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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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ohnehin viele geahnt hatten: Er sei verliebt.
    »Ist doch wunderbar!«, rief der polnische Pater, der kurzzeitig eingenickt war, mit herrlich schnurrendem »r«.
    »Ist das geil!«, kiekste die Bikinifrau in der Soutane und warf Monsignore Lieberzeit heiße Blicke zu.
    »Dann können Sie jetzt ja heiraten!«, bemerkte Pfarrer Hornmaier und musste gähnen, da er nun doch schon etwas müde war.
    »Es ist nur …« Der koreanische Jesusjünger geriet ins Stottern: »Ich bin …«
    »Jetzt sag schon!«, forderte einer der Anonymous Kirchenräuber ihn auf. »Wer ist die Braut?«
    »Es ist …« Trotz seiner ohnehin schon dunklen Hautfarbe konnte jeder der übrigen fünfzehn Anwesenden sehen, dass der koreanische Kaplan errötete.
    Der Monsignore schob ihm einen Kelch mit Rotwein hin. »Trink, Brüderlein, trink!«
    Der Kaplan trank den Messwein in einem Zug leer und sagte dann: »Es ist … ein Mann.« Jetzt war es raus.
    »Ein Mann?«, fragte Monsignore Lieberzeit überrascht. »Warum ein Mann?«
    »Wo die Liebe hinfällt …«, sagte Pfarrer Hornmaier mit der Weisheit des Mannes, der praktisch alles erlebt und gesehen hat.
    »Und wer ist es?«, wollte nun der Anonymous Kirchenräuber mit dem Totenkopfring wissen, der die ganze Zeit auf den Holzdielen Yoga-Übungen gemacht hatte.
    »Es ist mein Haushälter.« Diese Information schlug ein wie eine Wasserbombe im Strandbad. Erst schwiegen sie, doch schon bald lagen sich alle lachend in den Armen – die Rothaarige und Lieberzeit, Hornmaier und sein koreanischer Kollege – und Koslowski ging aufs Klo.
    Obwohl alle nach der ereignisreichen Nacht bereits am Rande ihrer Kräfte waren, setzten sie noch gemeinsam ein Schreiben an den Papst auf, in dem sie jenen über den Stand der Dinge in Sachen Zölibat und Priestertum am See unterrichteten. Die privaten Beziehungsverwicklungen des koreanischen Kaplans Kim Yung ließ man aber außen vor. Der Grund war simpel: Kim Yung träumte davon, im Laufe der nächsten Monate in sein Heimatland zurückkehren zu dürfen und dort zum Pfarrer befördert zu werden. Diesen Karriereschritt wollte er nicht gefährden.
    Wenig später wurde das Communiqué nach Rom gefaxt, und die übernächtigten Verhandlungsführer zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Die Anonymous Kirchenräuber begaben sich zurück zum Parkplatz, die Gottesdiener suchten ihre Pfarrhäuser auf.
    Die Antwort des Papstes ließ nicht lange auf sich warten. Bereits am Nachmittag fand Pfarrer Hornmaier nach einem wohlverdienten Schläfchen ein Fax auf dem Nachtkästchen vor. Das Kirchenoberhaupt stellte darin unmissverständlich klar, dass eine Abschaffung des Zölibats nur über seine Leiche gehe. Und eine Begründung lieferte es auch gleich mit: Die Einnahmen der katholischen Kirche befänden sich im Sinkflug. In einer solchen Situation sei es »Harakiri«, ja dieses Wort verwendete er wirklich, »sich dem Risiko gigantischer Unterhaltsforderungen durch plötzlich legitime Pfarrerskinder und -witwen auszusetzen«. Wenn man etwas in der Kirche beherrsche, schrieb der Papst, dann sei es der Umgang mit Geld und Zahlen.
    Das päpstliche Schreiben blieb aber geheim. Und auch die Tat der Kirchenräuber beanspruchte nur eine kleine Fußnote in den Medien. Im Fokus standen die Entwicklungen der Proteste vor der Bankfiliale an dem See inmitten von Bergen.
    Total überfordert hatte Kurt Nonnenmacher den Gedanken ins Spiel gebracht, die Bundeswehr oder sogar die Gebirgsschützen zur Verstärkung herbeizurufen. Aber der deutsche Innenminister hatte abgewinkt. Er vertrat nämlich die Auffassung, dass der bayerische Ministerpräsident, der in Berlin regelmäßig einen auf »dicke Hose« machte, sich um die Unruhen zu Hause gefälligst selbst kümmern sollte. Der Druck auf den bayerischen Landesvater stieg also gewaltig. Endgültig brachte das Fass aber zum Überlaufen, dass ihn am Dienstagmorgen – die Geiselnahme lief bereits seit über einer Woche! – ein Anruf der Bundeskanzlerin erreichte. Der Landesvater hätte sich beinahe an seinem Mango-Weißwurst-Salat verschluckt (das Diätrezept hatte sich Münchens großartigster Koch, der sich mit seinen gastronomischen Einrichtungen um das Münchner Hofbräuhaus herum ein Feinschmecker-Imperium aufgebaut hatte, eigens für den Politiker ausgedacht).
    »Ach, du bist’s, servus.« Der Ministerpräsident hustete ins Telefon, in seinem Hals hatten sich ein Stück Mango und ein Stück Weißwurst ineinander verhakelt.
    »Sag mal, du, was ist

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