begoß, rief Obermüller grinsend: »Det hat ja doch keenen Zweck – det Ding wächst bestimmt nich mehr!«
    Unbeeindruckt erwiderte sie: »Dafür läßt es sich viel leichter parken, braucht wenig Benzin und ist im Handumdrehen gewaschen. Die Raten sind viel niedriger, und Schätzchen mußte nur ganz wenig anzahlen. Das sind alles unübersehbare Vorteile!« Nach kurzem Überlegen setzte sie

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