Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
gut oder schlecht wie jeder andere. Es ist mir egal, wo ich bin, solange wir zusammen sind.“
Finn blickt mir erst besorgt, aber dann lächelnd entgegen. Seine warmen Hände legen sich erneut um meine Wangen, während mir mein Herz bis zum Hals schlägt.
„ Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?“
„ Ich könnte mir nicht sicherer sein.“
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, wirklich ich zu sein. Mein Herz und mein Kopf sind sich einig: Ich weiß, was ich will.
Langsam legen wir uns auf das Grün der Möhren. Gegenseitig streifen wir uns die Anzüge von der Haut. Finn berührt Stellen meines Körpers, die ich selbst nie beachtet habe. Er küsst mich und streichelt mich, sodass eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper entsteht. Ich fühle mich wie in Trance und verschwende nicht einen Gedanken an alle Probleme und Sorgen. Sie sind für diesen Augenblick vergessen. Das ist unser Moment. Vielleicht ist es gestohlene Zeit, aber es ist unsere Zeit.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich nackt gegenüber einem anderen Menschen so frei und sogar schön fühlen könnte. Ich empfand mich immer als hässlich, doch ich brauche nur in Finns Augen zu blicken, um mich eines Besseren belehren zu lassen. Er liebt mich mit ganzer Seele und jeder Faser seines Körpers. Wie ein Blitz durchzuckt ein Bild meine Gedanken.
Tote Körper wie zu einer Pyramide aufeinandergestapelt, allesamt mit einem Kopfschuss getötet. Ich erstarre augenblicklich. A350 hat damals gesagt, dass es das Werk der Rebellen gewesen sei. Ich war mir sicher, dass Finn die anderen Entführten getötet haben muss, aber konnte ihn nie danach fragen. Das ist die einzige Sache, die mich davon abhält, Finn völlig in mein Herz zu lassen. Es ist die einzige Sache, die mich bremst und zwischen uns wie eine Mauer steht.
„ Finn, ich muss dich etwas fragen. Es ist für mich wichtig“, unterbreche ich ihn eilig.
„ Dann frag schon...“, erwidert er ungerührt. Er ahnt ja nicht, was ich ihn fragen möchte.
„ Hast du die anderen Entführten damals getötet?“
Finn erstarrt und ich sehe bereits meine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Ich weiß, dass er mich nicht belügen würde.
„ Ich wollte es und ich hätte es auch getan, aber das hätte Gustav niemals zugelassen. Wir ließen sie laufen.“
Mich durchströmt endlose Erleichterung und ich danke Gustav im Stillen.
„ Ich liebe dich, Finn“, stoße ich hervor und presse meine Lippen auf seine.
„ Ich liebe dich auch, Cleo, die mit der Sonne aufgeht.“
Jetzt gibt es nichts mehr, was uns hält. Nichts mehr, das zwischen uns steht. Obwohl mir Florance erzählt hatte, dass es wunderschön sein würde, habe ich mir Sex nie so vorgestellt. Ich verband es mit Schmerzen und Demütigung. Aber es ist alles andere als das. Es ist, als würden zwei Seelen miteinander verschmelzen und unsere Herzen im selben Takt schlagen. Finn in mir zu spüren, ist schöner, als ich mir je hätte vorstellen können. Ich möchte völlig in ihm versinken, mit ihm eins werden. Mit ihm zu schlafen, ist, als würden wir ein unsichtbares Band miteinander knüpfen.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als Finn meine Hand nimmt und mir vom Boden aufhilft. Wir küssen uns und lächeln einander an, so als teilten wir ein süßes Geheimnis miteinander. Gemeinsam verlassen wir das Gewächshaus und eilen durch die Sicherheitszone zurück zu den Aufzügen. Es scheint niemand mehr außer uns hier zu sein. Es herrscht Stille. Nicht einmal das leise Brummen der Maschinen ist mehr zu hören. A350 muss Wort gehalten und alle in Sicherheit gebracht haben.
An der Oberfläche herrscht jedoch weiterhin das pure Chaos. Menschen rennen orientierungslos und panisch umher. Alle schreien wild durcheinander.
Ich presse mich dicht an Finn und blicke mich hilflos um. Was sollen wir jetzt tun? Wir müssen weg von hier, bevor die Legion explodiert.
In dem Moment stürzt Ruby verärgert auf uns zu. „Da seid ihr ja endlich. Wir warten seit einer Ewigkeit auf euch!“, schimpft sie wütend und führt uns durch die Menge, wobei sie ihre Laserwaffe wie ein Schild vor sich hält.
Am Ende unseres Weges wartet ein Hubschrauber, dessen Propeller schon ungeduldig kreisen. Im Inneren sitzen bereits Asha, Iris und A350, die erleichtert aufstöhnt, als sie mich erblickt.
„ Was habt ihr, verdammt noch mal, so lange gemacht? Du solltest dich kurz verabschieden und nicht jeden Raum der Sicherheitszone einzeln
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