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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wollen seinen Namen hören.«
    »Er gibt sich, als sei er von hohem Stand, obwohl seine Absichten niedriger nicht sein könnten. Ich spürte ihn in der Stadt auf, erkannte ihn anhand der Beschreibungen, die ich von ihm hatte. Dann sorgte ich dafür, dass man uns bekannt machte, erwarb sein Vertrauen - und was glauben Sie, was dann geschah?«
    Pasquale war redegewandt und kühn, das musste Rio neidlos zugeben. Außerdem hatte er die Gabe, andere Menschen in seinen Bann zu ziehen. Allein durch seine Persönlichkeit und durch sein inneres Feuer machte er sich das Publikum gefügig. Die Männer hingen an seinen Lippen.
    »Er forderte mich auf, für ihn zu töten.«
    Die Zuhörer hielten den Atem an. Selbst Rio, der eigentlich nicht überrascht sein durfte, war schockiert.
    »Unglaublich, nicht wahr?« Pasquale unterstrich die Frage durch seine Gestik. »Man will seinen Ohren nicht trauen, und doch ist es so. Ich sollte einen berühmten Maitre d’Armes herausfordern und ihn auf dem Feld der Ehre abschlachten. Der noble Spanier wollte das nicht selbst tun. Das Risiko war ihm zu groß.«
    Ein älterer Herr trat vor. Mit ernster Stimme fragte er: »Und dieses Duell ist das Ergebnis?«
    Pasquale verbeugte sich. »Genau so ist es. Gefochten habe ich schon, seit ich denken kann. Aber erst hier in dieser Stadt erklärte man mich zum Maitre d’Armes. Natürlich brannte ich darauf, mich mit einem der Besten zu messen, vielleicht mit dem Besten überhaupt. Das mag ein Zeichen von Eitelkeit sein. Aber was soll’s? Außerdem fühlte ich mich in der Verantwortung. Wenn ich nicht bereit war, zum Degen zu greifen, akzeptierte vielleicht ein anderer das Angebot. Dann hätte ich mir die Schuld geben müssen, falls de Silva starb. Deshalb ließ ich mich auf den Vorschlag ein. Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Fechtmeister schwer verletzt war, das schwöre ich. Graf Damian Francisco Adriano de Vega y Ruiz aber wusste es. Er kam zu mir und bot mir ein kleines Vermögen, wenn ich sofort zuschlagen würde. Er versicherte mir, ich könne gar nicht verlieren. Erst jetzt weiß ich, warum. Nun kennen Sie den wahren Charakter des Mannes, Messieurs, der seit einigen Wochen in der Stadt großes Ansehen genießt.«
    Pasquale hatte den Grafen in aller Öffentlichkeit einen Feigling genannt. Die Augen sämtlicher Anwesender richteten sich auf den Spanier.
    »Leeres Geschwätz«, erboste dieser sich. »Dieser Pasquale gibt offen zu, ein Niemand zu sein. Er ist ein Glücksritter, ein Bastard, der hofft, mit Hilfe seines Degens zu Geld zu kommen. Mit solchem Gesindel gebe ich mich nicht ab.«
    Rio ahnte, dass Pasquale dem Grafen eine Falle gestellt hatte. Und dieser war - geblendet von seiner grenzenlosen Arroganz - kopfüber hineingestolpert. Schon einen Augenblick später sollte sich diese Vermutung bestätigen.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte Pasquale freundlich. »Ich glaube, Sie haben mich soeben einen Bastard genannt.«
    »Ja, das habe ich. Warum auch nicht? Schließlich haben Sie selbst ...«
    »Was ich selbst über mich sage, ist eine Sache - was ich mir von einem anderen bieten lasse, eine ganz andere. Mein Sekundant wird sich mit dem Ihren in Verbindung setzen.« Pasquale wandte sich an Rio. »Würden Sie mir die Ehre erweisen, Monsieur?«
    »Mit dem größten Vergnügen«, antwortete Rio. Die Ironie dieses Rollentausches war ihm nicht entgangen.
    »Nein!« Der Graf fixierte die Umstehenden wie eine in die Enge getriebene Ratte.
    »Sie lehnen ab?«
    »Keiner kann von mir verlangen, dass ich gegen einen Mann antrete, der nicht meiner Schicht angehört.«
    »Dann wiederholen Sie also, dass ich ein Niemand sei?« Pasquale richtete den Degen auf den Grafen und trat einen Schritt vor.
    »Weder von Ihrem gesellschaftlichen Rang her noch was Ihre Herkunft betrifft können Sie mir das Wasser reichen. Wollen Sie das etwa bestreiten?«
    »Ich bestreite gar nichts«, antwortete Pasquale. »Aber ich will Ihnen sagen, dass ich den Titel eines Bastards ehrlich erworben habe, während andere den ihren stehlen mussten. Ich weiß von mindestens einem Titel, der dem rechtmäßigen Erben durch Blut und Feuer entrissen wurde. Dachten Sie wirklich, niemand würde je davon erfahren? Meinem Bruder haben Sie höhnisch ins Gesicht gelacht. Sie sagten ihm, er sei genauso schwach wie Ihr eigener älterer Bruder und Ihr Neffe, die Sie beide zur Hölle geschickt hätten. Vieles von dem, was Sie ihm an den Kopf geworfen haben, steht in

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