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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zwar nicht zu den schnellsten, wohl aber zu den
ausdauerndsten Hunden.
    „Hoffentlich ist sie zu Hause“,
sagte Gaby.
    In dem Eissalon an der Ecke
hatte sie sich eine Tüte Himbeereis gekauft. Daran leckte sie jetzt
hingebungsvoll.
    Tarzan blickte an dem grauen
Fachwerkhaus empor. Es war eins von vielen in einer Häuserzeile, die sich etwas
nach innen krümmte.
    R. RIEDEL — SCHREIBBÜRO stand
auf einem Messingschild neben dem Eingang.
    „Wir machen es wie bei den
Schuberts“, sagte Tarzan.
    „Dann setzen wir uns solange in
den Eissalon“, meinte Klößchen. „Herrjeh, ich habe kein Geld mehr. Wer pumpt
mir zwei Mark?“
    „Kann ich“, sagte Karl, und sie
zogen ab.
    Tarzan klingelte.
    Irgendwo im Haus ertönte eine
Glocke.
    Dann kläffte ein Hund.
    „Das hört sich sehr nach Cocker
Spaniel an“, sagte Gaby. „Gut, daß wir Oskar mithaben. Vielleicht schlägt das
eine Brücke.“
    Die Tür wurde geöffnet.
    Eine noch ziemlich junge Frau
stand auf der Schwelle und hielt ein Baby auf dem Arm. Ein etwa dreijähriges
Kind, ein Mädchen, stand neben ihr und klammerte sich mit beiden Ärmchen an
ihrem Knie fest.
    An dem anderen Knie schaute ein
brauner Cocker Spaniel vorbei. Er entdeckte Oskar und begann mit seinem Körper
zu wackeln, woraus zu schließen war, daß er freundlich mit dem Stummelschwanz
wedelte.

    „Guten Tag“, grüßte Tarzan.
„Wir wollen zu Frau Riedel.“
    „Die bin ich.“
    Sie war noch ziemlich jung und unglaublich
schmal gewachsen, hatte ein nettes, aber kaum handtellergroßes Gesicht mit
winziger Stupsnase und Kulleraugen. In den kurzen, blonden Haaren steckten
einige Lockenwickler. Frau Riedel trug eine Cordhose, die ihr zu groß war, und
eine Bluse, die dringend in die Reinigung mußte. Außerdem war sie barfuß. In
der freien Hand hielt sie eine Zigarre.
    Himmel! dachte Tarzan. Die
Seiten, die sie als Reinschrift abliefert, möchte ich sehen. Sicherlich
wimmelte es auf den Blättern von Fettflecken. Daß so eine Gammelliese
ausgerechnet ein Schreibbüro hat!
    „Entschuldigen Sie, daß wir
stören“, sagte Tarzan. „Aber uns wurde gesagt, daß Sie Herrn Labutzka gekannt
haben.“
    „Den Franz?“ rief Frau Riedel.
„Aber natürlich. Wir waren verlobt.“
    „Wir sind befreundet mit den
neuen Besitzern seiner Villa in der Lindenhofallee und wollen eine Chronik
anfertigen über das Haus. Da dachten wir, Sie könnten uns vielleicht mit
einigen Auskünften helfen.“
    „Wenn ich kann — sehr gern.
Ach, war das eine herrliche Zeit! Er war eine Seele von Mensch. Immer gut
gelaunt und… Aber kommt rein. Hübschen Hund habt ihr da.“
    „Das ist Oskar“, stellte Gaby
ihren Vierbeiner vor.
    Frau Riedels Cocker-Hündin hieß
Susi, war noch kein Jahr alt und ein verspielter Tolpatsch. Daß sie von einem
so tollen Rüden wie Oskar besucht wurde, brachte sie ganz aus dem Häuschen.
    Im Wohnzimmer, wohin Frau
Riedel die Kinder führte, überkugelte Susi sich förmlich. Oskar beschnüffelte
sie neugierig. Dann spielten die beiden miteinander.
    Frau Riedel bot Platz an.
    Tarzan nahm einen Putzlappen,
einen Zeichenblock und ein Paket Babywindeln von dem Stuhl, auf den er sich
setzen sollte.
    Wohin er sah — überall
herrschte chaotische (wüste) Unordnung.
    Aber Frau Riedel schien das für
ganz natürlich zu halten. Sie legte das Baby auf die Couch. Humpelnd — weil das
kleine Mädchen immer noch wie ein Klotz an ihrem Bein hing — bewegte sie sich
dann zu einem Sessel.
    „Nun laß mal los, Annette“,
sagte sie. „Geh’, hol deinen Teddybär.“
    Die Kleine lachte und lief aus
dem Zimmer.
    „Der Franz“, erzählte Frau
Riedel unaufgefordert, „war ein zu netter Mensch. Schade, daß er nicht der
Vater meiner Kinder ist. Ihn hätte ich geheiratet. Sonst keinen. Aber das
Schicksal! Es sind immer die besten, die so früh gehen müssen. Ihr wißt es
sicherlich — er geriet unter ein Auto. Trunkenheit war schuld.“
    „Der Fahrer war betrunken?“
erkundigte sich Tarzan.
    „Nein, der Franz. Er war eine
fröhliche Natur. Auf seiner Beerdigung bin ich ohnmächtig geworden. Aber es war
auch sehr heiß an dem Tag.“
    „Wie lange hat er eigentlich in
der Villa gewohnt?“
    „Och, mindestens 15 Jahre.“
    „Hatte er viele Freunde?
Feierte er Partys und Feste?“
    „Gern und oft. Aber nicht hier.
Nicht in der Villa, meine ich. Da lebte er zurückgezogen. Wie es einem
Schrotthändler zukäme — so sagte er manchmal aus Spaß.“
    Wohl eher, weil er unauffällig
bleiben wollte — als

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