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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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dickes Problem eingefangen.«
    »Den Schlüssel kriegen die nicht, die Banditen«, stöhnte Nonnenmacher, mittlerweile von Sepp Kastner in eine etwas verdrehte stabile Seitenlage gebracht; der letzte Erste-Hilfe-Kurs lag schon eine Weile zurück, und zudem hatte Kastner bei dieser Fortbildung seine ganze Energie darauf verwendet, dafür zu sorgen, dass er gemeinsam mit Anne in die Mund-zu-Mund-Beatmungsgruppe kam. Es war ihm gelungen! Allerdings musste er dann enttäuscht feststellen, dass man die Übungen heute nicht mehr mit echten Menschen, sondern nur noch mit einer Plastikpuppe, die der Ausbildungssanitäter Uschi nannte, machte. Und zu allem Überfluss konnte Uschis Materialbeschaffenheit nicht einmal mit der Erotik eines Surfbretts mithalten. Sie war hart und roch nach Plastik.
    »Au, mein Arm!«, stöhnte Nonnenmacher theatralisch auf.
    »Du musst so liegen.« Sepp Kastner bestand auf der Seitenlage des Chefs und drückte den nach oben Drängenden zu Boden. Dies aus reiner Hilfsbereitschaft und weil es medizinisch sinnvoll war. Wobei, dachte sich Sepp Kastner, der Kurt war schon manchmal arg dominant. Und so drückte der Polizeiobermeister den Inspektionsleiter für einen Augenblick noch ein wenig fester auf den Beton. Ein Knochen knackte.
    »Jetzt lass mich los«, schimpfte Nonnenmacher. »Ich will aufstehen!«
    »Nix da, sonst kriegst du uns am Ende noch einen Herzinfarkt!«
    »Das werd ich schon selber wissen, wann ich einen Herzinfarkt krieg.«
    »Eben nicht«, dozierte Sepp Kastner. »Das ist nämlich genau das Merkmal vom Herzinfarkt: dass man ihn kriegt und’s nicht merkt, also heimlich quasi. Und bums!, schon ist man tot.«
    »Ich bin nicht tot!«
    »Aber unter Schock. Kurt, du hast einen Schock. Schau dir doch einmal dein Gesicht an, du bist ja weiß um die Nase wie ein Tegernseer Bergkas.«
    »Einen Scheißdreck bin ich«, wetterte Nonnenmacher und versuchte mit aller Kraft, sich aus dem Griff seines Untergebenen zu befreien. Doch der hatte die stabile Seitenlage geschickt in einen Polizeigriff umgewandelt, und so blieb dem Dienststellenleiter kaum mehr Bewegungsfreiheit. Er musste liegen bleiben.
    »Tja, und was machen wir jetzt?«, fragte Dr. Klamm ungerührt von dem polizeiinternen Ringkampf und erinnerte so auf elegante Weise, wie es nur Betriebswirtschaftlerinnen beherrschen, an ihre Anwesenheit. »Soll ich ihr den Tresorschlüssel geben?«
    »Auf keinen Fall«, stöhnte Nonnenmacher.
    »Auf ihn brauchen wir nicht hören«, meinte Kastner mit einer abschätzigen Kopfbewegung in Richtung des Vorgesetzten, auf dem er nun fast saß, um ihn bändigen zu können. »Der muss erst einmal wieder zu sich kommen. Der ist von seinem Schock noch ganz plemplem.«
    »Ich glaube aber auch nicht, dass wir den Tresorschlüssel herausgeben sollten«, schaltete Anne sich in das Gespräch ein. »Doch fürchte ich insgesamt, dass wir einfach über zu wenig Erfahrung mit Banküberfällen verfügen.« Sie sah Kastner ernst an. »Ich denke, wir sollten Sebastian Schönwetter anrufen.«
    Der Name des Kripochefs aus der nahe liegenden Kreisstadt, den er mehr hasste als selbst die dickste Schmeißfliege, setzte im Leib des Dienststellenleiters derart viel Kraft frei, dass es ihm mit einem gewaltigen Ruck gelang, Sepp Kastner abzuwerfen und sich aufzurappeln. Noch auf dem Boden kniend keuchte er: »Auf keinen Fall. Dieser studierte Polizeischlumpf ist der Hinterletzte, den wir hier brauchen. Der kommt dann bloß her und sagt …«, Nonnenmacher verstellte seine Stimme zu einem zickig-altklugen Singsang, »›Tja, liebe Kolleginnen und Kollegen, das scheint mir ein delikater Fall zu sein, da werden wir wohl um einen Einsatz unseres erstklassigen SEK nicht herumkommen.‹«
    »Aber damit hätte er doch völlig recht«, gab Anne zu Bedenken.
    »Ein SEK?«, fragte Nonnenmacher. Dann gab er Sepp Kastner eine maximal hessische, also lediglich halbfeste Watschen. »Das ist für gerade eben. Nix für ungut, Sepp, aber erstens bist du zu weit gegangen, wie du mich da auf den Boden gedrückt hast, und zweitens bleibt’s ja in der Familie.« Kastner spielte kurz mit dem Gedanken, zurückzuwatschen, aber dann erinnerte er sich an den Banküberfall und besann sich eines Besseren.
    Dr. Klamms Blick verriet Anne, dass sie nicht fassen konnte, was sie gerade erlebte. Auch Hobelberger staunte nicht schlecht.
    »Den Schönwetter rufen wir sicher nicht an«, tönte Nonnenmacher, der nun wieder stand und die feste Absicht hatte, jetzt

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