Rächerin der Engel
Bree. »Du kannst doch mit uns essen.«
»Ich wollte vorschlagen, dass wir zu Huey’s gehen.«
»Das ist Lieutenant Hunter, Mama. Er arbeitet bei der Polizei von Chatham County.«
»Wie schön, Sie kennnenzulernen, Lieutenant.«
»Und er hat noch nicht gegessen.«
»Sie haben noch nicht gegessen?« Francesca riss die Augen auf. »Ach du liebe Zeit. Dabei ist es doch schon weit nach neun. Sie würden uns einen Gefallen tun, wenn Sie hereinkämen und uns helfen, alles aufzuessen.«
Hunter zögerte. Bree lächelte ihn ermutigend an. »Danke, Madam. Gern.«
Bree führte ihn ins Esszimmer. Während Antonia ein weiteres Gedeck auflegte, stellte Bree ihn vor. »Hunter, das ist mein Vater Royal.«
»Sir.« Die zwei Männer schüttelten sich die Hand.
»Cecilia Carmichael, meine Tante.«
Cissy musterte ihn mehr als wohlwollend und bedeutete ihm, dass er sich neben sie setzen solle. Antonia stellte den Extrastuhl jedoch neben Bree, und Hunter nahm behutsam Platz.
»Hey, Hunter«, sagte Antonia. »Schnappen Sie sich schnell den Rest des Auflaufs, bevor meine Tante darüber herfällt.«
Cissy sah sie stirnrunzelnd an und tat den Löffel in die Schüssel zurück. »Antonia, ich esse doch wie ein Vögelchen. Das war schon immer so.«
»Manche Vögel essen jeden Tag das Dreifache ihres Gewichts«, erklärte Antonia mit Unschuldsmiene. »Das hab ich mal in National Geographic gelesen.«
»Arbeiten Sie mit meiner Tochter zusammen, Lieutenant Hunter?« Francesca tat ihm eine große Portion Obstsalat auf den Teller und legte zwei Brötchen daneben. »Nehmen Sie sich bitte Butter dazu. Und Sie heißen doch nicht Hunter Hunter, oder? Wie die Figur in diesem Buch. Major Major.«
»Sam«, sagte er.
»Also diesen Namen habe ich immer sehr gemocht.« Sie reichte ihm den grünen Salat. »Sie sind der Erste von Brees Kollegen, den wir kennenlernen. Ich habe zwar schon mehrmals mit ihrem Sekretär Ron telefoniert … dieser junge Mann hat die angenehmste Stimme, die ich je gehört habe! … aber die anderen haben wir noch nie zu Gesicht bekommen.«
»Hunter und ich sind genau genommen gar keine Kollegen, Mama. Er arbeitet bei der Polizei.«
»Sie sind mit dem Fall hier befasst, nehme ich an«, sagte Royal.
»Ja, Sir.«
»Eine schlimme Geschichte.«
»Ja, Sir. Er war ein Freund von mir.«
»Wie geht’s denn voran?«
»Einigermaßen.« Hunter nickte in Richtung Francesca. »Der Auflauf ist ausgezeichnet, Madam.«
»Sagen Sie doch Francesca zu mir. Der Auflauf ist eine von Adelinas Spezialitäten. Die Mädchen sind seit ihrer Kindheit ganz verrückt danach.«
Hunter sah Bree fragend an. »Adelina?«
»Unsere Köchin«, erklärte Bree kurz angebunden. Sie und Hunter hatten unterschiedliche Ansichten über ihre Herkunft und ihre wohlhabende Familie. Hunter stand dem Ganzen kritisch gegenüber, was sie selbst zwar auch tat, Außenstehenden aber nicht zubilligte.
»Was diesen Fall angeht, Lieutenant«, mischte sich Cissy jetzt mit entschlossener Miene ins Gespräch, »so muss ich sagen, dass mich die Arbeit der Polizei einfach fasziniert. Sicher wissen Sie inzwischen, wer dieses grässliche Verbrechen begangen hat. Würden Sie …«
»Cecilia«, fiel ihr Royal energisch ins Wort, »der Lieutenant darf nicht über Fälle reden, die noch nicht abgeschlossen sind. Reich mir mal bitte den Obstsalat. Und erzähl, wie es bei dir in der letzten Zeit so gelaufen ist. Hat dein Rechtsanwalt … wie heißt er noch gleich?«
»Dave Burbank.«
»Hat Burbank das mit dem Kaufvertrag für die Ferienhütte geregelt?«
»Keine Ahnung.«
»So etwas sollte man aber nicht auf die lange Bank schieben.«
»Vielleicht könnte Bree es ja übernehmen.«
»Bree befasst sich nicht mit Grundstücksangelegenheiten.«
Bree warf ihrem Vater einen dankbaren Blick zu – zum einen, weil er das Gespräch in eine andere Richtung gelenkt hatte, zum anderen, weil er sie davor bewahrt hatte, sich mit Cissys verworrenen geschäftlichen Angelegenheiten beschäftigen zu müssen.
»Wenn sie wollte, könnte sie aber«, erwiderte Cissy im Brustton der Überzeugung. »Bree kann alles. Außerdem würde sie mir keine Rechnung schicken.«
Bree fing Hunters Blick auf und biss sich so fest auf die Lippe, dass es wehtat.
So ruhig wie der Savannah an einem heißen Nachmittag floss die Konversation dahin und brachte dabei die unterschiedlichsten Themen zur Sprache. Nachdem Bree ihre Verwandten dann endlich zur Tür gebracht hatte, ließ sie sich im Wohnzimmer mit
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