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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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Klang einer dunklen Flöte lag plötzlich in Nadjas Ohren, doch es war die Kaiserin, die mit dunkler Stimme sang und mit einer Stimmlage, die kein Mensch je hätte erreichen können. Nadja erinnerte sich wieder an ihre Ankunft im Wald von Bóya, als sie den Eindruck gehabt hatte, der Klang einer Flöte liege über der Herbstlandschaft. Genau diese Stimme hatte sie damals in ihrem Herzen vernommen. Der Gesang der Kaiserin durchdrang das Land und rührte auch an Nadja.
    Sie schloss die Augen.
Bitte, Kami! Hilf mir ... hilf uns! Dies entscheidet auch über deine Zukunft
.
    Die Kaiserin beendete ihr Lied, drehte sich zu Nadja um und senkte die Lider. Sie schien die junge Frau nicht zu sehen, sprach Nadja aber direkt an.
    »Es werden vier sein, die dich begleiten. Vier wie die Blätter der Tareablume, die einmal in ihrer Existenz auf den Flammenbergen Bóyas erblüht. Es sollen mit dir gehen: die Prinzessin der Fächer. Der Falken-Krieger und sein Gefährte. Und ...« Die Kaiserin stockte. Es schien, als würde sie gegen die nächsten Worte ankämpfen, als wünsche eine höhere Macht etwas von ihr, was sie nicht zu geben bereit war. »Der
Uragirmon!
«, stieß sie hervor und riss die dunklen Augen auf. »Ausgerechnet er!«
    »Der Uragirmon?«, wiederholte Nadja verwirrt. Es schien kein Name, sondern eine Bezeichnung zu sein. »Was bedeutet das?«
    »Dass du sehr vorsichtig sein musst. Der Uragirmon ist, was ihr in Earrach einen Meidling nennt. Er hat mich verraten und sich durch seine Leichtfertigkeit mit meinen Feinden verbündet. Er hat ...« Sie brach ab. »Achte auf ihn. Vertraue ihm nicht.«
    »Was genau hat er getan?«
    Die Kaiserin schwieg, als habe sie Nadjas Worte nicht gehört.
    Großartig. Wieder mal typisch
, dachte die junge Frau verstimmt.
Einfach so tun, als hätte der andere nichts gesagt, und sich aufgrund seines höheren Ranges darauf verlassen, dass man kein zweites Mal gefragt wird
. Entschlossen öffnete Nadja den Mund. »Was ...«
    »Folge mir!«, unterbrach die Tenna gebieterisch. »Ich werde dir nun deine Begleiter vorstellen und dir ein Portal nach Tokio öffnen.«
    Zweifelnd sah Nadja den Baum an. Ob der Einzug der Zeit seine Wirkung beeinträchtigte? Vielleicht war Yogamatsu kein guter Ratgeber mehr.
    Ich muss an Unterstützung nehmen, was ich kriegen kann
, dachte sie mit einem letzten kritischen Blick auf den mit Bändern umwobenen Baum. Mit zusammengepressten Lippen folgte sie der Herrscherin.
Ich werde für mich und meine Welten tun, was ich kann
, nahm sie sich fest vor. Ja, sie war Teil beider Welten, der sterblichen wie der unsterblichen, das hatte sie seit Talamhs Geburt und der Reise durch das Reich des Priesterkönigs eingesehen.
Und ich werde mich nicht von den Ratschlägen eines Baumes irritieren lassen. Wenn mir dieser Meidling nicht nützlich ist, kann ich ihn ja immer noch zurückschicken
.
    Nachdenklich begleitete sie die rot gewandete Tenna in den Thronsaal.
    Nadja stand neben dem Herrscherstuhl, als die mächtigen lackierten Torflügel sich öffneten und drei menschenähnliche Elfen, begleitet von einem Shishi, eintraten. Der Shishi peitschte unruhig mit dem Löwenschwanz. Als er sich dem Thron näherte, stolperte er mit den großen Pranken über die Kante einer rot gefärbten Tatami-Matte und konnte sich gerade noch abfangen.
    »Kush?«, fragte Nadja halb belustigt, halb bestürzt. Wie sollte dieses faltige Hundewesen ihr helfen können?
    »Ja, Kush ist der Begleiter meines besten Kriegers Naburo«, entgegnete die Kaiserin würdevoll.
    Der Shishi nickte hechelnd und schmiegte sich an seinen Herrn, der seine schwarze Rüstung abgelegt hatte und nur noch die Untergewandung trug. Sie bestand aus einem schwarzen Haori, einer steifen gegürteten Stoffjacke und einem farblich abgestimmten Hakama, einer weiten traditionellen Hose. Auch auf der Stoffjacke waren die stilisierten Falkenschwingen zu sehen, die wohl den Clan des Elfen auszeichneten.
    Nadja besah sich die beiden Wesen neben ihm: eine junge Elfe in einem grasgrünen, kunstvoll bestickten Brokat-Kimono mit einem weinroten Fächer in der Hand und einen spöttischen Schönling, der ein schiefes Lächeln auf den Lippen hatte und so arrogant aussah, dass Nadja ihm am liebsten aus Prinzip die Faust im Magen versenkt hätte. Er trug eine ähnliche Gewandung wie Naburo, allerdings war seine Kleidung dunkelblau und besaß keinerlei Abzeichen oder Symbole. Die Schönheit seines bleichen Gesichts wurde einzig von seiner

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