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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Stimme liegt so viel Hass, dass es mich schmerzt. Sie ist genau wie Clyde und lässt mich nicht einmal meine Situation erklären. Es wäre zwecklos, weiter auf sie einzureden und zu versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen, stattdessen lasse ich die Bombe lieber direkt platzen.
    „ Finn ist hier.“
    Ihre Augen weiten sich geschockt. „Wie konnte das passieren?“
    „ Er hat die Kugel der Legionsführer mit Steinen beworfen.“
    Sorge und blanke Angst zeichnen ihr Gesicht. Ihre Lippen und Hände zittern, als sie mir antwortet: „Und sie haben ihn nicht getötet?“
    „ Sie hatten es vor, aber ich konnte es verhindern.“
    Augenblicklich weicht der Hass aus ihren Augen und zurück bleibt Dankbarkeit. Tränen verschleiern ihren Blick und sie streckt ihre zittrigen Hände nach mir aus. Sie ist schwach, aber ihr Griff, mit dem sie meine Finger umschließt, ist fest. „Ich weiß nicht, wie ich dir jemals dafür danken soll. Du hast meinen Bruder gerettet!“
    Ich habe das Gefühl, ihre Dankbarkeit nicht zu verdienen, da sie nur einen Teil der Wahrheit kennt. Trotzdem erwidere ich ihren Händedruck. „Es gibt da allerdings ein Problem. Ich hatte die Wahl zwischen seinem Tod und der Möglichkeit, ihm jegliche Erinnerung an sein bisheriges Leben zu nehmen.“
    Sie entreißt mir ihre Hände und fällt mir ins Wort: „Und du hast das Letztere gewählt. Wie konntest du nur? Finn würde dich dafür hassen.“
    „ Ich weiß“, versichere ich ihr und kann meine Tränen nicht länger zurückhalten. Ihr Vorwurf ist mehr, als ich ertragen kann. Gerade war sie mir noch dankbar, dass ich ihm sein Leben gerettet habe, und jetzt verurteilt sie mich genau dafür. „Ich liebe Finn. Ich konnte ihn nicht sterben lassen“, gestehe ich ihr schluchzend. Endlich ist es raus. Endlich kann ich jemandem sagen, wie ich wirklich fühle.
    Ihre Augen weiten sich vor Überraschung und ihre harten Gesichtszüge werden feiner, mitfühlender. Sie streckt erneut die Hände nach mir aus. „Ich liebe ihn auch und ich hätte an deiner Stelle das Gleiche getan.“
    Ihr Verständnis beruhigt mich und lässt die Tränen versiegen. Endlich sind wir wieder ein Team. Mir hat ihre Freundschaft in den letzten Wochen so sehr gefehlt.
    „ Wir müssen versuchen, ihn gemeinsam an alles zu erinnern. Ich war bei ihm, als er aufgewacht ist, da schien er sogar bereit dafür zu sein. Aber als ich heute mit ihm gesprochen habe, verhielt er sich mir gegenüber sehr abweisend.“
    „ Wie soll ich dir bei irgendetwas helfen? Ich sitze hier Tag und Nacht fest, schon vergessen?“, erinnert sie mich verzweifelt. „Du musst mich irgendwie zu ihm bringen, am besten jetzt gleich.“
    „ Das geht nicht“, entgegne ich ihr. Ich kann unmöglich A566 jetzt auch noch bitten, uns alle zu Finn zu bringen. Es muss eine andere Möglichkeit geben.
    „ Warum nicht? Du bist Legionsführerin“, erwidert Zoe, so als wäre das die Lösung für alle Probleme.
    „ Genau, und wenn ich dich jetzt zu Finn bringe, war ich die längste Zeit Legionsführerin. Ich muss vorsichtiger sein. Alleine, dass ich jetzt bei dir bin, ist ein Risiko.“
    „ Bitte! Du musst doch etwas machen könne. Ich muss zu ihm. Weißt du eigentlich, wie lange ich ihn schon nicht mehr gesehen habe?“
    Das muss sie mir nicht sagen. Ich weiß es selbst. Finn ließ keine Gelegenheit aus, es zu erzählen. Ein Jahr. Ein endlos langes Jahr.
    „ Ich weiß und ich verspreche dir, dass ich mein Bestes geben werde. Aber du musst Geduld haben“, ermahne ich sie eindringlich.
    „ Dein Bestes ist vielleicht nicht gut genug. Du musst alles in deiner Macht Stehende unternehmen. Verdammt, du bist Legionsführerin! Wenn du einen Weg finden willst, dann findest du auch einen.“
    Ihre Worte setzen mich noch mehr unter Druck. Sie muss doch wissen, dass mir nichts wichtiger ist, als Finn seine Erinnerung zurückzubringen.
    Alle glauben, es wäre leicht, Legionsführer zu sein, dabei ist es schwerer als alles andere. Denn die Verantwortung liegt nun bei mir.
     
    Am nächsten Morgen bin ich bereits lange vor D560 wach. Sie hatte am gestrigen Abend auf mich gewartet und war erleichtert und erstaunt zugleich, dass mir nichts geschehen war. Was hatte sie denn erwartet, das mir A566 antun würde? Oder hatte sie sich davor gefürchtet, von A350 erwischt zu werden? Ich blicke bei ihr einfach nicht durch und auf meine Fragen hin schweigt sie beharrlich. Ich sehe doch, dass es ihr schlecht geht. Warum kann sie mir nicht einfach die

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