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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Knopf der Musikanlage, die hinter einer eisbergähnlichen Urne für Seebestattungen halbwegs verborgen im Regal stand. Einen Augenblick lang war es noch still. Doch dann! Was war das denn?
    Elfie machte erschrocken einen Satz nach hinten. Statt der erwarteten sanften Töne erscholl feurige Tangomusik, wunderbar rhythmisch, aber laut, viel zu laut für dieses Ambiente  – Musik, die eher zum Tanzen anregte, als für eine besinnliche Atmosphäre zu sorgen.
    Während Elfie noch wie erstarrt dastand, öffnete sich das Hauptportal, und die Knörringers kamen herein. Ihre Gesichter wechselten die Farbe, als sie die Musik hörten. Carlos wurde noch blasser, als er ohnehin schon war, Juliane wurde feuerrot und bedachte Carlos mit einem strafenden Blick.
    »Wie konntest du das vergessen?«, zischte sie.
    »Haben sich Hinterbliebene diese Musik für die Trauerfeier gewünscht?«, fragte Elfie verwirrt.
    »Ja«, kam es von Juliane, »nein« im gleichen Atemzug von Carlos. Einer von beiden lügt, schloss Elfie messerscharf, doch warum nur?
    Juliane hatte ihren Schock überwunden, ging an Elfie vorbei zur Musikanlage und fingerte daran herum. Die Tangomusik brach mitten im Takt ab, und kurz darauf ertönte das »Ave Maria«.
    Elfie zuckte die Achseln, warf den Knörringers noch einen verwunderten Blick zu und ging dann ins Büro, nicht ohne die Türen hinter sich zu schließen.
    »Guten Morgen!« Trixi Liedke betrat gerade das Büro,heute in einem hellen Kleid, das mit Kirschen bedruckt war. Als sie an ihrem Arbeitstisch Platz nahm, hüpften kirschrote Kugeln auch an ihren Ohren hin und her.
    Elfie erwiderte den Gruß, erschrak dann ein wenig über die dunklen Ringe unter Trixis Augen, die den Kontrast zu den frischen Farben ihres Kleides noch auffälliger machten.
    Die Feuerschutztür öffnete sich, und Carlos Knörringer kam herein. Er strahlte übers ganze Gesicht, als er Trixi sah.
    »Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie Sie unsere Homepage gestalten wollen?«, fragte er, während sein Blick bewundernd auf Trixi gerichtet war, über ihr hübsches Gesicht und ihre weichen Arme glitt.
    Na, na, dachte Elfie, diese junge Frau gefällt ihm. Sie gefällt ihm sogar sehr.
    Carlos war jetzt ganz nah an Trixis Schreibtisch herangerückt. Allerdings blieb ihm bei der räumlichen Enge auch gar nichts anderes übrig.
    Trixi sah auf die Papiere vor sich. »Ich habe erst einmal ein paar Entwürfe hinsichtlich der Anordnung gemacht. Dabei habe ich mich an der Homepage orientiert, die ich für die Gärtnerei erstellt habe und die Ihnen so gut gefallen hat.«
    Zwar beugte sich Carlos über die Entwürfe, schien jedoch gar nicht hinzusehen und nur Trixis lebhafter Stimme zu lauschen.
    »Dann habe ich natürlich noch Fragen in Bezug auf die Inhalte der Homepage, zum Beispiel, welche Links Sie angeben wollen.«
    »Links, wieso links? Ich bin eher für rechts, das ist doch das Normale. Nur zehn Prozent der Bevölkerung sind Linkshänder.«
    Alle Köpfe fuhren herum zu Juliane Knörringer, die in der Tür stand und missbilligend die Stirn runzelte.
    »Ich glaube, da hast du etwas missverstanden«, meinte Carlos vorsichtig und hatte offensichtlich Mühe, ein Schmunzeln zu unterdrücken.
    »Möglich«, knurrte Juliane, »aber schließlich soll ja nicht ich die komische Homepage erstellen, sondern diese farbenfroh gekleidete junge Frau. Hoffentlich hat sie Ahnung von ihrem Geschäft und verfügt nicht nur über ein hübsches Äußeres, mit denen sie Männern den Kopf verdreht.«
    Trixi errötete bis unter die Haarwurzeln. Elfie verschlug es vor Entrüstung die Sprache.
    »Frau Liedke arbeitet zwar für unser Unternehmen, aber sie hat nichts mit der Betreuung von Angehörigen zu tun, sondern sitzt ausschließlich am Rechner. Da kann sie doch nun wirklich anziehen, was sie will.« Carlos holte tief Luft, um dann fortzufahren. »Ich finde, dass ihr das Kleid ausgesprochen gut steht.«
    Trixis Gesicht färbte sich noch etwas röter, falls das überhaupt möglich war.
    Juliane kniff die Lippen zusammen. »Carlos, kommst du bitte!«
    »Eigentlich wollte ich noch einige Dinge mit Frau Liedke bespr …«
    »Carlos!«
    »Aber, Mutter.«
    »Nenn mich nicht Mutter, sonst sagst du doch auch Juliane.«
    »Ja, Mut  … Juliane.« Mit gesenktem Kopf folgte Carlos Juliane aus dem Büro.
    Elfie war sprachlos. Juliane und Carlos waren weder Mann und Frau noch Bruder und Schwester, sondern Mutter undSohn! Na, da war Juliane Knörringer aber früh Mutter

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