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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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Hunde!«
    Unser Bier wird gebracht. Ich überlege kurz, einen Toast auszusprechen, aber die beiden stürzen sich auf ihre Gläser.
    »Bäh, das schmeckt ja wie Wasser!«, schimpft Fausto quasi als Bestätigung seines Urteils. Nicht einmal das Bier weiß mehr, wie es zu schmecken hat.
    »Aber die Hütte ist das Geld wert. Klar, es müsste einiges gemacht werden, aber es könnte sich lohnen«, sage ich.
    »Für mich nicht. Mag schon sein, dass das Haus die Kohle wert ist, aber das kann ich mir sogar mit einer dreißig Jahre laufenden Hypothek abschminken«, meint Claudio.
    »Würdest du tatsächlich hierherziehen?«, frage ich ihn.
    »Nein, leben würde ich hier nicht wollen. Ich hatte eher daran gedacht, einen Ferienbauernhof zu eröffnen.«
    »Genau dasselbe habe ich mir auch überlegt. Was machst du eigentlich beruflich? Hast du irgendwelche einschlägigen Erfahrungen?«, will Fausto von unserem Angstneurotiker wissen.
    »Nein, habe ich nicht … meine Arbeit hat damit nichts zu tun. Ich bin im Handel tätig. Und du?«
    »Ich bin beim Fernsehen«, antwortet Fausto.
    »Geschätzte Liebhaber edler Uhren, guten Abend … Das bist du doch, richtig?«, frage ich ihn.
    Fausto lacht und zwinkert mir zu.
    »Ja, stimmt, das Teleshopping im Nachtprogramm … ich habe dich auch schon gesehen«, bestätigt Claudio.
    Was sind wir doch für ein Haufen Schlafwandler, denke ich.
    Fausto wendet sich an mich. »Und du? Was arbeitest du?«
    »Ich bin auch im Verkauf tätig. Autos.«
    »Was für Autos?«
    »Rostlauben, die auf zweihundert Kilometer für vierzig Euro Benzin verbrauchen.«
    »Und was hat ein Verkäufer von Rostlauben hier zu suchen?«
    »Frische Landluft«, erwidere ich einsilbig.
    Halb im Scherz hat Fausto vorgeschlagen, unsere Ersparnisse zusammenzulegen, das Anwesen gemeinsam zu erwerben und als gleichberechtigte Gesellschafter ein Landhotel zu eröffnen. Erst hat er ein paar Zahlen auf ein Blatt Papier gekritzelt und dann überschlagen, wie hoch sich der Gewinn in Anbetracht der anfänglichen Investition belaufen könnte. Nach jeder neuen Berechnung hat die Sache konkretere Züge angenommen. Ferien auf dem Bauernhof plus Wellness wäre laut Fausto die am meisten Erfolg versprechende Strategie. Es würde reichen, ein Zimmer zu einem Massageraum umzugestalten und in allen Bädern Whirlpools zu installieren, um die Gewinnerwartungen im Vergleich zu einem herkömmlichen Agriturismo mindestens zu verdoppeln.
    Ich habe aufmerksam zugehört und mich hin und wieder mit einer Frage am Gespräch beteiligt. Doch die Vorstellung, mit diesen beiden ein Projekt durchzuziehen, hat meinen ohnehin mehr als vagen Plan, meinem Leben mithilfe eines Landhotels eine Wende zu geben, definitiv jeglicher Glaubwürdigkeit beraubt. Außerdem ist Fausto genau der Typ Mensch, dem ich absolut nicht über den Weg traue. Er ist der klassische Sprücheklopfer, der mindestens einen Notar und einen Steuerberater zu seinen engsten Freunden zählt. Er kennt sich aus mit Werbung, er ist derjenige, der alle Kunden an Land zieht, und er kennt viele Prominente, die uns bestimmt die Bude einrennen werden. Ein Typ wie Fausto ist so daran gewöhnt, anderen etwas vorzumachen, dass er sich irgendwann selbst belügt. Claudio hingegen macht nicht den Eindruck auf mich, als ob er einen hintergehen würde. O Gott, nein, im Gegenteil. Ich habe noch nie jemanden gesehen, dem es so sehr an Antrieb und Begeisterungsfähigkeit mangelt. Mit ihm würde ich niemals ein Mittagessen im Restaurant durchstehen, geschweige denn ein gemeinsames Unternehmen. Aus purer Höflichkeit haben wir dennoch unsere Telefonnummern ausgetauscht und einander versprochen, ernsthaft über die Sache nachzudenken. Was mich betrifft, so ist der einzige ernsthafte Gedanke, den ich fassen kann, der, bloß keine weitere Energie dafür zu verschwenden und stattdessen schnurstracks zu meinem Vater zurückzukehren.

4
    Eine aus reiner Höflichkeit gestellte Frage ist sofort als solche zu erkennen. Man muss dem Fragesteller nur in die Augen schauen, um zu begreifen, dass er nicht im Mindesten an einer Antwort interessiert ist. Auch wenn mein Gegenüber sich gerade nach dem Wohlbefinden meines Vaters erkundigt, ist der Mann mit seinen Gedanken längst woanders und überlegt, wie er es mir beibringen kann, dass es einen weiteren »Tag der offenen Tür« geben wird und ich auch am Sonntag arbeiten muss. Es gibt nichts Schlimmeres, als auf Höflichkeitsfragen antworten zu müssen. Nichts bringt mehr die

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