Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
beschleunigte plötzlich das Tempo und sauste haarscharf an ihm vorbei. Barny kannte das. Und trat zurück auf den Bürgersteig. Zu seinem Erstaunen sah er, daß der Wagen ein Stück weiter hielt. Wollte er ihn doch mitnehmen?
Er fing an zu rennen und sah im Näherkommen, daß einer der Vorderreifen geplatzt war. Der Fahrer war ausgestiegen und betrachtete den Schaden.
»Pech«, sagte Barny und trat auf ihn zu. »Das ist ja ein ganz schöner Plattfuß, kann ich Ihnen helfen?«
»Ist mir in der letzten Zeit schon ein paarmal passiert«, brummte der Mann. Er war klein und gedrungen, mehr konnte Barny in der Dunkelheit nicht erkennen. »Können Sie ein Rad auswechseln?« fragte er. »Verstehen Sie etwas davon? Ich möchte mir nicht gerne die Hände schmutzig machen, und die Werkstätten werden jetzt alle geschlossen sein. Ich mach’s gut, wenn Sie mir helfen.«
»In Ordnung«, sagte Barny, »und wenn Sie mich ein Stück mitnehmen würden, dann wäre ich schon zufrieden. Könnte ich bis nach Lillingham mitfahren? Ich möchte nämlich nach Glockenburg, das liegt ganz in der Nähe.«
Der Mann zögerte und leuchtete Barny dann plötzlich mit einer Taschenlampe ins Gesicht, wie um festzustellen, daß er auch keinen Landstreicher vor sich habe. Als er sah, daß Barny noch ein Junge war, schien er erleichtert. »Gut«, sagte er, »du wechselst das Rad aus, und ich nehme dich mit. Ich komme dort vorbei.«
Barny atmete auf, sagte »Danke« und machte sich an die Arbeit. Miranda hockte oben auf dem Wagendach und beobachtete alles genau. Nach einer Weile aber war sie verschwunden, und der Mann sah sich suchend nach ihr um.
»Wo ist denn dein Affe geblieben?« fragte er. »Doch hoffentlich nicht in den Wagen geklettert? Das möchte ich auf keinen Fall.«
»Miranda!« rief Barny. »Miranda!« Ein Geräusch kam aus dem Inneren des Autos, und Mirandas Gesichtchen erschien an dem kleinen, offenen Fenster, direkt hinter dem Fahrersitz.
»Ist er doch tatsächlich da drin«, zischte der Mann, »hole ihn sofort heraus!«
»Sie ist ganz harmlos, sie richtet nichts an«, beruhigte Barny.
Er wollte nach ihr greifen, doch Miranda war von neuem verschwunden. Sie richtete nichts an, nein, das tat sie nicht. Aber ihre Neugierde kannte keine Grenzen, und nichts machte ihr mehr Spaß, als alles Unbekannte genau zu untersuchen.
Plötzlich schrie sie auf. Barny griff nach der Taschenlampe und leuchtete in das Wageninnere. Er sah gerade noch, wie sich hinter einer Kiste etwas Helles schnell über den Boden bewegte und dann verschwand. Und er sah, wie Miranda ganz hinten in einer Ecke kauerte und schrie.
Barny starrte und starrte. Vielleicht sah er es noch einmal? In diesem Augenblick fühlte er sich zurückgerissen, und die Taschenlampe wurde ihm aus der Hand geschlagen.
»Mach, daß du mit deinem Affen wegkommst«, fauchte der Mann, »was geht es dich an, was ich in meinem Wagen habe?«
»Schon gut, schon gut«, sagte Barny, erstaunt über diesen unerwarteten Ausbruch. »Da ist Miranda ja wieder. Was ist denn los mit dir?«
Das Äffchen war herausgeklettert und saß nun zitternd auf Barnys Schulter. Es mußte sich sehr erschrocken haben.
»Soll ich das Rad nun zu Ende reparieren?« fragte Barny. »Es tut mir leid, daß Miranda so neugierig war. Ich glaube, es ist ihr einziger Fehler.«
Zuerst zögerte der Mann, dann sagte er kurz und ärgerlich:
»Bring es in Ordnung, aber beeil dich. Ich habe keine Lust, die halbe Nacht auf der Straße zu stehen!«
XII. Quartier im Schloß
Barny beendete die Arbeit, ohne ein Wort zu sagen, und Miranda hockte die ganze Zeit auf seiner Schulter, unbeweglich und noch immer sehr verängstigt. Was mochte sie nur so in Schrecken versetzt haben? Wahrscheinlich das Helle am Boden. Barny zerbrach sich vergeblich den Kopf darüber, was es wohl gewesen sein konnte. Wahrscheinlich etwas Lebendiges, aber was?
»Danke«, sagte der Mann, als Barny sich aufrichtete und Hände und Knie mit einem Tuch abwischte. »Hier hast du fünf Mark. Ich habe mir’s überlegt, ich kann dich nicht mitnehmen.«
»O nein«, sagte Barny, »das gibt es gar nicht!« Er schlüpfte durch die offene Tür auf den Platz neben dem Fahrersitz. »Versprochen ist versprochen. Ich will kein Geld, ich will mitgenommen werden. Versuchen Sie nicht, mich hinauszuwerfen. Miranda würde sich auf Sie stürzen. Sie kann, wenn es darauf ankommt, tüchtig beißen. Sie hat nämlich eine Reihe spitzer, scharfer Zähnchen.«
Der Mann knurrte
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