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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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verstorbenen Milliardärs, Frau Gsell, eine interessante Auskunft erhielt: Die GSG9-Männer seien in der Seesauna!
    »In der Seesauna!« Nonnenmachers Stimme hallte über die Weide hinweg bis hinunter zum See. »Ja, meinen die denn, sie wär’n im Urlaub, oder was?«
    »Nein«, sagte Frau Gsell. »Es handelt sich um ein Einzelkämpfertraining, hat der Herr Schramm gesagt.«
    »Ein Einzelkämpfertraining in der Sauna«, sagte Anne belustigt.
    Nonnenmacher sah erst seine Kollegin, dann Frau Gsell an.
    »Als Vorbereitung auf die Wüsteneinsätze, hat er gesagt.« Die Dame zupfte Nonnenmacher etwas von der Uniform und sagte: »Semmelbrösel.«
    »Semmelbrösel«, wiederholte dieser.
    Als Anne und Nonnenmacher wieder im Dienstwagen saßen und zu der auf der anderen Seeseite liegenden Sauna fuhren, fragte die Ermittlerin: »Meinen Sie wirklich, dass die da trainieren, in der Sauna?«
    Der Dienststellenleiter war nicht in der Lage, zu antworten, denn er löffelte gerade den Milchreis in sich hinein, den seine Frau ihm am Morgen in einer Plastikdose mitgegeben hatte. Das war das Einzige, was er jetzt noch für seinen gequälten Magen tun konnte.
    Die Saunamitarbeiterin am Eingang begrüßte die beiden uniformierten Ermittler freundlich, allerdings mit der vorsichtigen Anmerkung: »Wir sind hier textilfrei. Also, die Uniformen … also, wenn Sie …«
    »Wir wollen nicht saunieren«, erwiderte Anne freundlich. »Wir suchen unsere Kollegen.«
    »Ach, die Herren Spezialkräfte?«, fragte die Frau und klang ganz begeistert. »Die trainieren heute bei uns …« Jetzt flüsterte sie sogar: »Wüsteneinsatz!«
    »Schmarren«, konterte Nonnenmacher und wollte an der Kasse vorbei ins Allerheiligste der Seesauna marschieren.
    »Halt!«, rief die Dame an der Rezeption. »Wo wollen Sie hin?«
    »Den feinen Herrn Schramm und seine Muskelprotze herauspfeifen. Jetzt ist Schluss mit Urlaub!«
    »Ich bitte Sie!« Die Dame schnappte hektisch nach Luft. »Wir haben Gäste. Die suchen Ruhe.«
    »Das mag schon sein«, entgegnete Nonnenmacher. »Aber mir haben auch etwas, und zwar ein Problem.«
    »Und wir suchen eine Lösung«, ergänzte Anne. »Wir müssen da rein.«
    »Aber nur textilfrei!«, verlangte die Saunamitarbeiterin.
    Anne sah Nonnenmacher an. Der wich ihrem Blick aus. »Und wie machen wir das jetzt?«
    Nonnenmacher, der noch nie in einer Sauna gewesen war, fühlte sich sichtlich unwohl. »Das ist jetzt schon saudumm, oder?«
    »Irgendwie schon«, meinte Anne, »aber irgendwie auch nicht.« Sie lächelte den Chef an. Dann fragte sie die Saunamitarbeiterin: »Könnten Sie uns zwei Handtücher leihen?«
    »Aber selbstverständlich!«
    Und ehe es sich der bärtige Dienststellenleiter versah, stand er, nur mit einem Handtuch um die Hüften, neben seiner barbusigen Kollegin in der Schilfsauna und blickte hinaus auf die Holzplattform und den See, der sich in das Tal hinein erstreckte. Dass sich zwischen seinen Barthaaren Schweißtropfen bildeten, lag nicht nur an den fünfundsiebzig Grad Celsius und den dreißig Prozent Luftfeuchtigkeit, die im Raum herrschten, um seine Besucher in einen Zustand zu befördern, den Werbeprospekte mit dem, wie Nonnenmacher fand, bedrohlichen Begriff »Seelenbaumeln« bezeichneten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun aber den elf durchtrainierten Männern, die auf das Kommando von GSG9-Chef Schramm hin auf der Plattform am See einarmige Liegestützen machten. Auf den Sonnenstühlen aalten sich mehrere braun gebrannte Besucherinnen und feuerten die Elitepolizisten an. Nach gefühlten einhundert Liegestützen klatschte Schramm in die Hände, die Männer sprangen auf und stürzten sich, splitternackt, wie der Herrgott sie geschaffen hatte, in den See.
    »Elf hübsche Knackpopos«, kommentierte eine falsche Blondine anerkennend, die auf einem der oberen Bretter in der Schilfsauna lag. Ihre Brüste erinnerten Nonnenmacher an die Heißluftballons der jährlichen Montgolfiade.
    Kurz darauf tauchten die perfekt gebauten Einzelkämpfer wieder aus den Fluten des trotz des heißen Sommers kühlen Bergsees auf, banden sich Handtücher um die Hüften und joggten ins Gebäude. Sekunden später verteilte sich ein Teil der Athleten auf den Bänken der Schilfsauna und machte derart zackig Bauchmuskelübungen, dass Nonnenmacher Angst um ihre Venen bekam, die sichtbar unter der Haut hervortraten und aussahen wie Wasserschlangen. Auch Kommandant Schramm war in die Sauna gekommen und hatte Anne und Nonnenmacher sofort erkannt.

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