Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
Dina.
»Unsinn!« Stubs war diese Erklärung viel zuwenig aufregend.
»Fräulein Pfeffer hat mir erzählt, daß früher an der Küste geschmuggelt wurde. Wahrscheinlich haben sie von hier aus den Schmugglerschiffen Blinkzeichen gegeben, daß die Luft rein war.«
»Oder Strandräuber haben sie benutzt, um nachts Schiffe auf die Felsen zu locken«, sagte Dina.
»So eine Gemeinheit!« empörte sich Stubs.
»Vielleicht hättest du selber mitgemacht, wenn du damals gelebt hättest«, kicherte sie. »Einen Schokolade- oder einen Sahneeiskahn hättest du bestimmt gekapert. Stubs, der Seeräuber, gut, was?«
»Nie hätte ich so etwas getan!« schrie er und wurde rot wie eine Tomate. »Nie!«
Robert grinste, hielt das Kartenspiel in der Hand, blätterte es mit dem Daumen auf und ließ die Karten wieder zurückschnippen. Sein Blick fiel zufällig in den Spiegel, der ihm gerade gegenüberhing, und er sah in die weit geöffneten Augen des Professors!
Er fuhr herum. Aber nein, der Professor schlief und schnarchte leise mit halbgeöffnetem Munde.
Das war doch nicht möglich! Sollte er sich so getäuscht haben? Tat der Alte vielleicht nur so?
Dina und Stubs zankten sich noch immer über die Seeräuber.
»Schrei nicht so«, sagte sie, »du wirst uns noch das alte Scheusal auf den Hals hetzen.«
»Ist mir doch egal!« schrie Stubs. »Ich wünschte, Lümmel würde ihm auf den Bauch springen und ihm einen ordentlichen Schrecken einjagen!«
Robert warf von neuem einen verstohlenen Blick in den Spiegel. Der Professor hatte die Augen geöffnet! Jetzt war es ganz sicher. Er sah zu ihnen hinüber, und es schien, als folge er ihrem Gespräch mit großem Interesse.
Robert drehte sich ganz plötzlich um, aber wieder waren die Augen des alten Mannes geschlossen. Er tat also wirklich nur so, als schliefe er! Doch warum? Um zu lauschen? Er war doch taub! Oder etwa nicht? Was sollte das bedeuten?
Robert trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und pfiff leise. Wenn dieser Alte Spaß daran hatte, vorzugeben, er wäre taub und schliefe, ihm sollte es recht sein. Sollte er tun, was er nicht lassen konnte. Aber eine Unverschämtheit war es doch!
Er entschloß sich, der Sache auf den Grund zu gehen, pfiff leise und brach plötzlich ab. Er hatte eine tolle Idee. Er beugte sich weit über den Tisch und machte Stubs ein Zeichen, und der begriff sofort, daß etwas los war, und sah ihn erwartungs voll an.
»Hör zu«, begann er mit heiserer Stimme, »niemand ist hier, nur dieser alte Trottel, dieser alte, taube Trottel, der außerdem noch schnarcht. Wir können also unbesorgt ein paar Worte über die Angelegenheit verlieren.«
»Aha«, sagte Stubs, »aha! Ich weiß Bescheid!« Er war gespannt, was Robert vorhatte, und bereit, jeden Blödsinn mitzumachen. »Du meinst die Sache mit dem Flüsterer und dem mit den falschen Papieren?«
»Stimmt«, zischte Robert. »Einmal werden wir ihnen ihr Losungswort entreißen und ihnen die Hölle heiß machen! Wir müssen den Verkleideten im Auge behalten, den mit dem falschen Bart.«
»Gut, und vergiß den verkrüppelten kleinen Finger nicht!«
berauschte sich Stubs an dem Einfall, den Matrosen aus dem Zug in dieser Geschichte unterzubringen.
Dina starrte die beiden mit offenem Munde an. Waren sie total übergeschnappt? Was sollte dieser Quatsch bedeuten?
Robert sah rasch in den Spiegel. Die Augen des Professors waren weit geöffnet! Er lauschte! Das geschah ihm recht.
Wenn der Alte diesen haarsträubenden Unsinn glaubte, hatte er auf alle Fälle etwas, worüber er heute abend nachdenken konnte.
Eine Stimme ließ sie plötzlich zusammenfahren. »Ihr seid noch nicht hinaufgegangen?« rief Fräulein Pfeffer. »Ihr …« Sie unterbrach sich. »Oh, der Professor, ich habe ihn gar nicht bemerkt, sonst hätte ich nicht so laut gesprochen.«
»Ach, das schadet nichts!« posaunte Robert und gab seinem Stuhl einen tüchtigen Stoß. »Ach, das schadet gar nichts! Der schläft, der hört kein Wort, kein einziges!«
XI. Futter für einen kleinen Esel
Am nächsten Morgen trafen sie sich alle am Strand, und Barny erzählte den dreien, daß Dummy tatsächlich sein alter Freund vom Zirkus war. »Gestern abend, gerade nach der Arbeit, kam mein Chef zu mir und sagte: ›Da ist jemand für dich.‹ Und herein kam der alte Dummy.«
»Hat er sich gefreut, als er dich sah?« fragte Dina.
»O ja, das hat er. Er nahm meine beiden Hände und schüttelte sie so, daß er mir beinahe die Arme ausgekugelt hätte.
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