Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
Überheblichkeit übertroffen.
Das muss dieser Meidling sein. Er wirkt wie ein eitler Geck, der sich unglaublich wichtig nimmt, aber keine Verantwortung tragen kann
.
Die junge Elfe stürzte vor. »Mutter von Talamh! Ich bin ja so aufgeregt! Wir gehen nach Tokio! Zu den Menschen!«
Verblüfft suchte Nadja nach einer Erwiderung. Zum Glück kam ihr die Kaiserin zuvor. »Naburo kennst du bereits. Ich schickte ihn aus, dich vom Portal herzubegleiten, und anscheinend entstand zwischen euch bereits ein Band, das der Baum für wichtig erachtet. Dies hier ist Chiyosana-todari-da-ina, die Fächerprinzessin.«
Nadja sah den Fächer in den Händen des schlanken Geschöpfes und erinnerte sich, auch Chiyosana-todari-da-ina bereits gesehen zu haben. Sie hatte bei den anderen Höflingen im Thronsaal gesessen. Staunend betrachtete sie die aufwendige Frisur der Elfe. Erst aus der Nähe erkannte sie, wie viel Arbeit tatsächlich in der Gestaltung dieser lackschwarzen Haare steckte.
»Ich bin dankbar, dass du mich begleiten möchtest, Chiyosana-todari-da-...«
»Nenn mich einfach nur Chiyo!«
»Gut. Und du nennst mich bitte Nadja.« Sie war gekränkt, ständig über Talamh definiert zu werden. Nadja vermisste ihren Sohn und wollte nicht ständig an die große Entfernung zwischen ihnen denken.
Aufgeregt klatschte die junge Elfe in die Hände. »Wir werden so viel Spaß in Tokio haben!«
Nadja neigte sich zum Ohr der Kaiserin. »Ich bin mir nicht sicher, ob Chiyo versteht, worum es hier geht. Sie scheint ein wenig ... unerfahren zu sein. Seid Ihr sicher, dass sie für diese Reise gewappnet ist?«
Die Gesichtszüge der Kaiserin versteinerten. »Chiyosana-todari-da-ina ist meine Tochter. Der Baum weiß sehr wohl, was er tut.« Ihre Stimme klang genauso leise und scharf, wie Nadja sie sich in solchen Situationen vorgestellt hatte. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
»Verzeiht. Ich wollte nicht ...«
»Schon gut.« Die Kaiserin klatschte in die Hände. »Tritt näher, Uragirmon. Auch du wurdest vom Kami erwählt.«
Der Elf mit dem spöttischen Zug um den Mund trat heran. Er war einen halben Kopf kleiner als Naburo. Seine glänzenden schwarzen Haare, geflochten zu langen Zöpfen, reichten auch ihm bis zur Hüfte. »Wie meine Herrin befiehlt«, sagte er mit gesenktem Blick. Den Spott in seiner Stimme und in seinem Gesicht bewahrte er sich trotz seiner demütigen Haltung. »Torio ist Euer demütiger Diener.«
»Sieh es als einmalige Gelegenheit, Uragirmon. Vielleicht kannst du auf diesem Weg einen Teil deiner Schuld abtragen.«
Ehrerbietig senkte der Angesprochene den Kopf.
Die Tenna musterte alle vier. »Ich werde euch Kristalle mitgeben, die der Baum uns schenkte. Einst hatten wir zwölf von ihnen, doch vier davon wurden im letzten Krieg gestohlen. Gebt gut auf sie acht und verwendet sie mit Bedacht.«
Dann winkte sie sie zu sich und hängte ihnen nacheinander einen unscheinbaren durchsichtigen Kristall an einer silbernen Kette um den Hals. Zuletzt bedeutete sie Nadja, näher zu treten. »Diese Kristalle sind wie alle elfischen und göttlichen Gegenstände, in die Magie gebannt wurde: machtvoll, aber auch gefährlich. Sie verbergen euch vor dem Auge des Feindes. Die abtrünnigen Elfen werden meine Gesandten nicht als solche erkennen. Auch das Auge des Cagliostro wird getäuscht, wenn er dich sieht, Nadja. Doch tragt die Kristalle nur wenige Tage und nehmt sie ab, wenn der Feind nicht in der Nähe ist. Hat man sie zu lange um den Hals, können sie den Geist verwirren und das eigene Sein auslöschen.«
Kühl lag die silberne Kette auf Nadjas Haut. »Habt Dank, Tenna Amuyana-tudori-sa-kara. Ich hoffe, wir werden uns dieser Gabe als würdig erweisen.«
Die Tenna lächelte. »Das hoffe ich auch. Ich werde euch nun das Portal öffnen.«
»Eine Frage noch«, unterbrach Torio, der Uragirmon, mit seiner dunklen, spöttischen Stimme. »Gegen wen sollen wir ins Feld ziehen, meine Kaiserin? Habt Ihr einen Verdacht? Was sagen unsere Spione?«
Naburo und Chiyo warfen dem Meidling böse Blicke zu, auf die Torio nicht reagierte.
Die Stimme der Tenna wurde schneidend. »Ich habe Nadja alles gesagt, was ich weiß. Sie wird es an euch weitergeben!«
»Habt Ihr das?« Torio lächelte hintergründig. »Nun denn.«
Hasserfüllt sah ihn die Kaiserin an. »Sei froh, dass der Baum dich erwählte, Uragirmon Falkenbruder! Für mich bist du nach wie vor Abschaum!« Sie ging zornig die Stufen ihres Thrones hinunter und machte eine heftige
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