Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
Vom Netzwerk:
sich mein ganzer Körper dagegen wehrt. Ich versteife mich unter seiner Berührung und spüre , wie sich mein Hals zuschnürt. Besonders habe ich die Rebellen immer für ihre Menschlichkeit geachtet, doch seine Worte lassen mich wie ein Projekt erscheinen, das nun erfolgreich zum Abschluss gebracht wurde. Er spricht davon, dass sie mich gerettet hätten. Doch so hat es sich nie angefühlt. Selbst heute weiß ich nicht, ob ich von der Existenz der Rebellen überhaupt hätte wissen wollen, wenn ich die Wahl gehabt hätte.
    „Cleo wird in wenigen Tagen zu der Legion zurückkehren, um sich dort als Legionsführerin einzuschleusen. Ein Mitglied in der obersten Regierungsriege zu haben, wird uns mehr Informationen liefern, als wir je zu hoffen gewagt haben.“
    Bei seinen Worten wirkt er so stolz , als wäre es sein eigener Verdienst. Als hätte er mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Dabei hatte er in Wirklichkeit damit am wenigsten zu tun. Er hat mich gehasst, tut es vielleicht immer noch.
    „Woher sollen wir wissen, dass wir ihr vertrauen können?“, will eine der anwesenden Frauen misstrauisch wissen. Ihre Haut ist so braun wie die Kruste eines Brots. Ölig schimmert sie im Schein der hochstehenden Sonne. Genau wie die meisten anderen ist sie im Alter von Grace, also gut zwanzig Jahre älter als ich. Sie verfügt über Erfahrung und hat sicher schon viel mitgemacht in ihrem Leben als Rebellin.
    „Woher soll Cleo wissen, dass sie uns vertrauen kann?“, antwortet ihr Gustav mit einer Gegenfrage. Schützend stellt er sich an meine andere Seite. Sofort schäme ich mich für mein Misstrauen ihm gegenüber. Er war von der ersten Sekunde an fair zu mir. Er hat mich verstanden, wenn die anderen mich nur mit großen Augen angestarrt haben.
    „Warum sollte sie ihr Leben aufs Spiel setzen, indem sie zur Legion zurückkehrt, wenn sie nicht auf unserer Seite stehen würde?“
    Gustavs Worte beeindrucken die Fremde nur wenig. „Warum sollte irgendjemand freiwillig als Gefangener in der Sicherheitszone leben wollen? Sie ist eine von denen, die kann man nicht verstehen.“
    Ihre Worte sind anklagend. Auch wenn sie ihre Hand nicht hebt, sehe ich sie vor meinem inneren Auge mit dem Finger auf mich zeigen. Genauso war es auch mit Finn. Er kannte mich nicht, verurteilte mich aber für meine Herkunft. Umso mehr überrascht es mich, dass ausgerechnet er nun das Wort ergreift: „Ich verstehe deine Zweifel, Sharon. Besser als jeder andere, denn ich habe genauso gedacht. Für mich waren sie alle gleich. Hirnlose Roboter, ohne eigenen Willen oder die Fähigkeit zu fühlen. Aber Cleo ist anders. Das war sie schon immer. Bereits in der Nacht ihrer Rettung hat sie mehr Gefühl gezeigt , als es mir in ihrer Situation möglich gewesen wäre: Sie hat ein kleines Mädchen getröstet. Sie haben sich aneinander geklammert wie zwei Ertrinkende.“
    Er macht eine Pause und wendet dabei seinen Blick von Sharon ab und richtet ihn auf mich. Meine Lippen zittern, während meine Sicht verschwimmt. Ich versuche , den Kloß in meinem Hals weg zu schlucken , aber ich bin machtlos gegen die Tränen , die aus meinen Augen quellen. Auch wenn Finn mir bereits gesagt hat, er hätte schon früher erkannt, dass er mir Unrecht mit seinem gemeinen Verhalten getan hat, hätte ich nie gedacht, dass bereits alles in der ersten Nacht entschieden war. Auf der einen Seite rührt es mich zu hören, dass er mich nie mit dem Hass gesehen hat, den er mir so lange vorgespielt hat. Aber auf der anderen Seite verletzt mich sein Verhalten dafür umso mehr. Er hat mich grundlos gequält und gedemütigt und wusste in jeder Sekunde, dass er mir Unrecht tat.
    „Heute sind sowohl Cleo als auch das Mädchen ein fester Bestandteil unserer Gruppe. Sie gehören zur Familie.“
    Ich sehe das feuchte Funkeln in seinem Blick. Doch ehe es jemand anderes bemerken könnte, fährt er sich mit seiner Hand über die Augen, so als wäre ihm etwas hinein geflogen.
    Sharon tritt auf mich zu , und anders als Finn damals scheint sie bereits jetzt ihre Einstellung mir gegenüber geändert zu haben. So wie auch die Umstehenden, die mich plötzlich alle mit Mitleid anstatt Misstrauen betrachten.
    Sharon streckt mir ihre Hand entgegen. „Entschuldige bitte meine harten Worte, ich habe mich in dir getäuscht. Kein Mensch ohne Gefühl wäre in der Lage , zu weinen.“
    Schnell wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und streife meine Hand an meiner Hose ab, bevor ich sie Sharon reiche. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher