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Räuberleben

Räuberleben

Titel: Räuberleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Hartmann
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längerem gesucht. Schäffer habe sich bereits unbestrittene Verdienste erworben durch seine Hartnäckigkeit bei der Verfolgung des Diebsgesindels in Württemberg, das ja in den letzten Jahren eine wahre Landplage geworden sei.
    »Man soll sie ergreifen und aburteilen«, sagte der Herzog ungeduldig, »das ist mein erklärter Wille. Aber die nötigen Maßnahmen, ich habe es schon mehrfach erläutert, dürfen unseren Staatshaushalt nicht übermäßig belasten.«
    Von Kniestedt fuhr unbeirrt fort: Der schreckliche Mord am württembergischen Grenadier Pfister habe die Bevölkerung, wie Durchlaucht wüssten, enorm aufgewühlt. Man müsse die Täter, deren Haupt der Zigeuner Hannikel sei, endlich fassen, sonst leide der Glaube an die Justiz. Nun habe der Oberamtmann Schäffer die Nachricht erhalten, die Schuldigen seien in Graubünden durch Zufall entdeckt und verhaftet worden, und Schäffer erbitte sich die landesherrliche Erlaubnis, mit einem kleinen Tross nach Chur zu reisen und die Gefangenen unter Bewachung zurück nach Sulz zu eskortieren.
    »Chur?«, rief der Herzog. »Das ist weit. Das verursacht hohe Kosten.«
    Es werde aber, sagte der Freiherr eindringlich, dem Ansehen des Herzogs nützen, wenn sich die Nachricht verbreite, unter seiner landesväterlichen Leitung sei die Welt von einem der schlimmsten Übeltäter befreit worden.
    »Und deswegen sind Sie gekommen?«, fragte der Herzog unwirsch. »Um mir diese Erlaubnis und einen gehörigen Posten Geld abzuzwacken? Das hätte, mein lieber Kniestedt, ruhig noch ein paar Tage warten können.«
    Der Freiherr schüttelte den Kopf; er hatte sich für die Kutschenfahrt zur Solitude die Perücke erspart, eine Nachlässigkeit, die dem Herzog erst jetzt auffiel. »Nein, Durchlaucht, es eilt. Hannikel darf uns nicht entkommen. Er ist geschickt, er hat möglicherweise bestochene Helfershelfer in der Schweiz. Einen Ausbruchsversuch hat man offenbar in letzter Minute vereitelt. Es wäre verhängnisvoll, wenn uns mangelnde Entschlossenheit in dieser Sache vorgehalten würde.«
    Der Herzog dachte nach und beobachtete dabei erneut sein Spiegelbild, das die Nachmittagssonne, die schräg durch die Fenster schien, mit allerlei Reflexen veränderte, ja verunstaltete. Er straffte sich. »Nun gut, Schäffer soll reisen. Aber halten Sie ihn ernsthaft zum Sparen an. Vor allem bei Unterkunft und Kost. Ich verlange nach seiner Rückkehr eine Zusammenstellung sämtlicher Ausgaben samt einlässlicher Begründung.«
    Von Kniestedt schien etwas einwenden zu wollen, schwieg dann aber und hielt dafür dem Blick des Herzogs länger als üblich stand. Dann erst senkte er den Kopf zu einem angedeuteten Nicken.
    »Dann gehen Sie jetzt«, sagte Karl Eugen. »Mich rufen meine Gastgeberpflichten. Adieu.«
    Der Minister, dem solche abrupten Verabschiedungen vertraut waren, machte zwei Schritte rückwärts, drehte sich um, setzte seinen Hut auf und ging hinaus.
    Gleich strömte wieder die Dienerschaft herein, die draußen gewartet hatte; beinahe lächerlich, dieses eilfertige Getrippel und Getrappel. Der Herzog, der noch eine kurze Weile allein sein wollte, schickte sie hinaus, dazu genügten ein Fingerschnippen und hochgezogene Augenbrauen, man war darin geübt, seine Gesten richtig zu deuten.
    Er ließ sich auf den Frisiersessel fallen. Solche dienstlichen Unterhaltungen kurz vor einem festlichen Ereignis erschöpften ihn. Hannikel, ach was! Wie wenn die Gefängnisse weit herum nicht schon voll wären mit diesem unseligen Gelichter. Und dann lag ihm Bühler, der Minister für Bauten und das Gefängniswesen, ständig in den Ohren, neben neuen Zucht- und Arbeitshäusern auch Waisenhäuser zu gründen. Man müsse die Übeltäter und vor allem deren Kinder, die noch formbar seien, bessern, das war sein Credo. Nichts gegen Bildung, darum hatte der Herzog ja auch seine Akademie, die Karlsschule, gegründet und hielt sie hoch in Ehren, und der Verschwendung, die ihm Bühler gelegentlich in Andeutungen vorwarf, hatte er, dank dem Einfluss Franziskas, schon lange abgeschworen. Aber seine Großmut hatte dort ihre Grenzen, wo es um die Vagierenden ging, diese ganze Zigeunerbrut. Vertreiben oder einsperren! Die Anführer an den Galgen! Was blieb da anderes übrig? Zum Glück war Bühler nicht auch aufgetaucht. Der Herzog, tief in den Sessel gesunken, seufzte, auch das weichste Polster milderte nicht die Hämorrhoiden-Schmerzen, die überfallartig auftreten konnten, dieses Beißen und Brennen, gegen das der

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