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Rächende Geister

Rächende Geister

Titel: Rächende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Weinständer. Und da trat eine Frau aus dem Haus. Sie ging zu dem Weinkrug und hielt ihre Hand darüber, und dann… dann… ging sie wieder ins Haus, glaube ich… ich weiß es nicht. Denn ich hörte Schritte, drehte mich um und sah in der Ferne meinen Herrn Yahmose vom Felde zurückkehren. Da suchte ich weiter nach dem kleinen Esel, und mein Herr Yahmose ging in den Hof.«
    »Wer war diese Frau, die ihre Hand über den Weinkrug gehalten hat?«, fragte der Priester.
    Mit ausdrucksloser Miene schüttelte der Junge den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Es muss eine der Frauen vom Haus gewesen sein. Ich kenne die Frauen nicht. Ich hüte weit draußen die Herde. Sie trug ein Gewand aus gefärbtem Linnen.«
    »Vielleicht eine Dienerin?«, meinte der Priester.
    Sehr entschieden schüttelte der Knabe den Kopf.
    »Es war keine Dienerin, denn sie trug eine Perücke und Schmuck.«
    »Was für Schmuck?«, forschte Imhotep.
    Der Knabe erwiderte eifrig, als ob er seine Furcht überwunden hätte und seiner Sache sicher wäre: »Eine dreireihige Perlenkette, an der goldene Löwen hingen.«
    Esas Stock fiel zu Boden. Imhotep stieß einen erstickten Schrei aus.
    Mersu sagte drohend: »Du lügst, Junge!«
    Die Stimme des Knaben erhob sich schrill und klar: »Ich schwöre, es ist die Wahrheit!«
    Aus dem Zimmer, in dem der Kranke lag, rief Yahmose: »Was ist los?«
    Der Junge stürzte durch die geöffnete Tür und kauerte vor Yahmoses Lager nieder.
    »Herr, sie wollen mich quälen!«
    »Nein, nein.« Mühsam wandte Yahmose das Haupt auf der gebogenen hölzernen Kopfstütze. »Tut dem Kind nichts. Es ist einfältig, aber ehrlich. Versprecht mir, ihm nichts zu tun.«
    »Natürlich, natürlich«, beschwichtigte Imhotep ihn. »Es ist klar, dass der Junge alles gesagt hat, was er weiß, und ich glaube nicht, dass er etwas erfindet. Geh, Knabe, aber bleib in der Nähe des Hauses, so dass wir dich rufen können, wenn wir dich brauchen.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln entfernte sich der Junge.
    Der Priester untersuchte Yahmoses Augen und fühlte ihm den Puls. Dann riet er ihm zu schlafen und ging mit den andern wieder in die Haupthalle.
    Er sagte zu Imhotep: »Es ist dir bekannt, was der Knabe beschrieben hat?«
    Imhotep nickte. Seine bronzefarbenen Wangen waren gerötet.
    Renisenb sagte: »Nur Nofret trug jemals ein Gewand aus gefärbtem Linnen. Sie hat diese neue Mode aus den Städten des Nordens mitgebracht. Aber ihre Kleider wurden mit ihr begraben.«
    »Und die dreireihige Perlenkette mit den goldenen Löwen war ein Geschenk von mir«, erklärte Imhotep. »Niemand sonst besitzt einen solchen Schmuck. Er war kostbar und ungewöhnlich. All ihre Schmuckstücke sind außer einer kleinen Kette aus Karneolen mit ihr begraben und im Grab versiegelt worden.«
    Er warf die Arme empor. »Ich habe mein Weib gut behandelt und der Toten alle Ehren erwiesen, ohne Kosten zu scheuen. Ich wollte ihr größere Gunst erweisen als meinen eigenen Söhnen. Warum kehrt sie nun aus der Unterwelt zurück und verfolgt mich und meine Familie?«
    Mersu entgegnete ernst: »Es scheint, dass die Tote nicht dir persönlich übel will. Der Wein war harmlos, als du ihn trankst. Wer von deinen Angehörigen hat dein Weib beleidigt?«
    »Eine Frau, die nicht mehr am Leben ist«, antwortete Imhotep kurz.
    »Du meinst das Weib deines Sohnes Yahmose?«
    »Ja.« Imhotep machte eine Pause, dann sprudelte er hervor: »Was können wir gegen dieses Böse tun, heiliger Vater? O böser Tag, an dem ich dieses Weib in mein Haus brachte!«
    »Wahrlich, ein böser Tag«, sagte Kait, die vom Frauenquartier herkam, mit dunkler Stimme. Ihre Augen waren geschwollen von den Tränen, die sie vergossen hatte, und ihr Gesicht zeigte eine auffallende Strenge und Entschlossenheit. »Es war ein böser Tag, an dem du Nofret herbrachtest, Imhotep. Den klügsten und schönsten deiner Söhne hat sie vernichtet! Satipy und meinen Sobek hat sie in den Tod geführt, und Yahmose ist diesem Geschick nur knapp entronnen. Wer wird der nächste sein? Wird sie auch unsere Kinder vernichten, sie, die meine kleine Ankh zu Boden stieß? Etwas muss geschehen, Imhotep!«
    »Etwas muss geschehen«, wiederholte Imhotep, den Priester flehend anblickend.
    »Es gibt immer Mittel und Wege«, sagte Mersu. »Wenn wir der Tatsache sicher sind, können wir beginnen. Ich denke an dein erstes Weib, Imhotep, an Ashayet. Sie stammte aus einer einflussreichen Familie. Sie vermag im Lande der Toten Mächte aufzurufen, gegen die Nofret

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