Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
»Üblicherweise ist das so: Ich schließe auf und schwups, ist sie auf.«
»Das gibt’s doch nicht«, schnaubte Anne nervös. »Lassen Sie mich mal hin.« Sie schob Dr. Klamm zur Seite, richtete mit der rechten Hand die Pistole auf das Türschloss und versuchte mit der Linken, die Tür aufzudrücken. Als dies nicht gelang, nahm sie die Waffe nach unten und stemmte sich seitlich mit dem Oberkörper gegen das Holz. Plötzlich bewegte sich die Tür ein Stück.
Doch im selben Augenblick schraken die beiden Polizisten und die stellvertretende Filialleiterin zusammen. Denn hinter dem Eingang meldete sich eine weibliche Stimme zu Wort: »Halt, Halt, ich sage Halt!«
Anne sah Dr. Klamm fragend an, und als diese nur ratlos mit den Schultern zuckte, rief Anne hinein: »Hier ist die Polizei. Wenn hier wer ›halt‹ sagt, dann wir. Machen Sie sofort auf, wir sind bewaffnet.«
Keine Antwort. Die Polizistin warf sich noch einmal mit Schwung gegen die Tür, die auch kurz ein Stück nachgab. Als Anne dann aber für einen Augenblick den Druck wegnahm, fiel die Tür wieder zurück ins Schloss. Da drückte jemand von innen dagegen. Also sprach Anne mit Anspannung in der Stimme und übertrieben deutlich: »Machen Sie jetzt auf. So-fort. Dies ist ein Befehl. Hier ist die Polizei. Wir müssen wissen, was hier vor sich geht. Was soll das?«
»Sie können hier nicht rein«, kam es zurück. Es klang ein wenig hilflos.
»Die Stimme kenne ich doch«, flüsterte die Bankvizechefin in Richtung Hobelberger, der in diesem Moment vor lauter Aufregung geräuschvoll und leider Gottes nicht geruchsneutral aufstoßen musste. Der Frühstücks-Döner. Dr. Klamm wandte angewidert den Kopf ab. Manieren scheint man heutzutage in der Berufsschule nicht mehr zu lernen, dachte sie sich.
»Zum letzten Mal«, rief Anne, »lassen Sie uns sofort rein, oder …«, sie suchte einen Augenblick nach einer passenden Drohung, »… oder ich schieße mir den Weg frei!«
»Nein, bitte nicht!«, schrie die Frauenstimme jetzt panisch. »Bitte nicht schießen! Ich bin …«, sie zögerte.
»Die Putzfrau, das ist die Putzfrau«, entfuhr es Dr. Klamm jetzt hektisch.
»Ich bin …«, nahm die Stimme erneut den angefangenen Satz auf, »doch bloß … die Heigelmoser Irene, ich putz doch bloß … hier.« Und dann schob sie hastig hinterher: »Deswegen können Sie hier nicht rein. Also wegen dem Putzen halt.«
»Was?«, schrie Anne ungläubig, wobei sich ihre Stimme überschlug. War sie denn nur von Bekloppten umgeben? Sie sollten nicht in die Bank hineinkönnen, weil hier gerade geputzt wurde?
»Es geht nicht«, kam es hilflos aus der Bank.
»Frau Heigelmaier …«
»Heigelmoser«, unterbrach Dr. Klamm den Dialog. »Unsere Putzfrau heißt Heigelmoser.«
Anne schüttelte den Kopf: eine bekloppte Putzfrau, eine klugscheißernde Bankerin – wo war sie hier nur hineingeraten?
»Also, Frau Heigelmoser, ich habe jetzt die Faxen dicke. Wenn Sie jetzt nicht sofort aufmachen, schieße ich mir den Weg frei. Dies ist meine letzte Ansage.«
Dr. Klamm nickte zustimmend. Hobelberger zerkrümelte verstohlen einen Nasenpopel hinter dem Gesäß.
»Nein, bitte, bitte nicht«, flehte die Putzfrau. »Ich muss noch den Eingangsbereich sauber machen. Da können Sie jetzt wirklich nicht hereinkommen.«
Anne schüttelte empört den Kopf. »Das gibt’s ja wohl nicht!«
Dann hörten die drei vor der Tür Stehenden eine männliche Stimme etwas sagen, aber so leise, dass sie es nicht verstehen konnten; schließlich meldete sich noch einmal die Putzfrau zu Wort, ihr Ton klang nun wieder bestimmter: »Ich putz jetzt hier einmal fertig. Aber …« Die Stimme verlor wieder an Selbstsicherheit. »… aber wenn die Frau Dr. Klamm schon einmal den Tresorschlüssel hereinreichen könnte …? Also … fragt der Herr Ochsenknecht … schlägt der Herr Ochsenknecht vor, also das ist unser Chef … dann könnte der schon einmal alles herrichten und so.« Kurz herrschte Stille, dann kam noch hinterher: »Für den Bankbetrieb … das Geld und alles … Sie wissen schon.«
Anne suchte den Blick der stellvertretenden Filialleiterin. Dr. Klamm schüttelte energisch den Kopf und sagte leise: »So weit kommt’s noch. Also, wenn da wirklich der Ochsenknecht drin ist und so etwas von mir verlangt, dann …« Sie hob in einer hilflosen Geste die Arme.
»Was sollen wir tun?«, fragte Anne mit gedämpfter Stimme und war einen Augenblick unaufmerksam – ein paar Sekunden, die denjenigen, die sich im
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