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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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war er sich sicher. Schließlich hatten die Italiener die Kunst des Fechtens so gut wie erfunden. Aus ihren Schulen stammten Meister, die alle anderen bei weitem in den Schatten stellten. Pasquale verdankte nicht zuletzt diesem Umstand seinen hervorragenden Ruf. Doch Rio wusste, dass er die Lobeshymnen, die man auf ihn sang, durchaus verdient hatte. Der Mann hatte es nicht nötig, mit seinem Können zu prahlen. Das taten schon all diejenigen für ihn, die ihn einmal ernsthaft hatten kämpfen sehen.
    Der Ausgang eines Duells wurde allerdings zu einem großen Teil durch Intelligenz und nicht allein durch sportliches Können entschieden. Das hatte Rios Fechtlehrer ihm vor Jahren eingeschärft. Nun fragte er sich, ob auch Pasquale so dachte.
    Rios Blick schweifte über die Kutschen, die auf der Wiese und längs der Fahrstraße abgestellt worden waren. An der offenen Tür einer Mietdroschke entdeckte er Olivier und Suzette. Noch bevor er einen Lidschlag lang das Profil eines blassen Gesichts und den Schimmer goldbrauner Locken gewahrte, wusste Rio, wer in der Kutsche saß.
    Celina war zu dem Duell gekommen. Er mochte es kaum glauben. Dass sie ein derartiges Risiko einging, erstaunte ihn. Für eine Frau schickte es sich nicht, sich ein solches Spektakel anzusehen. Außerdem stellte die Gegenwart der holden Weiblichkeit eine Gefahr für die Konzentration der Akteure dar. Die Sorge um die Sicherheit und die Empfindsamkeit einer Frau konnte sich zu einer Ablenkung mit fatalen Folgen auswachsen.
    Aber nun war Celina hier, und Rio konnte nichts dagegen tun. Er durfte sich durch ihre Anwesenheit nur nicht derart ablenken lassen, dass sie am Ende mit ansehen musste, wie er auf dem Kampfplatz verblutete. Rio wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem bevorstehenden Duell zu.
    Pasquale und er kreuzten die Klingen und ließen diese auf Caids Degen sinken. Der Ire fungierte erneut als Rios erster Sekundant, Gilbert als der zweite. In diesem Moment sah Rio nicht seinen Gegner an, sondern nur dessen Klinge. Wie ein Stern glitzerte die Spitze, während das Metall bis hinunter zum Griff mit dem blauen Licht eines Blitzes aufschimmerte. Rio hatte eine meisterlich gearbeitete Waffe vor sich, und die Hand, die sie führte, war ruhig. Hinter dem scheinbar so entspannten Griff seines Gegners verbargen sich Kraft und Können. Der Druck, mit dem er Rios Degen berührte, war in seiner Stärke weder bedrohlich noch zu schwach. Er zeugte von Selbstbewusstsein und von der Bereitschaft, sich auf diesen uralten, gefährlichen Pas de deux einzulassen.
    »Beginnt!«
    Als Caid aus dem etwa dreißig Schritte langen Kampffeld trat, begann Pasquale mit einer blitzschnellen, heftigen Attacke. Rio wusste, dass der Italiener mit dieser Taktik versuchte, ihn so schnell wie möglich zu verwunden, ohne dabei selbst einen Treffer zu riskieren. Er parierte den Angriff ohne Schwierigkeiten und brachte sich in eine gute Position für einen Gegenangriff. Es folgte eine Reihe von Vorstößen, mit denen beide Gegner einander abtasteten und versuchten, die Schwachstellen des jeweils anderen auszuloten. Auch der Mut und die bevorzugte Strategie des Kontrahenten ließen sich auf diese Weise abschätzen. Man konnte in diesen Sekunden viel über den Menschen herausfinden, der einem gegenüberstand, bekam einen Eindruck von der Persönlichkeit, mit der man sich messen würde. Innerhalb weniger Augenblicke erfuhr Rio auf diese Weise oft mehr über einen Mann, als wenn er sich über Wochen immer wieder mit ihm unterhalten hätte. Pasquale erschien ihm mit einem Mal so vertraut wie ein Bruder, und das erstaunte ihn.
    Der Italiener hatte keine offensichtliche Schwäche, machte keine Fehler. Er war diszipliniert, beweglich und intelligent, kämpfte schnell, aber nicht unbedacht. Pasquale beherrschte die Kunst des Fechtens aufs Trefflichste, war stärker als die meisten Gegner, mit denen Rio bisher die Klingen gekreuzt hatte, und schien mit einem überaus unbeugsamen Willen ausgestattet. Der Italiener zeigte kein spektakuläres Gebaren, wie es eitle Meister oder Männer mit einem übersteigerten Selbstbewusstsein oft an den Tag legten. Er schien auch kein Freund exotischer Techniken zu sein. Dabei waren seine Manöver überaus versiert. Er schien sein Gegenüber mit derselben Konzentration abzutasten, wie Rio es stets tat. In die Perfektion, mit der Pasquale den Degen führte, mischten sich Inspiration und geniale Intuition. Das machte ihn zu einem wahrhaft schwierigen Gegner.
    Dass

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