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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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nachgedacht hatte. „Doch lass uns in Gedanken nicht zu weit vorauseilen. Erst einmal müssen wir die Franken aus Thüringen verjagen. Wenn uns das gelingt, Wodan steh uns bei, dann sehen wir weiter!“
    An der Treppe zur Halle blieb er stehen. „Ich muss jetzt wirklich, es gibt noch viel vorzubereiten.“
    „Wenn ich etwas tun kann, dann lass es mich wissen, hörst du?“
    Als sie in dieser Nacht wach wurde, hörte sie ein vertrautes Geräusch. Fern und fast unwirklich. Sie trat ans Fenster und lauschte. Pomm, poromm, pomm poromm. Der laue Nachtwind trug den Rhythmus einer Trommel heran. So leise und verhalten, dass ein Ahnungsloser es für entferntes Donnergrollen halten konnte. Eine seltsame Erleichterung breitete sich in ihrem Inneren aus, gemischt mit dem prickelnden Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Sie kannte das Lied der Trommel. Sie rief Donar, den Gott des Krieges.
    Spontan griff sie nach ihrem Umhang und schlich den Gang entlang zur Eingangstür. Draußen verharrte sie. Die Nacht war mild, noch besaß der Sommer seine Kraft. Einzelne zarte Wolken zogen wie reife Pappelsamen über den Sternenhimmel. Davor zeichneten sich die Silhouetten der Wächter auf den Türmen ab. Hörten sie denn nichts?
    Pomm, poromm, pomm, poromm. Der Ruf der Trommel war magisch und doch zögerte sie. Irgendetwas hielt sie zurück. Eine Weile stand sie unschlüssig in der Nacht, dann wandte sie sich um und lief zur Kapelle. Mit ruhiger Hand entzündete sie ein Licht unter dem Kreuz und begann zu beten.
    Nach einer Woche Ungewissheit kehrte Chlothar zurück. In seinem Tross ritt ein Mädchen, das wegen seiner Schönheit unter dem Gesinde Geraune hervorrief. Es trug eine blutrote Tunika mit kostbarer Goldstickerei über einem Kleid aus feinem hellen Leinen. Unter ihrem Schleier lugten dunkle Haarsträhnen hervor. Sie ertrug die neugierigen Blicke beinahe arrogant und ließ sich von Chlothar aus dem Sattel helfen.
    „Radegunde, komm in die Halle! Dein Gemahl hat Theudebalds Witwe mitgebracht.“ Agnes hatte sie bei den Lagerhäusern gefunden, wo sie mit dem Vorratsmeister die Obsteinlagerung kontrollierte.
    Alle Grafen waren bereits versammelt, sowohl die, die Chlothar begleitet hatten, als auch die Zurückgebliebenen. Medardus, der am späten Morgen aus Noyon gekommen war, betrat den Raum gemeinsam mit Radegunde, der Lärm hatte ihn aus seiner Kapelle herübergelockt.
    Die Leute traten ehrerbietig zur Seite, und sie begrüßte zunächst Chlothar. Dann wandte sie sich dem Mädchen zu, das sie furchtsam aus großen grauen Augen ansah.
    „Waldarada! Ich grüße dich. Der Tod deines Mannes tut mir sehr leid!“ Sie zog die junge Frau an sich, die sich merkwürdig steif machte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Auch Chlothar verhielt sich seltsam. Er wich ihrem Blick aus. Sie fühlte, wie sich ihre Nackenhärchen aufrichteten.
    „Er war sehr krank, schon als wir heirateten!“, sagte Waldarada leise. Ihre Worte hatten noch immer einen stark langobardischen Dialekt.
    „Ja, Theudebald war schon als Kind klein und schwächlich. Richtig gesund war er meines Wissens nie.“
    „Bringt zu essen und Wein! Wir haben es uns verdient!“, polterte Chlothar dazwischen. Die Männer setzten sich mit verhaltenem Geraune. Der König zog die Witwe an seine Seite. „Nimm Platz, meine Schöne. Und trink von dem Wein, er wird dir schmecken!“
    Langsam begann Radegunde zu ahnen, was hier vor sich ging. Ihr Mann hatte eine neue Favoritin für sich entdeckt. Doch die Witwe eines fränkischen Königs als Geliebte, das ging entschieden zu weit. Guntheuka fiel ihr ein, ihre Vorgängerin in der Reihe der Chlothar’schen Ehefrauen. Sie war die Witwe seines Bruders gewesen. Er hatte sie sich genommen und skrupellos zwei ihrer Kinder erschlagen. Eine kalte Hand fasste nach ihrem Herzen. Würde Chlothar sich ihrer auch einfach entledigen, so, wie man einen ausgedienten Handschuh wegwirft?
    Diener brachten das Essen. Sie saß wie immer zur Linken Chlothars, doch er nahm sie gar nicht wahr. Er legte der jungen Witwe Häppchen von seinem eigenen Teller vor und schenkte ihr Wein ein. Selbst der größte Trottel unter den Tafelgästen spürte, was hier los war. Es herrschte auch eine dementsprechend pikierte Stimmung am Tisch. Es wollte einfach kein Gespräch in Gang kommen.
    „Was ist eigentlich los mit euch? Bin ich in eine Trauergesellschaft geraten?“, dröhnte Chlothar, der als Einziger scheinbar nicht begriff, wie peinlich die Situation war.
    Radegunde

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