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Rächende Geister

Rächende Geister

Titel: Rächende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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befohlen, ihm unverzüglich zu schreiben, sowie Nofret mich darum ersuchen würde.«
    »Dann trifft dich keine Schuld. Du musstest dem Befehl meines Vaters gehorchen.«
    »Ich habe es nicht gern getan, und es stimmt, Renisenb, über dich war kein Wort der Klage dabei.«
    »Als ob mich das kümmert!«
    »Aber mich kümmert es. Was Nofret mir auch gesagt hätte, ich hätte kein Wort geschrieben, das gegen dich gerichtet gewesen wäre. Renisenb, bitte glaube mir. Ich schrieb auch keine einzige Lüge, das schwöre ich dir.«
    »Sicher waren keine Lügen dabei«, erwiderte Renisenb traurig. »Dazu ist Nofret viel zu klug.«
    Die alte Esa hatte Recht behalten. Die böswilligen Streiche, die Kait und Satipy ausgeheckt hatten, waren Nofret äußerst gelegen gekommen. Kein Wunder, dass sie mit katzenhaftem Lächeln herumgegangen war.
    »Sie ist schlecht«, sagte Renisenb aus ihren Gedanken heraus.
    »Ja«, stimmte Kameni zu, »sie ist ein schlimmes Geschöpf.«
    Renisenb sah ihn neugierig an.
    »Du kanntest sie schon, ehe sie hierher kam, nicht wahr?«
    Kameni errötete verlegen.
    »Ich kannte sie nicht gut… ich hatte von ihr gehört. Ein stolzes Mädchen, hieß es, ehrgeizig und hart, eine, die nicht verzeiht.«
    Renisenb warf in plötzlicher Ungeduld den Kopf zurück.
    »Ich glaube nicht, dass mein Vater seine Drohungen wahr machen wird. Er ist augenblicklich erzürnt, aber so ungerecht kann er nicht sein. Wenn er zurückkehrt, wird er vergeben.«
    »Wenn er zurückkehrt«, entgegnete Kameni, »wird Nofret dafür sorgen, dass er seine Meinung nicht ändert. Du kennst Nofret nicht, Renisenb. Sie ist sehr klug und sehr entschlossen… und sie ist, vergiss das nicht, sehr schön.«
    »Ja«, stimmte Renisenb zu, »sie ist schön.« Sie wandte sich ab, um fortzugehen. Aus irgendeinem Grunde tat ihr der Gedanke an Nofrets Schönheit weh.
     
    Renisenb verbrachte den Nachmittag beim Spiel mit den Kindern. Dadurch wurde der unbestimmte Schmerz in ihrem Herzen gelindert. Erst kurz vor Sonnenuntergang fiel ihr mit Verwunderung auf, dass weder Satipy noch Kait draußen gewesen war.
    Kameni befand sich längst nicht mehr im Hof. Renisenb begab sich langsam ins Haus. Im Wohnraum war niemand, und sie ging weiter zum Frauenquartier. Esa döste im Winkel ihres Zimmers, und ihre kleine Sklavin ordnete Linnentücher. In der Küche wurde Brot gebacken.
    Renisenb fühlte sich von einer seltsamen Leere bedrückt. Wo waren alle?
    In Nofrets Zimmer hing starker Parfümduft. Renisenb starrte von der Tür aus auf die kleine hölzerne Nackenstütze, auf einen Schmuckkasten, ein Häufchen Perlenarmbänder und einen mit einem blauen Skarabäus verzierten Ring. Wo mochte Nofret sein?
    Sie wandte sich ab und ging weiter. Am Hinterausgang traf sie mit Henet zusammen, die gerade hereinkam.
    »Wo sind alle, Henet? Außer meiner Großmutter ist niemand im Hause.«
    »Wie soll ich das wissen? Ich habe gearbeitet, habe beim Weben geholfen und für hundert Dinge gesorgt. Ich habe keine Zeit zum Sapzierengehen.«
    Das bedeutete, dachte Renisenb, dass jemand spazieren gegangen war. Vielleicht war Satipy ihrem Mann gefolgt, um ihm weiter zuzusetzen. Aber wo war Kait? Es sah Kait so gar nicht ähnlich, längere Zeit von ihren Kindern fortzubleiben. Und wieder dachte sie: Wo mag nur Nofret sein?
    Als hätte Henet ihre Gedanken gelesen, sagte sie: »Was Nofret betrifft, so ging sie vor längerer Zeit zum Grab hinauf. O ja, Hori passt zu ihr.« Henet lachte spöttisch. »Hori ist ebenfalls schlau.« Sie glitt etwas näher zu Renisenb. »Ich wünschte, du wüsstest, Renisenb, wie unglücklich ich über all dies war. Sie kam damals zu mir, weißt du – sie blutete, und man sah die Spuren von Kaits Fingern auf ihrer Wange. Und sie ließ Kameni holen, und ich musste bezeugen, was ich gesehen hatte, und natürlich konnte ich nicht sagen, ich hätte es nicht gesehen! Oh, sie ist schlau. Und ich denke die ganze Zeit an deine liebe Mutter…«
    Renisenb ließ sie stehen und ging in den goldenen Abendsonnenschein hinaus. Sie beschleunigte den Schritt, als sie sich dem Klippenpfad zuwandte. Sie wollte zum Grab hinauf und Hori suchen. Hori war wie die Felsen: unerschütterlich, unbeweglich, standhaft.
    Da sah sie plötzlich Satipy auf sie zukommen. Satipy musste ebenfalls oben beim Grab gewesen sein. Wie sonderbar Satipy ging, sie schwankte hin und her, stolperte, als ob sie nichts sähe…
    Als Satipy Renisenb erblickte, blieb sie jählings stehen, ihre Hand fuhr zur Brust

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