Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
Augen.
Dann muss ich den Oni-Krieger ausschalten!
Aber wie sollte er das bewerkstelligen? Schon hörte er, wie die beiden Visagistinnen ihre Sachen zusammenpackten. Sie hatten einen schwarz lackierten Rollwagen mit feinem Blütenmuster bei sich, auf dem sie ihre Applikatoren, Tiegel und Döschen verstauten. Tom bemerkte auch zwei Handspiegel mit weißen Rahmen, die mit dem Glas nach unten auf dem Wagen lagen. Als die Frauen den Wagen ganz aus der Tür schoben, trat er hastig vor und tat, als stieße er mit dem Gefährt zusammen.
Erschrocken hielten die beiden Frauen an. Tom bückte sich im Schwanken und griff nach einem der Spiegel. Die Japanerinnen entschuldigten sich überschwänglich und machten immer wieder kleine Verbeugungen. Tom winkte ab, versteckte den Spiegel hinter dem Körper und zog sich zurück. Sobald sich Stille über den Raum gesenkt hatte, trat er entschlossen ein.
Noch immer saßen David und Rian reglos auf ihren Stühlen.
Wie Roboter ohne Strom
. Tom schauderte.
Der Oni-Krieger im schwarzen Anzug sah ihn misstrauisch an. »Was wollen Sie hier?«, fragte er auf Japanisch.
Tom lächelte unschuldig, doch sein Herz raste. Der Oni-Krieger trat breitschultrig auf ihn zu. Es sah ganz so aus, als wolle er Tom aus dem Raum werfen.
Jetzt oder nie!
Tom riss mit der linken Hand den Spiegel vor und zeigte dem Elfen sein eigenes Antlitz. Der Elf knurrte auf und wich zurück.
Gedankenschnell schlug Tom mit der Rechten zu. Er hörte das Knacken in seiner Faust, als er sie dem anderen gegen das Kinn rammte. Im Fernsehen sah das immer so einfach und schmerzfrei aus.
»Au, au, au!«, rief er, während der Oni-Krieger überrascht zur Seite sackte. Tom spürte, dass zwei seiner Finger leicht anschwollen.
»David, Rian!« Er hetzte zu den beiden Elfen. »Kommt schnell mit, wir haben keine Zeit! Cagliostro kann jede Minute hereinkommen!«
Er wollte die Elfen nach draußen zu dem gemieteten Wagen schaffen. Von dort aus würde er sie weit fortbringen. Irgendwohin, wo sie sicher waren und er mit Nadja Kontakt aufnehmen konnte.
Die Zwillinge regten sich nicht. Ihre Augen waren leer und tot. Stumpfsinnig starrten sie geradeaus, gefangen in einer tiefen Hypnose.
Tom steckte den Spiegel mit dem Griff in seinen Gürtel, packte Rian am Arm und riss sie auf die Füße. Das war nicht die Zeit für Höflichkeiten. Er
musste
die Zwillinge aus dem Zimmer bringen, bevor Cagliostro auftauchte.
Die Elfe blinzelte und sah ihn benommen an. Sie wirkte noch immer abwesend, doch zumindest fokussierte ihr Blick sein Gesicht.
»Rian!«, zischte Tom. »Komm mit mir!«
»Ich höre nur auf den Meister«, sagte die Elfe mit ihrer schönen und zugleich so ausdruckslosen Stimme.
Tom schauderte. »Der Meister schickt mich«, sagte er spontan. »Du sollst sofort zu ihm kommen.«
Rian zögerte. »Ich soll nur auf den Meister hören ...«
»Er wird sehr ungehalten sein, wenn du dich nicht beeilst«, zischte Tom in ihr Ohr. Energisch zerrte er an Rian, und die Elfe kam tatsächlich mit. Zwei Schritte gingen sie gemeinsam, dann fühlte Tom einen Widerstand.
David hob den Kopf und betrachtete die beiden nachdenklich. Mehr tat er nicht.
Wieder versuchte Tom Rian mit sich zu ziehen, doch die Elfe war gebunden. Der Journalist fluchte.
»Unsichtbare Ketten! Wie soll ich die finden?« Er warf einen ängstlichen Blick auf den Oni-Krieger. Noch lag der Mann in sich zusammengesunken auf dem Parkettboden.
Tom zog wieder an Rian und versuchte zu erspüren, an welchem Körperteil es sie zurückriss. Mit den Händen tastete er hastig über ihren Rücken und fand ein dünnes, unsichtbares Seil an ihrer Hüfte. Er riss den Spiegel aus seinem Gürtel und hielt ihn dagegen. Rote Funken stoben auf, dann fiel etwas Unsichtbares mit einem leisen Klatschen auf den Holzfußboden.
Als Nächstes eilte Tom zu David und befreite auch ihn mit der Magie brechenden Macht des Spiegels. Er zerrte den benommenen Elfenprinzen mit sich zu Rian. Bei ihr angekommen, nahm er Rian an die linke Hand und David an die rechte.
»Na los! Der Meister wartet nicht gerne!« Er warf einen schnellen Blick in den leeren Gang und zerrte die Zwillinge mit sich. Sie folgten ihm wie Schlafwandler.
13 Der Geist der Maske
Es ist der Geist der Maske selbst! Nadja stand auf der Bühne, gefangen in ihrem eigenen Körper, und musste tatenlos mit ansehen, wie der Geist in der Maske über sie regierte. Neben ihr war Karkino und lachte schallend. Selbst nun – nachdem das Theaterstück
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