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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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und
schimmerte im Schein des Feuers silbern vor sich hin. Außerdem war ihm ein
erstaunlicher Bart gewachsen, der fast bis zum Oberkörper herab reichte. Alles
in allem hatte sich Thormir recht gut erholt, seitdem die Menschen sesshaft
geworden waren. Sein einst eingefallenes Gesicht war zwar noch immer hager,
aber nicht mehr ausgemergelt wie in der Nacht des Tribunals vor einer Dekade. Regnir
scherzte oft, dass es ihn erstaunen würde, da er doch jetzt auch sein Kind
unterrichten würde.
    „Ach Meister Regnir“, wandte der
Königssohn ein. „Papa hat mir nur über Eure gemeinsamen Erlebnisse erzählt.“
    „Unsere gemeinsamen Erlebnisse?“,
fragte der Magier und schützte ein gewisses Maß an Ahnungslosigkeit vor. „Die
von ganz ganz früher, die von früher oder die aus der Gegenwart?“, witzelte
Thormir mit gütigem Gesicht.
    „Die von früher“, sagte Regnir.
„Aus jener Zeit, als du auf so infame Weise mit unseren Traditionen gebrochen
hast.“ Der König lachte herzhaft, denn auch er hatte noch nie das Festhalten an
überholten Denk- und Lebensmustern verstehen können. Darin war er gleich mit
dem Kanzler, was wohl auch an seiner einstigen Erziehung durch ihn gelegen
haben mochte. Regnir schaute für einen kurzen Moment grübelnd in die Flammen
und fragte anschließend mit ruhiger Stimme in den Raum: „Was wohl aus Gharmon
geworden ist? Ich habe nichts mehr über ihn gehört, seitdem er unsere Stadt vor
mehr als zwanzig Vollmonden verlassen hat.“
    „Papa, der Gharmon aus …?“,
fragte sein Sohn plötzlich.
    „Ja, junger Regnir. Der gleiche
Gharmon, von dem dir dein Vater zuvor berichtet hat. Zumindest ist mir kein
anderer in all den Jahren über den Weg gelaufen. Allerdings muss Regnir II. auch
bald ins Bett, weil sonst Mama Ingmir mit Papa Regnir I. schimpfen wird. Und
dann gibt es kein Abendessen für die Familie!“, scherzte der Kanzler.
    „Ja, aber … noch ein paar
Minuten. Bitte!“, protestierte der Junge.
    „Nein, mein Sohn. Meister Thormir
hat recht. Marsch, marsch! Ab ins Bett mit dir!“
    Enttäuscht von den beiden
Erwachsenen trottete der Knabe von dannen. Sicher würden sie jetzt wieder über
Monster, Schätze und Abenteuer reden, jetzt, wenn er zu Bett geschickt wurde. Eines
Tages wäre auch er alt genug für solche Sachen, dessen war der Königsspross
sich sicher und er gab sich auf dem Rückweg zu seiner Mutter den wildesten
Fantasien hin.
    Doch so aufregend sollte der
Gesprächsstoff der beiden Männer nicht werden.
    „Erstaunlich, wie alt er mittlerweile
schon ist. Zehn Jahre … Wo ist die Zeit geblieben? Gerade eben war er noch ein
Säugling und jetzt ist dein Sohn bald in dem Alter, wo er zum ersten Mal ein
Schwert führen wird, wo er zum ersten Mal allein mit Freunden außerhalb der
Stadt auf Entdeckungsreisen gehen wird und wo er zum ersten Mal Mädchen
kennenlernen wird … Weißt du“, sprach Thormir nachdenklich zum König und setzte
sich zu ihm. „Ein Veteran der Garnison sagte mir einst: ‚Meister Thormir‘,
sprach er, ‚Meister Thormir, der Mensch hat kein natürliches Alter. Er ist
jung, solange er an neuen Dingen Interesse hat und ihnen aufgeschlossen
gegenübersteht. Er ist erwachsen, sobald er sich intensiv um seine Freunde und
Familie kümmert. Und er wird alt, sobald er auf sein Leben zurückblickt und
sich fragt, was von seinem Wirken bleibt.‘“ Der Kanzler hielt ein, während
Regnir überrascht zu ihm hinüberblickte. „Werde ich wirklich alt? Alt im
Geiste? Nur, weil ich mich stets frage, ob wir bisher genügend erreicht haben
in unseren Leben?“
    Ein Lichtschein des Kaminfeuers
fiel auf Thormirs Gesicht, das mit einem Male hell erleuchtet war. Stolz
strahlte es aus. Es war das Gesicht eines Mannes, der allein durch die Kraft
der Gedanken Vieles bewegen konnte, der aber auch oft genug Leid gesehen hatte.
Regnir erinnerte sich in genau diesem Moment an seine Kindheitstage, als die
Haare des Magiers noch schwarz gewesen waren. Damals, als er von genau diesem
Mann im Schwertkampf zum ersten Male geschult wurde, hätte er sich niemals zu
träumen gewagt, einmal als König über das Schicksal der Menschen maßgebend zu
entscheiden, auch wenn die bisherigen Aufgaben als Herrscher nicht sonderlich
schwer zu bewältigen waren. Umso mehr erstaunte es ihn, dass jene Person, der
am meisten Willensstärke zugeschrieben wurde, in diesen Minuten einen Moment
des Selbstzweifels durchlebte, und um ihn etwas aufzuheitern, antwortete
Regnir:
    „Nein, mein

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