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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Denys blickte betreten zu Boden und stieß dann geräuschvoll die Luft aus, die er schon viel zu lange angehalten hatte. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe nicht bedacht, wie dieser Vorschlag klingt, wenn man ihn laut ausspricht. Auch welches Risiko Sie damit eingehen würden, wird mir erst jetzt bewusst.«
    »Ich habe noch nicht abgelehnt«, sagte Rio freundlich.
    »Nein, aber es war falsch, damit zu Ihnen zu kommen. Ich sollte Sie nicht in diese Angelegenheit hineinziehen. Inzwischen kann ich mir selbst nicht mehr erklären, wie ich auf die Idee kam, mich damit an Sie zu wenden. Bitte vergessen Sie meinen Besuch.«
    Denys Vallier schickte sich an, zum Hintereingang des Studios zurückzugehen. Rio betrachtete den durchgedrückten Rücken des jungen Mannes in dem perfekt geschnittenen dunklen Gehrock. Er ließ Denys fast bis zur Tür kommen, dann fragte er: »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Bitte machen Sie sich darüber keine Gedanken. Unsere Familienangelegenheiten müssen wir tatsächlich ohne Hilfe von außen regeln.«
    Rio hatte ein gewisses Verständnis für diese Ansicht, fand es jedoch nicht grundsätzlich falsch, Außenstehende um Unterstützung zu bitten. Celinas Bruder war ein gescheiter junger Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck trug. Aber es fehlte ihm an Lebenserfahrung. Er war stolz, ein wenig sprunghaft und viel zu leicht bereit, zur Verteidigung seiner Ehre den Degen zur Hand zu nehmen. Aber was noch viel wichtiger war: Celina liebte ihn über alles. Wenn er bei dem Versuch, sie vor der Ehe mit dem Grafen zu bewahren, sein Leben ließ, würde sie das nie verwinden.
    »Bitte scheuen Sie sich nicht, zu mir zu kommen, wenn die Situation es erfordert«, sagte Rio zu dem jungen Mann, der ihm noch immer den Rücken zukehrte.
    Denys Vallier gab ihm keine Antwort. Er blieb noch nicht einmal stehen.
    Rio bewegte sich nicht von der Stelle. Nachdenklich lehnte er am Stamm des Chinabaums. Er riss einen Zweig ab, zupfte fast ohne es zu merken die Blätter ab und ließ sie auf seine weichen Lederstiefel fallen. Er hatte das Gefühl, Denys im Stich gelassen zu haben. Aber was hätte er anderes tun sollen? Seine eigenen Pläne und Absichten aufzugeben, konnte niemand von ihm verlangen.
    Oder etwa doch?
    Rio fand Olivier im Lagerraum im Erdgeschoss. Er hörte das leise Summen seines Dieners und folgte dem Geräusch ins Weinlager. Olivier trug eine Lederschürze über dem weißen Hemd und den dunklen Hosen. Er ließ Wein aus einem Fass in eine dickwandige Glasflasche laufen. Zwei Flaschen standen bereits verkorkt neben ihm, neun weitere warteten darauf, ebenfalls gefüllt zu werden.
    »Du machst den Eindruck, als wärest du ziemlich glücklich«, sagte Rio.
    Olivier wandte sich überrascht um. »Monsieur? Sie bedürfen meiner Hilfe?«
    »In gewisser Weise schon. Ist deine Liaison mit der Zofe der Valliers noch aktuell?«
    Olivier lächelte und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. »Mit Suzette? Ja. Sie haben doch nichts dagegen, Monsieur?«
    »Nicht, wenn sie der Grund ist, warum du singst.« Rio atmete den Duft des Weines ein, der sich mit dem Geruch von Staub und Mäusedreck mischte. »Spricht sie manchmal von ihrer Herrin?«
    »Gelegentlich.«
    »Sagte sie je etwas über die geplante Ehe mit dem Grafen?«
    Olivier warf Rio einen langen Blick zu. Dann öffnete er den Hahn am Fass ein wenig weiter. Gurgelnd floss der Wein in die grüne Flasche. »Ja, rein zufällig. Interessieren Sie sich dafür?«
    »Mich interessiert, wie sich der Graf ihr gegenüber benommen hat, und was sie davon hält.«
    »Sie war schockiert. Zumindest sagte das Suzette. Soweit ich es verstanden habe, hat er versucht, sie zu küssen und ihr andere Intimitäten aufzuzwingen. Sie hat ein paar blaue Flecken davongetragen, und er hat den Ärmel ihres Kleides zerrissen.«
    Die Wut kam über Rio wie ein versengender Wind. Er war froh, dass sie sich in dem dunklen Lagerraum aufhielten, in den nur durch die Tür und durch ein einziges, hoch in die Wand eingelassenes Fenster ein wenig Licht fiel. Der mörderische Ausdruck auf seinem Gesicht hätte Olivier sonst erschreckt.
    »Versucht?«, fragte Rio mit schneidender Stimme.
    »Sie hat sich wohl gebärdet wie eine Wildkatze. Jedes Mal, wenn sein Leibdiener um die Striemen herum rasieren muss, wird der Graf seine Unverfrorenheit be-reuen. Angeblich verdankt sie es ihrer Tante, dass es nicht zum Äußersten kam.«
    »Warum zum Teufel hat diese Frau nicht besser über ihre Nichte

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