Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
verkündete Stubs am nächsten Morgen. »Sie ist furchtbar aufgeregt, die Polizei war nämlich bei ihr. Sie hat mir erzählt, sie wäre mit Fragen überschüttet worden.«
Robert grinste. »Aus der haben sie doch kein einziges vernünftiges Wort herausgekriegt. Warum sind sie eigentlich nicht zu uns gekommen? Nicht, daß wir ihnen etwas Wichtiges hätten sagen können, aber die fragen ja die unmöglichsten Leute, ich sehe nicht ein, warum nicht auch uns?«
»Wir sind ja nur Kinder«, sagte Stubs düster, »und Barny haben sie auch nur gefragt, weil er auf dem Jahrmarkt beschäftigt war. Die haben gedacht, er könnte irgend etwas aufgeschnappt haben. Übrigens möchte ich gerne wissen, wo der gute alte Dummy geblieben ist. Er fehlt mir direkt.«
»Wahrscheinlich ist er schon weit weg von Rubadub«, sagte Robert. »Barny hat uns doch oft erzählt, daß Zirkusleute keinen Wert auf den Umgang mit der Polizei legen. Er wird gedacht haben, sie wollen ihm an den Kragen.«
Fräulein Trill segelte herein, flatternd und klingelnd wie eh und je. Dieses Mal verbreitete sie einen starken Duft von Gardenien. Sie war noch immer sehr erregt.
»Puh!« machte Stubs. »Die nebelt einen ja richtig ein. Ich werde gleich ohnmächtig!« Er stürzte aus dem Zimmer und hielt den Atem so lange an, bis er vor der Tür stand. Dann stieß er ihn erleichtert und sehr geräuschvoll aus. Fräulein Pfeffer, die gerade die Treppe herunterkam, sah ihn besorgt an.
»Fühlst du dich nicht wohl?«
»Vollkommen k.o.«, stöhnte er, fiel gegen die Wand und fä chelte sich mit seinem schmutzigen Taschentuch Luft zu.
»Gehn Sie bloß nicht ’rein, die Trill ist da drinnen, mit einer neuen Marke, ich meine Duftnote. Entsetzliches Zeug, gießt sie garantiert literweise über sich.«
»Sei nicht albern«, tadelte Fräulein Pfeffer, »sicher, sie tut ein wenig zuviel des Guten, und ich wünschte, sie benutzte ein nicht so starkes Parfüm. Ein frisches Eau de Cologne zum Beispiel wäre weitaus angenehmer. Aber daß du darum einen solchen Tanz veranstaltest!«
»Tanz!« schrie Stubs mit verzücktem Gesicht. »O ja, einen Mambo, bitte!« Und dann begann er, unter den unsinnigsten Verrenkungen vor ihr hin und her zu hüpfen. Dabei wedelte er mit den Armen in der Luft herum, schwenkte die Hüften und drehte und wiegte sich. Die alte Erzieherin betrachtete ihn zu nächst voller Staunen, und dann mußte sie lachen, ob sie wollte oder nicht.
»Du bist der geborene Clown«, sagte sie. »Übrigens habe ich gar kein Verlangen, Fräulein Trills Ergüsse hinsichtlich des Verhörs noch einmal über mich ergehen zu lassen. Seltsamerweise waren die Beamten auch bei mir.«
»Wirklich?« Stubs vergaß augenblicklich weiterzuhüpfen.
»Verhören sie denn jeden? Glauben die etwa, hier im Gasthaus sitzt einer, der mit der Geschichte was zu tun hat?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hoffen sie, irgendwelche Hinweise zu erhalten. Daß jemand von den Gästen verdächtig ist, glaube ich nicht. Dieser Gedanke ist völlig absurd!«
»Aber ich glaube es«, flüsterte Stubs, der an die Nacht zurückdachte, in der das Schiff brannte. »Und ich wette, ich weiß auch, wer es ist!«
»Welch ein Unsinn!« sagte Fräulein Pfeffer sehr bestimmt.
»Du bist schon wieder albern. Oh, guten Morgen, Herr Marvel. Hat man Sie auch verhört? Stellen Sie sich vor, unser Stubs meint, mehr zu wissen als die Polizei!«
»Und was, wenn ich fragen darf, junger Mann?« sagte Herr Marvel mit einem seltsamen Lächeln, das er manchmal zur Schau trug. »Wer von uns also ist der Saboteur?«
»Wie?« Stubs starrte ihn verständnislos an. »Ach, Sie meinen den Burschen, der das U-Boot in die Luft gejagt hat! Das ist mein Geheimnis!«
Er machte kehrt und entfernte sich schnell, mit kleinen grotesken Tanzschritten. Herrn Marvel würde er auf keinen Fall von seinem Verdacht auf Professor James erzählen. Aber war der Alte nicht jemand, der gut in so etwas verwickelt sein konnte? Er wußte bestimmt eine Menge gelehrtes Zeug, vielleicht verstand er sogar etwas von U-Booten, Raketen und Atombomben!
Nur – wie er überhaupt eine Nachricht aus dem streng bewachten Hafen bekommen konnte, war ihm schleierhaft. Na, das herauszufinden war schließlich Sache der Polizei. Oder sollte er selber ein bißchen schnüffeln? ›Man dürfte das Scheusal nicht aus den Augen lassen! Ich könnte noch einmal über das Dach kriechen‹, dachte er, ›und noch einmal in sein Fenster gucken. Toll, wenn ich ihn auf frischer
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