Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
zu.
»Guten Tag«, grüßte die Dame die beiden etwas gehetzt. Sie schien nicht allzu überrascht über die Uniformierten. »Darf ich vorbei?«
Anstatt auf die Seite zu treten, sagte Anne: »Da ist zu.«
»Zu?«, entfuhr es der schwarzhaarigen Frau. »Das kann nicht sein.« Anne fand, dass sie eine leicht überhebliche Art an den Tag legte.
»Na, dann versuchen Sie es eben selbst«, meinte sie und tat einen Schritt zur Seite.
Selbstbewusst betrat die Frau den Vorraum der Bank, trat auf die Panzerglastür zu und riss an dem messingfarbenen Griff, ganz so, als wäre sie sich sicher, dass die Tür aufgehen müsse.
»Tatsächlich«, sagte sie fassungslos, und Anne Loop hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass die Frau sie wahrnahm. »Na, dann probieren wir es doch mal hinten.«
»Das können Sie sich sparen. Da ist auch zu«, schaltete sich Sepp Kastner in das Geschehen ein.
Die Frau lächelte ihn an und erwiderte in leichtem Singsang: »Aber für hinten habe ich den Schlüssel!«
»Arbeiten Sie hier?«, fragte Anne in ernstem Tonfall.
»Ja?«, erwiderte die Frau fragend und streckte Anne die Hand hin: »Doktor Henrike Klamm, stellvertretende Filialleiterin.«
Anne schüttelte ihr die Hand, ebenso Sepp Kastner. »Ist das normal, dass hier am Montag um halb elf noch zu ist?«, wollte die Polizistin wissen.
»Nein, das ist es nicht«, stellte Dr. Klamm trocken fest. »Aber was ist an diesem Tag schon normal?«
Anne nickte zustimmend. Hatte die Frau auch eine Tochter mit einem Faible für Wollpullover im Sommer?
»Erst der Autounfall – so ein Idiot hat mir die Vorfahrt genommen, jetzt ist mein Auto Schrott –, dann komme ich hierher und niemand arbeitet, dafür sind Sie, die Polizei …« Sie zögerte, ihr Blick huschte nervös umher. »Na ja, tut mir leid, aber ich habe jetzt leider wirklich keine Zeit mehr zum Ratschen. Ich muss die Bank aufschließen. Auf Wiedersehen!«
Die elegant gekleidete Frau wandte sich von ihnen ab und eilte in Richtung Hintereingang. Doch Anne Loop und Sepp Kastner folgten ihr auf den Schritt. Als die Frau im Kostüm das bemerkte, wandte sie sich um und fragte ungeduldig: »Ist noch was?«
»Ist es denn normal, dass hier niemand ist?«, fragte Anne vorsichtig, »… und dass alles zugesperrt ist?«
»Wie ich bereits sagte«, antwortete die stellvertretende Filialleiterin spitz, »scheint dies heute ein besonderer Tag zu sein. Diejenigen, die heute hier ihren Job nicht machen, können sich durchaus darauf gefasst machen, dass das Folgen haben wird.«
In der Zwischenzeit hatte das Trio die Hintertür der Bank erreicht, Dr. Klamm hatte ihren Schlüsselbund – Sepp Kastner glaubte gesehen zu haben, dass der Anhänger eine kleine schwarze, mit weißem Faden gefesselte Voodoo-Puppe war – aus der Handtasche gekramt und wollte ihn eben ins Schloss schieben, da fiel Anne ihr in den Arm. »Halt, warten Sie!«
Dr. Klamm riss sich energisch los und blaffte die Polizistin an: »Erlauben Sie, was soll das?«
Anne suchte kurz Sepp Kastners Blick, dann sagte sie in ruhigem, um Verständnis bittendem Ton: »Wir sind uns nicht sicher, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Um es mal vorsichtig zu sagen: ob hier nicht eine gewisse Gefahr besteht. Ich meine, Ihre Bank ist bereits zweimal überfallen worden …«
»Sie meinen …?« Die stellvertretende Bankchefin vollendete den Satz nicht. »Und was heißt das jetzt für mich?«
»Könnten Sie nicht jemanden anrufen, der eigentlich jetzt in der Bank arbeiten müsste?«, fragte Anne vorsichtig.
»Kann ich schon, hätte ich ja auch längst«, sagte Dr. Klamm, jetzt wieder leicht patzig, »aber ich scheine zurzeit eine Glückssträhne zu haben. Der Autounfall, das war ja nur der Höhepunkt heute, aber gestern ist mir mein Smartphone …«, sie atmete tief ein und wieder aus, »… ins Klo gefallen, und deswegen konnte ich heute nach dem Unfall niemanden anrufen und habe versucht, so schnell wie möglich hierherzukommen.«
»Nehmen Sie meins.« Kastner reichte der Bankerin sein Mobiltelefon.
Doch alle Anrufe, die Dr. Klamm in den nächsten Minuten unternahm, während sie wieder vor dem Haupteingang zu stehen gekommen waren, gingen ins Leere: Beim Anschluss der Bank war noch die Ansage vom Wochenende zu hören. Am Mobiltelefon des Filialleiters Robert Ochsenknecht meldete sich nur dessen Mailbox. Dasselbe bei den Handys der Bankmitarbeiter Rüdel und Seliger.
»Da ist was faul«, stellte Kastner trocken fest und sah nachdenklich zu dem
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