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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Angst vor dem fremden Laufgefühl vergessend.
    Seine Aufmerksamkeitsspanne reicht bis zu seiner Nasenspitze
, dachte Nadja belustigt.
    Sie hoffte, dass es in Tokio keine Tierfänger gab, die herumstreunende Hunde einfingen. Vermutlich herrschte in diesem Park Leinenzwang.
    »Kush!«, rief sie ihm nach, aber er war schon auf und davon. Nadja sah ihn zwischen zwei Kirschbäumen herumtollen.
    »Es stinkt«, merkte Torio an, der eben mit den anderen Elfen durch das Portal kam.
    Nadja sah sich wachsam um. Es musste noch sehr früh am Morgen sein, denn es war empfindlich kühl und die Sonne gerade erst aufgegangen. Dennoch waren bereits etliche Menschen im Park unterwegs. Einige gingen joggen, andere marschierten in Anzügen durch die Gegend und hielten zusammengerollte Zeitungen unter dem Arm, die sie vermutlich in der U-Bahn gelesen hatten. Kinder in Schuluniformen schlenderten in der Ferne auf einem Weg.
    Zum Glück befanden sich kaum Menschen in ihrer Nähe. Nur ein alter Mann, der einige Meter von dem buddhistischen Tempel entfernt unter einer Decke auf einer Bank geschlafen hatte, richtete sich auf und wischte verwundert den Schlaf aus den Augen, als er die kleine Gruppe betrachtete. Er murmelte ungläubig auf Japanisch vor sich hin.
    »Das ist also die Menschenwelt«, stellte Torio fest und wies auf den Alten. »Aber wer ist das da? Er stinkt nach Schnaps, Alter und Verfall.«
    Nadja war dankbar, dass der Alte Torio nicht verstand. Sie lächelte dem Obdachlosen zu, der aufstand, seine Decke zusammenfaltete und kopfschüttelnd davonging.
    Wir sind viel zu ungewöhnlich gekleidet
, dachte Nadja und blickte in die Runde.
    Chiyo stand mit ausgebreiteten Armen da und sah sich staunend um. In ihrem teuer gewirkten Kimono war sie mehr als auffällig. Ihre schwarzen langen Haare waren zu einer pompös klassischen Frisur mit Kämmen und Perlen aufgesteckt. Torio und Naburo waren zwar nicht ganz so auffällig gekleidet – sie trugen beide weitärmelige Jacken mit Gürteln und Hosenröcke, ähnlich der traditionellen menschlichen Kleidung Japans –, doch auch ihre Sachen waren teuer verarbeitet worden. Sie glänzten auf eine Art und Weise, die unter dem wolkigen Himmel Tokios befremdlich wirkte. Dazu kamen die mittelalterlich anmutenden Schuhe aus Leder und ihre Bewaffnung. Über Torios Schulter ragten ein Bogen und ein Köcher mit gefiederten Pfeilen auf, über Naburos die Kappen zweier japanischer Schwerter.
    Nadjas isländische Kleidung wirkte auf den ersten Blick halbwegs passabel, auf den zweiten sah man ihr aber die vielen Stunden an, die Nadja sie nun schon am Körper trug. Die Jacke war an der Schulter aufgerissen und die Hose mit dem herausgenommenen Teil für den Schwangerschaftsbauch an mehreren Stellen fast durchgescheuert.
    »Was für ein zauberhafter Ort!« Chiyo klatschte in die Hände. »Alles sieht so anders aus! Was war das für ein Mann? Wie alt war er? Muss er bald sterben? Sehen alle alten Menschen so runzlig wie Kush aus? Wo ist Kush überhaupt?«
    Nadja beschloss, nur auf die letzte Frage zu antworten. »Eine gute Frage. Könnte jemand von euch ihn rufen? Auf mich hört er nicht. Er jagt vermutlich Tauben.«
    »Tauben«, wiederholte Torio mit belegter Stimme. »Scheißviecher.« Er bückte sich und hob einen Stein auf. »Ich sehe nach Kush.«
    »Mach keine Dummheiten«, warnte Naburo, der bisher schweigend hinter Chiyo gestanden hatte, wie ein Leibwächter und Lakai.
    Vielleicht ist er das in gewisser Weise auch. Möglicherweise haben die vier so lange gebraucht, weil die Kaiserin ihnen eingeschärft hat, vorsichtig zu sein und auf ihre Tochter aufzupassen. Elfische Kinder sind selten und wertvoll
.
    Nadjas Blicke verfingen sich wieder in dem Schrein für die zu früh gestorbenen oder abgetriebenen Kinder. »Warum habt ihr so lange gebraucht, durch das Portal zu gehen?«
    Naburo wies auf Chiyos Schatten, der zwar nicht ganz passte, aber auf den ersten Blick passabel wirkte. »Die Tenna gab uns Schatten. Es ist schwer, sich an sie zu gewöhnen. Es hat einige Zeit gedauert, Kush zu beruhigen.« Misstrauisch sah der Elf zu den Bäumen. In der Menschenwelt warf alles einen Schatten, daran mussten sich die andersweltlichen Wesen erst gewöhnen.
    »Was machen wir jetzt?« Chiyo schaute sich nach allen Seiten um. »Können wir im Park wohnen? Oder hast du hier Freunde oder Verwandte, die wir besuchen? Wenn wir in Bóya unterwegs sind, gehen wir immer zu unseren Verwandten.«
    Die Prinzessin starrte auf

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