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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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konnte nicht warten, bis du zurückkamst!“
    Sie wusste nicht, was sie entgegnen sollte, und schwieg.
    „Heute Abend holen wir alles nach! Doch halt – warum nicht gleich nach dem Frühstück? Der Gesandte der Burgunder kann warten. Ich werde ihm eine meiner Sklavinnen schicken, damit ihm die Zeit nicht zu lang wird.“
    „Ich kann nicht!“
    Er zog seine Stirn kraus. „Was ist es diesmal?“
    „Meine unreinen Tage, seit heute früh …“ Erleichtert hatte sie am Morgen den Umstand wahrgenommen, der ihr zum ersten Mal wie ein Segen erschien.
    „Na und? Das stört mich nicht!“
    Entsetzt blieb sie mitten auf dem Hof stehen. Wollte er sie auf den Arm nehmen?
    Als er ihre Miene sah, lachte er laut. „Also gut. Dann nicht. Warten wir die Woche ab.“ Noch immer lachend zog er sie in den Saal, wo die Tafel gedeckt war.
    Der Gesandte aus Burgund war am Abend zuvor angekommen und hatte auch an der Messe teilgenommen. Während der offiziellen Begrüßung wurde er ihr als Guntram von Burgund vorgestellt, und er verneigte sich tief. Als er wieder aufblickte, glaubte Radegunde ein bewunderndes Aufblitzen in seinen Augen zu erkennen. Beim Essen saß er neben ihr, und er stellte sich als angenehmer Gesprächspartner heraus. Er war noch nicht sehr alt, vielleicht fünf Jahre älter als sie selbst. Aus seinem gebräunten Gesicht leuchteten zwei blaue Augen, deren Blicke beim Erzählen lebhaft hin und her wanderten. Er fragte sie, ob sie Burgund kenne, und sie schüttelte den Kopf. Daraufhin beschrieb er ihr seine Heimat in bildreichen Worten und brachte sie mit seinen drolligen Vergleichen und Erklärungen zum Lachen.
    Am Vormittag zog sich Chlothar mit dem Burgunder zur Beratung zurück.
    „Worum geht es in diesen Verhandlungen?“, wandte sie sich an Medardus, der noch am Tisch saß und geruhsam seinen Wein austrank.
    „Chlothar und sein Neffe wollen Burgund. Mit Waffen konnten sie es bisher nicht erobern. Jetzt versuchen sie es mit anderen Mitteln.“ Hinter ihnen begannen die Diener, die Tafel abzuräumen.
    „Was für andere Mittel?“
    „Ich weiß es nicht, doch ich ahne nichts Gutes. Guntram möchte gewiss Bedingungen aushandeln, um den unsicheren Frieden zwischen seinem Land und unserem Reich zu festigen. Aber Chlothar wird es ihm sehr schwer machen.“
    Aus dem Weinkrug tröpfelte ein letzter Rest und der Bischof erhob sich. Nachdenklich ging Radegunde neben ihm aus dem Saal.
    Beim Abendessen hielt sie vergeblich nach dem Gesandten Ausschau. „Wo ist Guntram von Burgund?“, fragte sie Chlothar, der ungeduldig ein in Lehm gebackenes Hühnchen zerlegte.
    „Warum willst du das wissen? Hat er dir gefallen?“
    „Er war sehr sympathisch, ja. Ich habe ihm gern zugehört.“ Ein Diener schenkte Wein nach.
    Chlothar lachte und zog das weiße Fleisch von der Hühnerbrust. „Sieh an. Hat er dir Honig ins Ohr geträufelt?“
    Sein Tonfall klang lauernd. Sie beschloss, sachlich zu bleiben. „Wie liefen die Verhandlungen?“
    Die Hand, die das Fleisch zum Mund führen wollte, hielt inne. „Das interessiert dich wirklich?“
    „Aber ja!“
    „Er war hartleibig und stur. Kein Weg soll uns nach Burgund führen.“
    „Er liebt seine Heimat sehr.“
    „So?“ Es klang schon wieder argwöhnisch. „Tun wir das nicht alle?“
    Sie dachte an Thüringen und nickte. Plötzlich überfiel sie das Heimweh unerwartet und mit solcher Wucht, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
    „Werden wir einmal nach Thüringen reisen?“ Es war heraus, ehe sie darüber nachdenken konnte. Hastig fügte sie hinzu: „Sicher wirst du dort nach dem Rechten sehen müssen?“
    Er betrachtete sie und sah die bangen Augen, in denen noch die Tränen standen. Dann schüttelte er den Kopf. „Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Theudebert kümmert sich um Thüringen.“ Sein Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. „Im Moment kann ich es mir nicht leisten, mich mit ihm anzulegen.“
    Sie wandte ihr Gesicht ab. Der kurze Moment der Hoffnung war vorüber. Sie griff nach dem Becher und trank. Der honiggelbe Wein schmeckte sauer wie ein unreifer Apfel, doch das war ihr egal. Das wohlige Gefühl, das sich in ihrem Körper ausbreitete, versprach Vergessen.
    Kaum hatte sie sich in ihrem Gemach zu Bett gelegt, wurde ihr übel. Sie erhob sich wieder, kroch in ihren Umhang und schlich zur Tür. Besa fuhr hoch. „Was ist?“
    „Nichts, schlaf weiter. Ich muss nur zum geheimen Gemach.“
    „Du hast doch ein Nachtgeschirr!“
    Doch sie tat so,

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