Radioactive -Die Verstossenen
Grillhähnchen“, scherzt Pep. Auch wenn ich seinen Witz alles andere als lustig finde, bin ich den beiden dankbar dafür, dass sie mich aufheitern wollen. Sie tun so , als wäre Finn der Böse und ich das Unschuldslamm. Aber sie haben auch nicht gehört, was ich gesagt habe. Ich fühle mich schuldig. Ich hätte Finn nie auf seine Eltern und Zoe ansprechen dürfen. Zu behaupten, dass er sie vergessen hätte, muss für ihn wie ein Stich ins Herz gewesen sein. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich mir wohl auch eine Ohrfeige verpasst. Am liebsten würde ich ihm nachlaufen und mich entschuldigen, aber wahrscheinlich würde er mir nicht einmal zuhören. Mittlerweile habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in solchen Situationen besser ist , ihm aus dem Weg zu gehen.
Anfangs ist unser Schritt noch zielstrebig und eilig, obwohl es mir scheint , als würden wir völlig orientierungslos in die scheinbar endlose Ebene marschieren. Doch Raymond ist sich des Weges sicher, sodass ein plötzlicher Ruck durch die Truppe geht, als er stehen bleibt. Lediglich der schwache Schein der Fackeln und der wenigen Taschenlampen erhellt den Weg, sodass ich nur vage Umrisse erkennen kann. Zudem befinden die Zwillinge und ich uns am Ende der Gruppe, sodass es schwer fällt , Raymond und Sharon am Anfang auszumachen. Die anderen beginnen aufgeregt durch einander zu tuscheln und so erfahren wir, dass Raymond nun Steine vor sich hin wirft. Anscheinend müssen wir seinen Berechnungen nach die elektrische Mauer fast erreicht haben. Die Luft bebt unter dem ungeduldigen Getrappel unserer Füße. Sorgenvoll drehe ich mich einmal um die eigene Achse, doch kann ich nichts als Schwärze erkennen. Nicht mal die Lichter des Lagers sind mehr zu sehen. Ein ohrenbetäubender Knall lässt mich zu Boden sinken, während die Welt um mich herum in ein grelles weißes Licht getaucht wird. Schmerzhaft kneife ich meine Augen zusammen und lege mir die Hände auf die Ohren. Sekunden später schlägt etwas hart gegen meine rechte Schulter und raubt mir den Atem, sodass ich geschockt nach Luft schnappe. Nur wenige Meter von mir entfernt ist nun eine Wand aus funkelndem Licht zu sehen. Sie schleudert Blitze sowohl in unsere als auch die andere Richtung, sodass die Ebene in ein unheimliches, wechselhaftes Leuchten getaucht ist. Vor der Mauer liegen Menschen am Boden zusammen gekauert. Einige von ihnen bewegen sich bereits nicht mehr, während andere an mir vorbei mit vor Angst geweiteten Augen fliehen. Ich will mich gerade nach den Zwillingen umsehen, da ertönt bereits das nächste beunruhigende Geräusch. Ein lautes Brummen übertönt das Knistern und Zischen der elektrischen Mauer. Ein Blick in den Himmel genügt, um eine ganze Armee von Flugzeug ähnlichen Maschinen auszumachen, die direkt auf uns zu steuern.
Grob zieht mich jemand am Arm auf die Beine. „Komm mit , oder willst du dich grillen lassen?“, schreit mir Sharon in die Ohren und zieht mich mit sich in die entgegengesetzte Richtung der Wand. Sie rennt so schnell, dass ich über meine eigenen Füße stolpere. „Was ist mit den anderen?“, schreie ich ihr entgegen, doch bevor sie mir antworten kann, geht neben uns eine Bombe aus einem der Flugzeuge zu Boden und reißt uns auseinander. Ich verliere den Boden unter den Füßen und stürze nach vorne. Meinen Sturz kann ich gerade noch durch meine ausgestreckten Arme abfedern. Hinter mir, vor mir und neben mir gehen Bomben in die Luft, schießen Geschosse vorbei oder rennen Menschen schreiend durcheinander. Ich habe vollkommen die Orientierung verloren. Hauptsache , so weit wie möglich weg von der elektrischen Wand.
Mit wackligen Knien kämpfe ich mich zurück auf die Beine und renne los, ohne mich umzudrehen. Rechts von mir ist eines der Flugzeuge nun gelandet und Legionsmitgliedern Legionsmitglieder in blauen Anzügen strömen aus dem Inneren. Blau tragen die C-ler : die Kampfeinheit der Legion. Aus irgendeinem Grund scheinen sie nicht zu wollen, dass wir von der elektrischen Wand wissen. Oder greifen sie uns aus einem anderen Grund an? Wussten sie von dem Schwarzmarkt?
Plötzlich verändert sich die Landschaft: Wo zuvor Ebene war, steigt nun der Boden an und bildet Hügel und Tiefen. Steine knirschen unter meinen Sohlen, als ich eine Erhöhung empor zu steigen versuche. Ein Lichtkegel berührt meinen Weg. Panisch fahre ich herum und erblicke die Umrisse eines blauen Anzugs. Sie sind mir auf der Spur.
Ich spüre , wie mein Herz mir bis zum
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