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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Handdruck ist fest, aber ehrlich. Ihre Akzeptanz scheint für die gesamte Gruppe zu gelten, denn nun treten auch die anderen auf mich zu und heißen mich willkommen.

    Nachdem wir unsere Zelte für die Nacht aufgebaut und Nahrung mit den anderen getauscht haben, versammeln wir uns erneut in der Mitte des Lagers. Da bereits die Dämmerung eingesetzt hat, wurde ein großes Lagerfeuer entzündet, dessen Funken in den Himmel schweben, während es uns mit einem leisen Knistern umhüllt. Wäre der Grund unseres Treffens nicht so wichtig, könnte glatt eine gemütliche Stimmung aufkommen. Doch ein Blick in die ernsten Gesichter lässt jegliches Gefühl von Wärme in mir erlöschen. Durch den Flammenschein wirken die Augen der anderen wie schwarze Kohlen, während Schatten über ihre Gesichter huschen.
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass Sharon das Gespräch wieder beginnen würde, doch stattdessen tritt ein großer, breitschultriger Mann nach vorne. Quer über sein Gesicht verläuft eine gezackte Narbe, die oberhalb seines rechten Auges beginnt und in der linken Hälfte seines Mundes endet. Durch das Narbengeflecht ist sein Auge so zugeschwollen , dass er rechts kaum noch etwas sehen kann, während seine Lippen auf der linken Gesichtshälfte unnatürlich verzerrt zu sein scheinen, was ihm einen stets grimmigen Ausdruck verleiht. Sein langes , weißes Haar hat er in einem Zopf zurückgebunden.
    „Die meisten von euch kennen mich bereits“, startet er seine Rede und lenkt seinen Blick auf mich. „Aber für die anderen stelle ich mich gerne noch einmal vor. Mein Name ist Raymond und ich komme aus der nördlichen Legion.“
    Trotz seines Angst einflößenden Äußeren klingt seine Stimme warm und voll.
    „Ich freue mich , euch alle wohlbehalten wiederzusehen. Doch muss ich unser aller Freude leider mit schlechten Nachrichten trüben.“
    Er schlägt bedeutungsschwer die Augen nieder. Seine folgenden Worte scheinen ihm nur schwer über die Lippen zu kommen: „Wir wurden betrogen. Alles, woran wir glaubten, war ein Irrtum. Wir waren niemals frei und werden es wohl auch nie sein.“
    Verwirrt blicken sich die übrigen an, während die Menschen aus dem Norden betreten zu Boden blicken, so als wären sie der Grund für die schlechten Neuigkeiten. Während Finn neben mir wie zu einer Salzsäule erstarrt, springt Sharon ungehalten auf. „Was soll das nun schon wieder heißen?“
    „Wir sind nach wie vor Gefangene der Legion. Der einzige Unterschied zur Sicherheitszone ist, dass sie uns einen größeren Auslauf gewährt haben. Sie halten uns wie die Menschen der alten Erde ihre Laborratten. Wir sitzen in einem gläsernen Käfig, während die Legion sich über uns amüsiert. Sie sahen nie eine Bedrohung in uns.“
    Auch wenn es Sharon sicher nicht am Verständnis seiner Sprache mangelt, schüttelt sie nur ungläubig den Kopf. „Ich verstehe nicht… Was für ein gläserner Käfig?“, setzt sie an, wobei sie trotz ihrer dunklen Haut zu erbleichen scheint.
    „Vor wenigen Tagen jagten wir ein Wildschwein durch den Wald. Das Tier war flink und geschickt, sodass es jede unserer Fallen umging. Es rannte um sein Leben und wir ihm hinterher. Wir waren bereits kurz davor aufzugeben, als es plötzlich wie vor eine Wand rannte und tot umfiel. Wir glaubten erst , es wäre vielleicht über eine Wurzel gestolpert, doch bei näherem Betrachten sahen wir, dass der Boden ebener kaum sein könnte. Weder Wurzel noch Stein, nicht einmal ein kleiner Hügel. Zudem wies das Schwein Verbrennungen auf, als wäre es vom Blitz getroffen worden. Zum Glück waren wir vorsichtig genug, um es dem Schwein nicht gleich zu tun. Zur Probe warfen wir einen Stock in die Richtung, in die das Schwein gerannt war. Mitten in der Luft zerschlug er und fiel zu Boden. Die nächsten Tage probierten wir es immer weiter und tasteten so das Gebiet ab…“
    Ungehalten fällt Sharon ihm ins Wort. „Verdammt, jetzt red nicht um den heißen Brei herum! Was habt ihr rausgefunden?“
    „Wir sind eingeschlossen von einer durchsichtigen , unter Strom stehenden Mauer. Sie zieht sich durch unser gesamtes Gebiet und ist so stark geladen, dass es kein Durchkommen gibt. Wer, wenn nicht die Legion, könnte dafür verantwortlich sein?!“
    Die Erkenntnis schlägt ein wie eine Bombe. Es wird totenstill um das Feuer und lediglich das Knistern der Flammen erfüllt die Luft. Sharon setzt immer wieder zum Sprechen an, doch jedes Mal schüttelt sie nur wieder ungläubig den Kopf.
    Ich

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